03.09.2011

Freunde fürs Leben

Ferndorf: Konfirmanden des Jahres 1954 mochten sich nicht nur zu traurigen Anlässen sehen - „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag."

Keine Kinder von Traurigkeit: Die Konfirmanden des Jahrgangs 1954
genießen die fröhlichen Stunden des Lebens [Foto: Peter Helmes].

ph. Traurige Gestalten schauen an­ders aus. Die Ferndorfer Jungs des Konfir­manden-Jahrgangs 1954 versprühen Le­benslust pur und wirken fit wie ein Turn­schuh. Kein Wunder, waren etliche doch teils über Jahrzehnte hinweg in Sportver­einen aktiv bzw. sind es bis heute.

Vorgestern sind sie gewandert. Acht­einhalb Kilometer von Erndtebrück durchs Elberndorftal hinauf zu einer urigen Wald­hütte unweit der Ferndorfquelle. Nach ei­ner zünftigen Rast marschierten sie hinun­ter nach Helberhausen, um im Gasthof Nies eine weitere Pause einzulegen. „Dann versuchen wir, einen Bus nach Ferndorf zu kriegen." Beinahe jugendlich unbeküm­mert klingt das.

Die insgesamt 16 Männer, alle Jahrgang 1939 und somit um die 72, kennen sich von klein auf. Sie besuchten gemeinsam die Dorfschule und wurden zusammen konfir­miert, bevor sie unterschiedliche berufli­che Laufbahnen einschlugen und jeder sei­nem eigenen Lebenspfad folgte. Dann und wann kreuzten sich ihre Wege - zumeist, wenn es galt, einen gemeinsamen Bekann­ten zu Grabe zu tragen. Nach einer solchen Beerdigung be­schlossen die Nordsiegerländer, sich fort­an nicht länger nur zu traurigen Anlässen sehen zu wollen. Das war im März 2002. Seit neun Jahren genießen die Senioren die fröhlichen Seiten des Lebens gemein­sam. Einmal im Quartal kommen sie zu­sammen, und zwar am ersten Donnerstag.

Die erste Tour führte zum Gasthof Merje in Kredenbach - quasi um zu testen, ob die Chemie noch stimmt, die alte Ver­bundenheit nach all den Jahren noch Bestand hat. Sie hat! Selbst der einzige „Fremde" - der vor seiner Konfirmation nach Eiserfeld „aus­gewanderte", aber in Ferndorf aufge­wachsene Ulrich Schmidt - fühlt sich bestens aufgehoben in der munteren Runde seiner einsti­gen Mitschüler. Normalerweise zieht es ihn don­nerstags mit einigen Eiserfelder Wander­freunden hinaus in die Natur, aber der erste Donnerstag im Vierteljahr ist re­serviert für „seine" Ferndorfer. Ähnlich handhabt es Heinz Bub. Der Kommunalpolitiker und Ver­kehrsexperte ist eigentlich ein „Ernsdorfer Jong", wurde aber im angrenzenden Fern­dorf konfirmiert. Allesamt sind übrigens überzeugte Nichtraucher.

Mindestens einmal im Jahr geht's auf wechselnden Routen hinauf zur Hütte auf dem Wollberg hinter der Oberndorfer Höhe. Außer „normalen" Wanderungen sorgen Exkursionen für frischen Wind. Ziele waren neben einigen Firmenbesichti­gungen unter anderem das volkskundliche Museum in Wilnsdorf, das Bergbaumuseum und der Stahlberger Erbstollen in Müsen sowie der Golfplatz im Heestal samt prakti­scher Einführung. Für Dezember ist ein weiterer Besuch eines Siegener Indus­trieunternehmens anvisiert. Am Donners­tag sind die junggebliebenen Altkonfir­manden zum 38. Mal zusammengekom­men. Von Abnutzungserscheinungen keine Spur. Sie fachsimpeln, reden über Gott und die Welt und lassen bisweilen sogar den Philosophen raushängen. Einige erstaunli­che Lebensweisheiten gefällig? „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag" - „Doa hah m'r hoh awer ald jenooch jelacht!" Oder: „Es gibt Menschen, die kannst du nicht überzeugen, sondern nur überleben."

Reden ist Silber, Singen ist Gold. Und so gibt die 1954er Konfirmandengruppe auch als Männerchor eine passable Figur ab, wenn sie - mehrstimmig, versteht sich - unter Eichen- und Fichtenkronen textsi­cher Volkslieder anstimmt. Nein, Kinder von Traurigkeit sind diese Ferndorfer nicht. Ihre Lust am Leben und an gemein­samen Unternehmungen werden sie sich wohl auch in Zukunft nicht nehmen lassen. Die Freundschaft, die seit Kindheit währt, ist so dick wie die sprichwörtliche „Fern­dorfer Duffel".

Alte Kameraden
Das sind die Ferndorfer, die sich seit - 2002 regelmäßig zu gemeinsamen Unternehmungen treffen: Manfred Bäumener, Hans Bende, Heinz Bub, Georg Franz, Werner Greis, Peter Hähn, Werner Mossakowski, Eber­hard Münker, Manfred Podgurski, Adolf Scheffe, Ulrich Schmidt, Erich Schweisfurth, Wilhelm Stähler, Hel­mut Stahlschmidt, Rainer Stahl­schmidt, Ulrich Stein.