Ferndorf „im Schwitzkasten" - Zweifacher Meister setzte sich mit 29:20 durch.
geo „Gummersbach muss schwitzen", hatte TuS-Trainer Caslav Dincic gestern mit leicht drohendem Unterton angekündigt. Doch am Ende des gestrigen Pokal-Abends vor 1200 Zuschauern in der restlos ausverkauften Kreuztaler Sporthalle Stählerwiese hatte der Bundesligist aus dem Bergischen den Spieß umgedreht und den Drittligisten gehörig „in den Schwitzkasten" genommen: Mit 29:20 (16:10) siegte der Traditionsverein sicher und verdient und steht somit im Achtelfinale des deutschen Pokal-Wettbewerbs, das am 13. und 14. Dezember ausgespielt wird.
So viele Zuschauer wie lange nicht mehr waren in die Stählerwiese gepilgert, alle Stehplätze wurden genutzt. Und sie erlebten trotz des klaren Gästesieges einen höchst unterhaltsamen Abend, denn der Gastgeber konnte zwar nie seine körperliche Unterlegenheit gegen die VfLRiesen wettmachen, enttäuschte aber keineswegs: Nur 29 Gegentore gegen einen schier übermächtigen Gegner stellen dem zwei Klassen tiefer in der 3. Liga spielenden Gastgeber zumindest ein gutes Abwehr-Zeugnis aus!
Tatsächlich stemmten sich die Ferndorfer mit hohem Einsatz und bedingungsloser Leidenschaft den Profis um den einzigen aktuellen deutschen Nationalspieler Adrian Pfahl (7 Tore) entgegen und gingen in der Anfangsphase unter dem Jubel des begeistert mitgehenden Publikums sogar zweimal (zum 1:0 und 2:1) in Führung. Doch der TuS-Angriff besaß gegen die wuchtige 6:0-Abwehr der Gäste letztlich dann doch keine geeigneten Mittel, um sich dauerhaft durchzusetzen. So war die Partie im Grunde schon nach 20 Minuten entschieden, als Gummersbach auf 10:3 weggezogen war. Vor allem Pfahl und der kroatische Weltklasse-Rechtsaußen Vedran Zrnic (8/4) waren in dieser Phase häufige Nutznießer Ferndorfer Ballverluste bei Tempo-Gegenstößen. Erst gegen Ende der ersten Hälfte belohnte sich der TuS für seinen unermüdlichen Einsatz und verkürzte zumindest zum 10:16-Halbzeitstand. Und 16 Gegentore gegen einen Bundesligisten - nicht schlecht!
Aber wie schon in der 1. Halbzeit zog TuS-Coach Caslav Dincic auch in Hälfte 2 schnell die Auszeitkarte, weil seine Spieler kein wirkliches Gegenmittel mehr aufs Parkett brachten und so den VfL schnell auf 20:10 davonziehen lassen mussten. So dauerte es in dieser Phase sogar bis zur 40. Minute (!), als ausgerechnet der Jüngste im TuS-Trikot den Tore-Bann brach und auf 11:20 verkürzte. Und Torschütze und Mittelmann Julian Schneider, der abwechselnd mit Mario Allendörfer den verletzen Kapitän Michael Feldmann vertrat, fand Gefallen an seiner Darbietung und legte sogar noch zwei wunderschöne Treffer nach. So blieben die Ferndorfer einigermaßen im Rennen, auch ihre Torhüter Max Hamers und David Wellen steuerten einige sehenswerte Paraden bei. Sogar Fabio Schöttler kam am Wurfkreis im Nachsetzen zu seinem DHB-Pokal-Treffer.
Für den TuS bleibt nach anstrengenden Vorbereitungswochen eine bescheidene, aber doch willkommene Einnahme und das gute Gefühl, den einen oder anderen Zuschauer zusätzlich gewonnen zu haben. Denn schon am Samstag kommt der Drittliga-Tabellenführer ins Siegerland, und dann müssen die Ferndorfer nicht nur in der Abwehr ihre Möglichkeiten abrufen sondern auch im Angriff. Dazu blieb es - Stand gestern Abend - offen, ob Kapitän Michael Feldmann rechtzeitig fit wird: Es ist zwar keine große Sache mit dem Oberschenkel, aber wir müssen bis Samstag warten, ob es vielleicht gegen Wermelskirchen klappt.
TuS Ferndorf: Hamers, Wellen - Aust (5/2), Schneider (3), Lange (2/1), M. Sijaric (2), Stelzenbach (2), Allendörfer (2), Faulenbach (1), Hilger (1). Dettling (1), Schöttler (1)
VfL Gummersbach: Zrnic (8/4), Pfahl (7), Mahé (4/1), Putics (3), Schindler (2), Krause (2), Anic (1), Wiencek (1), Lützelsberger (1).