01.02.2011

Südumgehungen: RP verspricht Neutralität

Kreuztal. Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann traf sich am Montag mit den Bürgermeistern von Kreuztal, Hilchenbach und Erdtebrück, um sich über den Planungsstand der Südumgehungskette zwischen Buschhütten und Schameder zu informieren.

js - Wer für eine abendliche Einladung der Industrie- und Handelskammer ins Siegerland reist, der kann den Besuch gleich mit einer Zwischenstation in der zweitgrößten Kommune des Kreises verbinden. So dürfte am Montag die Terminplanung von Dr. Gerd Bollermann (SPD) ausgesehen haben. Vor dem Jahresempfang in Siegen  setzte sich der Regierungspräsident in der Weißen Villa in Kreuztal mit seinem Parteifreund Willi Brase (MdB), den drei Bürgermeistern Walter Kiß (Kreuztal), Hans-Peter Hasenstab (Hilchenbach) und Karl Ludwig Völkel (Erndtebrück), Regionalratsmitglied Roland Abel (SPD) und Ludger Siebert, Leiter von Straßen NRW Südwestfalen, zusammen, um sich über die Kreuztaler Südumgehung und ihre Fortführung gen Wittgensteiner Land auszutauschen.

Einwendungen gesichtet
Richtige Neuigkeiten oder gar Überraschungen hatte der neue Chef der Bezirksregierung nicht im Gepäck, wohl aber eine klare Ansage zum laufenden Planfeststellungsverfahren der Kreuztaler Südtangente: "Wir sind die Aufsichtsbehörde." Er und seine Mitarbeiter seien der Sachlichkeit, Seriosität und Neutralität verpflichtet. Daher würden sowohl die wirtschaftliche Notwendigkeit, der politische Wille als auch die Einwände der Bürger ernst genommen und objektiv bewertet. Wie berichtet, waren nach der öffentlichen Auslegung der Planungsunterlagen für die "B 508 neu" zwischen Buschhütten und Ferndorf 400 Einzel- und 3000 Listeneinwendungen auf den Arnsberger Schreibtischen gelandet, die nun vom Landesbetrieb Straßen NRW ausgewertet werden müssen. Allesamt beziehen sich allein auf die Kreuztaler Umgehung - selbst wenn einige Schreiben auch die Fortführung der Pläne im Visier haben und nach Auffassung von Kiß "taktische Einwendungen" sind.

Industrie benötigt Anschluss
So ausgereift wie das Kreuztaler Verfahren sind die östlichen Folgeprojekte noch lange nicht. Dennoch arbeiteten sich der Straßenplaner, der Bundestagsabgeordnete, der RP und die drei Bürgermeister Stück für Stück durch Planungen für eine Kette von Umgehungsstraßen bis hinter Schameder. "Dabei handelt es sich um eine regionale Bundesstraße, nicht aber um eine durchgängige Verkehrsachse", betonte Brase im Hinblick auf Widerstände gegen eine Fernstraße - Stichwort: FELS. "Das, was immer wieder von den Gegnern an die Wand gemalt wird, steht nicht zur Diskussion." Wichtig sei es, das Wittgensteiner Land besser an die bestehenden Verkehrsverbindungen anzuschließen. "Uns geht es um Standortfestigung, aber auch um mögliche Neuansiedlungen." Zahlreiche Unternehmen im nördlichen Siegerland und Wittgenstein hätten ein "riesiges Interesse" an einer Umgehungskette. Der Dahlbrucher Anlagenbauer SMS Siemag etwa habe zunehmend Probleme, seine Produkte und Produktteile zu transportieren. "Daraus resultieren Kosten, die sich im internationalen Wettbewerb als problematisch erweisen können", so Willi Brase weiter.

Kreuztaler Rat für Südumgehung
Die drei Bürgermeister, deren Kommunen von den Umgehungsplänen betroffen sind, bezogen aus ihrer jeweiligen Sicht Stellung zu den Straßenbauprojekten. "Wir unterscheiden uns in der Frage nach der Notwendigkeit", bilanzierte Walter Kiß als gastgebendes Stadtoberhaupt. Er selbst verwies auf die "große Mehrheit", mit der sich der Kreuztaler Rat zur Südumgehung positioniert habe. Karl Ludwig Völkel nutzte das Zusammentreffen für das Plädoyer eines Wittgensteiners. "Erndtebrück ist eine wirtschaftliche Einpendlergemeinde mit Firmen von Weltrang." Die Gemeinde brauche dringend die verbesserte Anbindung. "Wittgenstein steht hinter der Umgehung." Hans-Peter Hasenstab erinnerte daran, dass der Rat "seiner" Kommune dem Grunde nach für eine Umgehungskette sei, dass es in Hilchenbach jedoch "gewisse Vorbehalte" gebe.

Terminplanung unklar
Wie geht es nun weiter im umstrittenen Straßenbauprojekt? Straßen NRW hat noch einige Aktenberge zu wälzen, bevor die Stellungnahmen zu den Einwendungen wieder nach Arnsberg geschickt werden können. Im Anschluss wird die Bezirksregierung jeden Absender zu einem Erörterungstermin einladen. Ludger Siebert wollte nicht "so kühn" sein, genauere Daten für einen solchen Termin vorherzusagen. Das Planfeststellungsverfahren "wird eine Geschichte der nächsten zwei bis drei Jahre sein". Walter Kiß machte keinen Hehl daraus, dass ihm diese Zeitplanung nicht gefällt: "Der Wunsch der Stadt Kreuztal ist eindeutig - je schneller, desto besser." Gerd Bollermann, der auf seiner Anreise am Kreuztaler Hauptknoten im Stau steckengeblieben war, betonte zum Abschluss nochmals seine Rolle im Verfahren: "Ich bin den Bürgern verpflichtet." Das sei er selbst auch, antwortete Kiß. Hasenstab, Völkel und Siebert schlossen sich pflichtbewusst an.