Erich Merz verschenkt seine Memoiren - und bewirkt Gutes
nja Ferndorf. Erich Merz ist 75 Jahre alt - und hält Rückschau auf sein spannendes und bewegtes Leben. Das ist sicherlich nichts Außergewöhnliches. Der Ferndorfer aber hat seine Erinnerungen niedergeschrieben -nicht in einem privaten Tagebuch, sondern auf 112 Seiten und zwischen zwei Buchklappen: Ein gewiss nicht ganz alltägliches Vorgehen. Zu etwas Besonderem wird dieser kreative Akt jedoch aufgrund des Umstands, dass er religionsübergreifend damit Gutes bewirkt.
Wie dies funktioniert? Der Senior hat im Selbstverlag 80 Exemplare seiner Memoiren unter dem Titel ~Mein Opa...kommt aus Franken" fertigen lassen, die er zu verschenken gedenkt. Dieses Präsent verbindet er jedoch mit der Bitte um eine Spende, die dem Förderkreis der Ermreuther Synagoge zukommen wird. Die Synagoge beherbergt mittlerweile auch ein jüdisches Museum. „Gedacht ist an einen Anerkennungsbeitrag von 10 Euro - oder mehr", berichtete der im fränkischen Ermreuth geborene Wahl-Siegerländer im SZ-Gespräch. Doch damit nicht genug, denn: Der Bitte folgt ein Versprechen. So wird Erich Merz seinerseits die Spendensumme verdreifachen: „Ein Betrag in Höhe der Gesamtsumme aller eingegangenen Spenden kommt der ev. Laurentiuskirche Ferndorf zugute, und den gleichen Betrag spende ich an die Kirche Peter und Paul in Ermreuth."
Wer also unter dem Stichwort „Siegerland" dem Förderkreis Synagoge Ermreuth eine Spende zukommen lässt, darf laut Erich Merz gewiss sein, dass jeweils derselbe Betrag an die beiden protestantischen Gotteshäuser fließen wird. Eine schöne Idee!
Seine ersten 16 Lebensjahre verbrachte der heute 75-Jährige in dem fränkischen Ort. Dort betrieb sein Vater u. a. ein Fuhrgeschäft, hatte seine Familie beruflich wie privat enge Kontakte zu Christen und Juden. Mit 16 begann er eine Lehre als Industrie-Fachkaufmann, zeit seines Lebens war er mit Begeisterung in der Druck-Industrie tätig. Nürnberg, Offenbach, Wuppertal und Ferndorf - dies sind in kürzester Kürze die Stationen im Leben von Erich Merz, der anno 1959 während einer Zugfahrt seine jetzige Ehefrau Irmgard, eine gebürtige Dreis-Tiefenbacherin, kennenlernte. 1964 ließ sich Familie Merz zunächst in Netphen nieder, seit 40 Jahren lebt sie in Ferndorf an der Kärntner Straße.
Warum aber heißt das `Buch „Mein Opa...kommt aus Franken"? Die Idee, meine Lebensgeschichte niederzuschreiben, kam durch meine Enkelin Verena. In der Schule hatte sie einen Aufsatz über ihren Opa geschrieben", ist in Erich Merz' Memoiren zu lesen. Dies aber war nur ein Beweggrund dafür, kreativ zu werden. Wichtiger noch ist für den Ferndorfer, seiner Dankbarkeit für sein bisheriges Leben Ausdruck zu verleihen - trotz schwieriger und belastender Momente: „Ich habe das große Glück gehabt, in verschiedenen Zeitabschnitten meines Lebens prächtigen Menschen zu begegnen, die treu zu mir standen - Christen wie Juden", erzählte der Ferndorfer und dankt Gott dafür.