11.10.2011

9. Operngala der Chorgemeinschaft Kreuztal - "Musik erfüllt die Welt"

Kreuztal. Das Maksi-Akademieorchester hatte seinen ersten Auftritt. Der war in der ausverkauften Kreuztaler Stadthalle mitreißend und voller Schwung.

gmz - Mit der Feststellung "Musik erfüllt die Welt" traf Ulrich Fries vom Vorstandsteam den Nagel auf den Kopf, zumindest, wenn es um die völlig ausverkaufte Stadthalle Kreuztal ging, in der am Sonntagnachmittag die 9. Opern- und Operettengala der Chorgemeinschaft Kreuztal 1851 stattfand. Mit einigen Neuerungen: Das von Chorleiter Musikdirektor Maurizio Quaremba gegründete Maksi-Akademieorchester hatte seinen ersten - mitreißenden und in seinem Schwung ansteckenden - Auftritt, zum ersten Mal stand eine Instrumentalsolistin im Mittelpunkt eines Stückes, und der flachere Bühnenaufbau sorgte für ein neues "Raum- und Sichtgefühl". Kira Kohlmann, die derzeit bei Prof. Laurent Albrecht Breuninger an der Musikhochschule Karlsruhe Violine im Aufbau-Studiengang Konzertexamen studiert, interpretierte Paganinis technisch äußerst anspruchsvolle Version von Rossinis "I Palpiti" (aus der Oper "Tancredi") mit großer Virtuosität und klarem Ton. Im Dialog mit dem sensibel reagierenden Orchester kostete sie die schwelgerische Melodie aus, zelebrierte die komplexe und ausgefallene Technik, bezog die flirrenden, tastenden oder aufbegehrenden, teils gebrochenen Läufe immer auf die lyrische Melodie, die zu einem fulminanten Abschluss geführt wurde. Schön!

"Alte Bekannte" als Solisten dabei
Auch die Ouvertüre zum "Zigeunerbaron", mit der das Orchester die zweite Konzerthälfte begann, geriet flott. Als Solisten waren in Kreuztal "alte Bekannte" zu hören, die sich auch sichtlich wohlfühlten: Ausrine Stundyte (Sopran), Konstantinos Stavridis (Tenor) und Frank Dolphin Wong (Bariton). Sie bestachen sowohl als Solisten mit kraftvollen und ausdrucksstarken Stimmen wie auch im Duett und im Dialog mit den Chören, die von Maurizio Quaremba überzeugend vorbereitet worden sind: Die Chorgemeinschaft wurde in diesem Jahr auch wieder durch Gastsänger verstärkt, aber vor allem auch vom Philharmonischen Chor Siegen (Einstudierung: Lothar Rudolf Mayer). Die Arien und Duette (teils auch mit Chor) thematisierten in verschiedenen Stimmungen das Unerreichbare, das Machbare und die Hoffnung auf Glück und Erfolg. Sie erzählten Geschichten vom Scheitern, von Hoffnung und von Tatkraft. Ausrine Stundyte interpretierte das bekannte "Vissi d'arte" (Puccini) als eine nachdrückliche Klage über die Ungerechtigkeit ihres Leidens, packend in ihrer Verzweiflung. Seelenvoll, mit leicht ironischer Brechung (auch vom gemischten Chor pointiert platziert) war dagegen das Duett mit Konstantinos Stavridis in "Wer uns getraut" (Johann Strauß), überaus komisch war ihr Spiel in "Komm mit mir nach Varasdin" (Kálmán) mit dem etwas tumben Liebhaber (Stavridis), dessen "Leidenschaft, heißer als Gulasch" sie dann doch nicht so recht traute.

Begeisternde Musizierfreude
"Ah! Si ben mio" (Giuseppe Verdi) gestaltete Konstantinos Stavridis als eine hochdramatische Klage, mit romantischem Schmelz besang er als Solist, gemeinsam mit dem genießerisch-flotten Männerchor, das "Lob des Rheins". Frank Dolphin Wong "träumte sich" mit Verve "zurück" in bessere Zeiten (Erich Korngold), entwickelte visionäre Überzeugung in der sehr poetischen, vom Männerchor mit romantischer Kraft erfüllten "Landerkennung" (Grieg). Zackig und schmissig interpretierte er mit dem gemischten Chor das "Werberlied" (Johann Strauß) und gab einen wunderbar gravitätisch-wichtigtuerischen Bürgermeister-Chorleiter in Lortzings "Singschule" (toll auch der gemischte Chor: dummdideldumm!). Auch bei den reinen Chorstücken begeisterte die Musizierfreude des Orchesters, das ganz offensichtlich mit Vergnügen dabei war, und der Chöre: "O Isis und Osiris" (Männerchor) war eine sehr weihevolle Beschwörung der guten Zukunft, der "Walzer" aus Gounods "Faust" (gemischter Chor) schuf gekonnt eine ausgelassene, dann aber unheimliche Stimmung, die sich ihrer Gefährdung bewusst ist. Nach dem unbeschwerten und flotten "Einzugsmarsch" (Johann Strauß) forderte das Publikum begeistert applaudierend "seine" Zugabe, das schmissige "Brindisi".