15.09.2011

3. Handball-Liga West - TuS Ferndorfs Hoffnung trägt Kinnbart

Kreuztal. Am 3. Spieltag der 3. Handball-Liga West trifft der TuS Ferndorf am Samstagabend zum 3. Male auf ein Nachwuchs-Team eines Bundesligisten - und hofft endlich auf den ersten Saisonsieg.

geo - In der oberen Tabellenhälfte der 3. Handball-Liga West stehen nach zwei Spieltagen drei Ex-Zweitligisten und drei 2. Mannschaften von Bundes- oder Zweitligisten. Außerdem mit Wermelskirchen und Leichlingen lediglich zwei "Etablierte" aus der letzten Saison. Nun mag man die Aussagekraft einer Tabelle nach zwei Spieltagen mit Recht bezweifeln, aber verblüffend ist es schon, wie das "Establishment" der West-Gruppe der 3. Liga zum Saisonauftakt auf die "Hörner" bzw. von den aufstrebenden Jung-Mannschaften und den "Alt-Profis" in die Zange genommen wurde! Hagen, Altenhagen und Nordhemmern verloren gleich zweimal. Aurich, Ferndorf und Edewecht holten auch erst einen Punkt. Da macht man sich schon Gedanken, ob "gewohnte" Hierarchien gerade dabei sind, aus den Fugen zu geraten.

Krise ist noch kein Thema beim TuS
Beim Meister TuS Ferndorf will man von einer Krise noch nichts wissen und fokussiert sich total auf das Heimspiel am Samstagabend gegen die 2. Mannschaft des VfL Gummersbach. Trainer Caslav Dincic wird nicht einmal die Nummer seines serbischen Landsmannes Seat Hasanefendic wählen, den Trainer der Gummersbacher Bundesliga-Handballer, obwohl doch sonst die Drähte innerhalb die serbischen Landsmannschaft nur so glühen. Aber die Bedeutung der Partie, die um 19.30 Uhr angepfiffen wird, ist schon allen Beteiligten klar. Eine Woche später geht es zum hohen Liga-Favoriten Wilhelmshavener HV, da braucht man jetzt unbedingt ein Erfolgserlebnis. Nicht zu vergessen das DHB-Pokalspiel der 2. Runde am kommenden Mittwoch gegen den Oberligisten VTV Mundenheim. "Darüber sprechen wir kein Wort, auch nicht über Wilhelmshaven. Die Mannschaft weiß, dass bis jetzt vom Beginn der Vorbereitung an nicht alles gut gelaufen ist und will sich am Samstag unbedingt rehabilitieren. Alles andere zählt nicht", berichtete Dincic von einer bereits intensiven "Gesprächswoche".

Doch auch in dieser Woche läuft es im Training noch nicht rund, fehlte beispielsweise am Dienstag die "Hessen-Fraktion" wegen Arbeit, Verletzung oder Grippe komplett. Am Mannschaftstraining konnte auch Max Hamers noch nicht teilnehmen, der sich aber wieder schmerzfrei im Lauftraining befindet. Dabei ruhen gerade auf dem Waldorf-Pädagogen mit dem für ihn so typischen Kinnbart die allermeisten Hoffnungen der Ferndorfer und ihres Anhangs. Dabei richtet sich etwaige Kritik keinesfalls gegen die Vertreter des am Rücken verletzten Torhüters (Nerv eingeklemmt). Vielmehr erschwert die Torhüter-Situation auch seit langem die Trainingsarbeit. Und selbst wenn Max Hamers am Samstagabend zwischen den Pfosten steht - und vieles spricht, Stand heute, dafür - muss auch ihm eine gewisse Eingewöhnung zugestanden werden: seit dem Beginn der Saisonvorbereitung vor über acht Wochen war der Keeper aus dem Bergischen urlaubs- und verletzungsbedingt gerade mal zehn Tage im Training - eine optimale Saisonvorbereitung sieht anders aus!

Es klemmt an vielen kleinen Baustellen
Es sind so viele Kleinigkeiten, die dem nach Perfektion strebenden Trainer in den letzten Wochen graue Haare sprießen ließen. Von den fehlenden "Wisch-Mops" - die Handballer reinigen vor Trainingsbeginn den Hallenboden selber (!) - bis zu falschen Kabelsteckern, die ein Video-Studium eines Gegners durch die Mannschaft verhinderten: es klemmt an vielen kleinen Baustellen im Verein, die in ihrer Summe eine profihafte Vorbereitung der Spieler erschweren.

Trainer einst selbst ein Gummersbacher
Und jetzt Gummersbach! Nach dem Überraschungs-Auswärtssieg zum Saisonauftakt in Nordhemmern muss man auch den bergischen Nachbarn auf der Rechnung haben. In jener Partie fehlten dem 44-jährigen Kölner Trainer Maik Thiele, von 1998 bis 2002 selbst Bundesliga-Spieler beim VfL, gleich drei Talente, die Hasanefendic mit nach Balingen genommen hatte. Dafür sprang der erst 18-jährige Marian Orlowski mit neun Toren bei den "Nordies" für die VfL-Zweite eindrucksvoll in die Bresche. Am letzten Wochenende vertrat dann der talentierte Rückraumspieler Jan-Lars Gaubatz in der "Ersten" für einige Minuten gleich mit zwei Treffern erfolgreich VfL-Kapitän Vrnic gegen Großwallstadt. Am Samstag spielen die Gummersbacher in Melsungen, so dass man einfach abwarten muss, wen Thiele mit nach Kreuztal in die Sporthalle Stählerwiese bringen darf. Dem Vernehmen nach soll wohl zumindest Bundesliga-Linksaußen Robin Teppich erst einmal weitere Gehversuche in der 3. Liga unternehmen.