05.02.2012

32:27 - Ferndorfer ziehen Wilhelmshaven den Zahn

Der TuS Ferndorf hat einen kleinen, aber keineswegs vorentscheidenden Schritt in Richtung Platz zwei der 3. Handball-Liga gemacht. Im Verfolger-Duell bezwangen die Mannen von Trainer Caslav Dincic in der Kreuztaler Stählerwiese den Wilhelmshavener HV mit 32:27 (15:14) und haben sich jetzt einen Zwei-Punkte-Vorsprung vor der Konkurrenz verschafft.

Nach oben beträgt der Rückstand "nur" noch sechs Zähler, da sich Tabellenführer Lemgo in Leichlingen die zweite Saison-Niederlage erlaubte. Es scheint sich also noch einiges zu bewegen, nach vier Spieltagen der Rückrunde aber wartet noch eine ganze Reihe von Hürden, die es zu überspringen gilt. Die Hürde Wilhelmshaven hat der TuS erst einmal gemeistert. "Verdientermaßen", wie Trainer Caslav Dincic meinte. Und das vor allem deshalb, weil sich seine Mannschaft nicht auf die kleinen versteckten Provokationen der Gäste von der Nordsee eingelassen, sondern ihren Stiefel gespielt habe.

Nötig hatten die Nordlichter diese Spielweise nicht, verfügen sie doch über eine spielstarke Truppe, die allerdings allzu sehr auf zwei, drei Schlüsselpositionen reduziert wird. Spielertrainer Christian Köhrmann als Vollstrecker und Anspieler ist Dreh- und Angelpunkt, am Kreis lauert mit Moritz Barkow ein wuchtiger Abnehmer. Dritter im Bunde ist Ivo Warnecke. "Der wäre viel stärker, wenn er sich auf Handball konzentrieren würde und die Provokationen ließe", hat Caslav Dincic das Potenzial des Wilhelmshaveners erkannt. Provokationen, mit denen die Gäste den TuS letztlich nicht aus dem Rhythmus zu bringen vermochten, weil der sich letztlich auf seine Stärken besann.

Stärken allerdings, die in der ersten Halbzeit zumeist brach lagen. Technische Fehler, vergebene Freistellungen, Abwehrlücken - nach ordentlichem Start und Führung in den ersten elf Minuten (Carsten Lange schafft in der 11. Minute für lange Zeit die letzte zum 6:5) übernimmt Wllhelmshaven das Ruder und führt in der 20. Minute durch einen Köhrmann-Treffer mit 12:9. Julian Schneider, den Dincic jetzt ins Rennen schickt, ist es vorbehalten die bis dahin schwachen Rückraum-Aktionen vergessen zu machen. Peter Dettling und Jonas Faulenbach übertrafen sich regelrecht mit Fehlschüssen und technischen Unzulänglichkeiten. Der 19-jährige Youngster sorgte mit seinen Treffern in dieser Phase, dass der TuS im Spiel blieb.

"Da liefen wir Gefahr, entscheidend ins Hintertreffen zu geraten, daher waren diese Tore von Julian ganz wichtig", lobt Dincic die Unbekümmertheit Schneiders. Dass Faulenbach dann in letzter Sekunde vor der Pause seinen ersten Treffer setzen und die Ferndorfer damit wieder in Führung bringen konnte, war ein Fingerzeig für den weiteren Spielverlauf und durchaus so etwas wie die "psychologische Wende" des Abends. Nur noch einmal erlaubten die Ferndorfer dem Gast eine Führung (17:18, 34.), ansonsten bestimmte jetzt der TuS das Geschehen. Gefestigt in der Abwehr vor dem jetzt mit guten Aktionen aufwartenden Max Hamers im Tor, gute, schnelle Kombinationen im Angriff mit sicherem Abschluss. Spätestens beim 25:22 durch Faulenbach (46.) war klar, dass die Gastgeber den Bogen raus hatten diese Mannschaft auf dem Norden zu besiegen.

Dennis Aust, der diesmal fünf seiner sechs Siebenmeter-Strafwürfe versenkte, und auch aus Rechtsaußen-Position sicher traf, sorgte mit dem 27:23  (49.) für einen weiteren Meilenstein, ehe die Gäste ihre Unbeherrschtheiten übertrieben. Kreisläufer Moritz Barkow rammte Faulenbach auf dem Weg zum Kreis die Faust in den Magen. Die Rote Karte war die einzig richtige Konsequenz. Zuvor mussten schon Matej Kozul und auch Köhrmann auf die Strafbank, so dass nur noch drei Wilhemshavener das Parkett zierten. Diese Käfteverhältnisse waren bei Anbruch der letzten zehn Minuten natürlich für die Ferndorfer bei konfortabler Führung mehr als nur eine Vorentscheidung. Der Rest war praktisch Formsache. Der Treffer von Carsten Lange mit der Schlusssirene schraubte den Vorsprung letztlich auf fünf Tore.

"Ich bin froh, dass die fairen Wilhelmshavener sich mit dieser Niederlage auf den Heimweg machen können", konnte sich Mirza Sijaric einen Seitenhieb auf die Vorstellung der Gäste nicht verkneifen. Die brachten sich praktisch selbst um ihren Spielfluss. Der TuS, der sich nicht anstecken ließ, fand seine Linie und gewann verdient. Ein Schritt in Richtung Platz zwei, zudem es aber noch ein weiter Weg ist.

TuS Ferndorf - Wilhelmshavener HV 32:27 (15:14).

Ferndorf: Hamers, Rottschäfer, Alen Sijaric, Schneider (4), Faulenbach (5), Aust (9/5), Dettling, Hilger (1), Feldmann (2), Lange (6), Mirza Sijaric (1), Stelzenbach (4).

Wilhelmshaven: Doden; Maas (4), Warnecke (4), Lehmann (3), Hesslein, Staczewski, Barkow (3), Köhrmann (9/1), Kozul, Bonath (4).

Schiedsrichter: Marx/Bühler (Nümbrecht/Wiehl).

Zuschauer: 1200.

Rote Karte: Barkow (Wilhelmshaven) wegen Foulspiels.