07.10.2011

Zeichen der Dankbarkeit

Erich Merz verschenkt seine Memoiren - und bewirkt Gutes

nja Ferndorf. Erich Merz ist 75 Jahre alt - und hält Rückschau auf sein span­nendes und bewegtes Leben. Das ist si­cherlich nichts Außergewöhnliches. Der Ferndorfer aber hat seine Erinnerungen niedergeschrieben -nicht in einem priva­ten Tagebuch, sondern auf 112 Seiten und zwischen zwei Buchklappen: Ein gewiss nicht ganz alltägliches Vorgehen. Zu etwas Besonderem wird dieser kreative Akt jedoch aufgrund des Umstands, dass er religionsübergreifend damit Gutes be­wirkt.

Wie dies funktioniert? Der Senior hat im Selbstverlag 80 Exemplare seiner Me­moiren unter dem Titel ~Mein Opa...kommt aus Franken" fertigen las­sen, die er zu verschenken gedenkt. Die­ses Präsent verbindet er jedoch mit der Bitte um eine Spende, die dem Förder­kreis der Ermreuther Synagoge zukom­men wird. Die Synagoge beherbergt mitt­lerweile auch ein jüdisches Museum. „Gedacht ist an einen Anerkennungsbei­trag von 10 Euro - oder mehr", berichtete der im fränkischen Ermreuth geborene Wahl-Siegerländer im SZ-Gespräch. Doch damit nicht genug, denn: Der Bitte folgt ein Versprechen. So wird Erich Merz seinerseits die Spendensumme verdrei­fachen: „Ein Betrag in Höhe der Gesamt­summe aller eingegangenen Spenden kommt der ev. Laurentiuskirche Fern­dorf zugute, und den gleichen Betrag spende ich an die Kirche Peter und Paul in Ermreuth."

Wer also unter dem Stichwort „Sieger­land" dem Förderkreis Synagoge Erm­reuth eine Spende zukommen lässt, darf laut Erich Merz gewiss sein, dass jeweils derselbe Betrag an die beiden protestan­tischen Gotteshäuser fließen wird. Eine schöne Idee!

Seine ersten 16 Lebensjahre ver­brachte der heute 75-Jährige in dem frän­kischen Ort. Dort betrieb sein Vater u. a. ein Fuhrgeschäft, hatte seine Familie be­ruflich wie privat enge Kontakte zu Christen und Juden. Mit 16 begann er eine Lehre als Industrie-Fachkaufmann, zeit seines Lebens war er mit Begeiste­rung in der Druck-Industrie tätig. Nürnberg, Offenbach, Wuppertal und Ferndorf - dies sind in kürzester Kürze die Stationen im Leben von Erich Merz, der anno 1959 während einer Zugfahrt seine jetzige Ehefrau Irmgard, eine ge­bürtige Dreis-Tiefenbacherin, kennen­lernte. 1964 ließ sich Familie Merz zu­nächst in Netphen nieder, seit 40 Jahren lebt sie in Ferndorf an der Kärntner Straße.

Warum aber heißt das `Buch „Mein Opa...kommt aus Franken"? Die Idee, meine Lebensgeschichte niederzuschrei­ben, kam durch meine Enkelin Verena. In der Schule hatte sie einen Aufsatz über ihren Opa geschrieben", ist in Erich Merz' Memoiren zu lesen. Dies aber war nur ein Beweggrund dafür, kreativ zu werden. Wichtiger noch ist für den Ferndorfer, seiner Dankbarkeit für sein bisheriges Leben Ausdruck zu verleihen - trotz schwieriger und belastender Momente: „Ich habe das große Glück gehabt, in ver­schiedenen Zeitabschnitten meines Lebens prächtigen Menschen zu begeg­nen, die treu zu mir standen - Christen wie Juden", erzählte der Ferndorfer und dankt Gott dafür.