Ferndorf: Konfirmanden des Jahres 1954 mochten sich nicht nur zu traurigen Anlässen sehen - „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag."
Keine Kinder von Traurigkeit: Die Konfirmanden des Jahrgangs 1954
genießen die fröhlichen Stunden des Lebens [Foto: Peter Helmes].
ph. Traurige Gestalten schauen anders aus. Die Ferndorfer Jungs des Konfirmanden-Jahrgangs 1954 versprühen Lebenslust pur und wirken fit wie ein Turnschuh. Kein Wunder, waren etliche doch teils über Jahrzehnte hinweg in Sportvereinen aktiv bzw. sind es bis heute.
Vorgestern sind sie gewandert. Achteinhalb Kilometer von Erndtebrück durchs Elberndorftal hinauf zu einer urigen Waldhütte unweit der Ferndorfquelle. Nach einer zünftigen Rast marschierten sie hinunter nach Helberhausen, um im Gasthof Nies eine weitere Pause einzulegen. „Dann versuchen wir, einen Bus nach Ferndorf zu kriegen." Beinahe jugendlich unbekümmert klingt das.
Die insgesamt 16 Männer, alle Jahrgang 1939 und somit um die 72, kennen sich von klein auf. Sie besuchten gemeinsam die Dorfschule und wurden zusammen konfirmiert, bevor sie unterschiedliche berufliche Laufbahnen einschlugen und jeder seinem eigenen Lebenspfad folgte. Dann und wann kreuzten sich ihre Wege - zumeist, wenn es galt, einen gemeinsamen Bekannten zu Grabe zu tragen. Nach einer solchen Beerdigung beschlossen die Nordsiegerländer, sich fortan nicht länger nur zu traurigen Anlässen sehen zu wollen. Das war im März 2002. Seit neun Jahren genießen die Senioren die fröhlichen Seiten des Lebens gemeinsam. Einmal im Quartal kommen sie zusammen, und zwar am ersten Donnerstag.
Die erste Tour führte zum Gasthof Merje in Kredenbach - quasi um zu testen, ob die Chemie noch stimmt, die alte Verbundenheit nach all den Jahren noch Bestand hat. Sie hat! Selbst der einzige „Fremde" - der vor seiner Konfirmation nach Eiserfeld „ausgewanderte", aber in Ferndorf aufgewachsene Ulrich Schmidt - fühlt sich bestens aufgehoben in der munteren Runde seiner einstigen Mitschüler. Normalerweise zieht es ihn donnerstags mit einigen Eiserfelder Wanderfreunden hinaus in die Natur, aber der erste Donnerstag im Vierteljahr ist reserviert für „seine" Ferndorfer. Ähnlich handhabt es Heinz Bub. Der Kommunalpolitiker und Verkehrsexperte ist eigentlich ein „Ernsdorfer Jong", wurde aber im angrenzenden Ferndorf konfirmiert. Allesamt sind übrigens überzeugte Nichtraucher.
Mindestens einmal im Jahr geht's auf wechselnden Routen hinauf zur Hütte auf dem Wollberg hinter der Oberndorfer Höhe. Außer „normalen" Wanderungen sorgen Exkursionen für frischen Wind. Ziele waren neben einigen Firmenbesichtigungen unter anderem das volkskundliche Museum in Wilnsdorf, das Bergbaumuseum und der Stahlberger Erbstollen in Müsen sowie der Golfplatz im Heestal samt praktischer Einführung. Für Dezember ist ein weiterer Besuch eines Siegener Industrieunternehmens anvisiert. Am Donnerstag sind die junggebliebenen Altkonfirmanden zum 38. Mal zusammengekommen. Von Abnutzungserscheinungen keine Spur. Sie fachsimpeln, reden über Gott und die Welt und lassen bisweilen sogar den Philosophen raushängen. Einige erstaunliche Lebensweisheiten gefällig? „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag" - „Doa hah m'r hoh awer ald jenooch jelacht!" Oder: „Es gibt Menschen, die kannst du nicht überzeugen, sondern nur überleben."
Reden ist Silber, Singen ist Gold. Und so gibt die 1954er Konfirmandengruppe auch als Männerchor eine passable Figur ab, wenn sie - mehrstimmig, versteht sich - unter Eichen- und Fichtenkronen textsicher Volkslieder anstimmt. Nein, Kinder von Traurigkeit sind diese Ferndorfer nicht. Ihre Lust am Leben und an gemeinsamen Unternehmungen werden sie sich wohl auch in Zukunft nicht nehmen lassen. Die Freundschaft, die seit Kindheit währt, ist so dick wie die sprichwörtliche „Ferndorfer Duffel".
Alte Kameraden
Das sind die Ferndorfer, die sich seit - 2002 regelmäßig zu gemeinsamen Unternehmungen treffen: Manfred Bäumener, Hans Bende, Heinz Bub, Georg Franz, Werner Greis, Peter Hähn, Werner Mossakowski, Eberhard Münker, Manfred Podgurski, Adolf Scheffe, Ulrich Schmidt, Erich Schweisfurth, Wilhelm Stähler, Helmut Stahlschmidt, Rainer Stahlschmidt, Ulrich Stein.