22.05.2011

Keine Spur mehr vom einstigen Schlagerstar

Kreuztal-Ferndorf. Das Vaterunser wurde am Samstagabend in der evangelischen Kirche in Ferndorf vorgesungen und nicht nur gesprochen. Der Sänger und als Schlagerstar bekannt gewordene Peter Orloff und sein Schwarzmeer Kosaken-Chor stimmten an.

Orloff hatte vorher darum gebeten, dass sich die Gäste während des Vaterunser erheben und im Anschluss auf Applaus verzichten mögen. „Ich wünsche uns allen ein wunderbaren und unvergessliches Konzerterlebnis“, meinte er im Anschluss und eröffnete den ersten Teil des Abends, der von traditionellen Werken der russisch-orthodoxen Liturgie geprägt war. Das klassische „Ave Maria“, gesungen von einem Sopran und die „Hymne des Zaren“ waren dabei nur zwei der Highlights des Konzerts.

Musikalische Reise durch das alte Russland
Allerdings hatten sich einige Gäste in der Ferndorfer Kirche den Abend wohl etwas anders vorgestellt. Peter Orloff, der seit seinem 14. Lebensjahr zu den Schwarzmeer Kosaken gehört, wurde vor allem als Schlagersänger bekannt und berühmt. In den neunziger Jahren zog es ihn zurück zu seinen musikalischen Wurzeln und er übernahm die Leitung des Chors, den sein Vater Nikolai Orloff auch mehrere Jahrzehnte lang geleitet hatte. Doch dieser Auftritt mit dem auffälligen goldenen Kreuz um Orloffs Hals, den Armen, die er wie seine Ensemble-Kollegen hinter dem Rücken verschränkt hielt und den weiten Hosen mit orangenem Streifen, die sie in ihren schweren Lederstiefeln trugen, war weit entfernt von der einstigen Schlagerpräsenz Peter Orloffs.

Vor 20 Jahren war er schonmal in Ferndorf zu Gast, erinnert er sich. In dieser Zeit begann sich der aus Lemgo stammende Orloff zur volkstümlich russischen Musik seines Vaters umzuorientieren. So sollte auch der zweite Teil des Konzerts musikalisch durch das alte Russland führen. Gut, dass die Stimmgewalt des Kosaken-Chors ohne Zweifel überwältigend war.

Stefan Arininsky, der Stellvertreter Orloffs im Kosaken-Ensemble ließ mit seinem sensationellen Bass die Kirche beben, und seine Ensemble-Kollegen brillierten mit klaren und überraschenden Soli. Die Organistin Christa Läusmann der evangelischen Kirchengemeinde hatte mit der Initiative, die Schwarzmeer-Kosaken in die Kirche nach Ferndorf zu holen, einen musikalischen Leckerbissen auf die kulturelle Speisekarte gesetzt. Einzig das Verhalten von Peter Orloff in der Pause verwunderte einige Gäste: Während die Mitglieder des Kosaken-Ensembles CDs und DVDs verkauften, hatte sich Orloff in seine silberne Limousine zurückgezogen.