19.09.2012

Baustart: Landwirte bauen „grünes Zentrum“

  Ferndorf. Offiziell heißt es „Haus der Landwirtschaft“. Doch eigentlich ist der Neubau, den die landwirtschaftlichen Kreisverbände Siegen-Wittgenstein und Olpe und die Buchführungs- und Steuerberatungsgesellschaft BSB errichten, noch mehr: So spricht BSB-Personalchef Friedhelm Dombrink denn auch schon von einem „Grünen Zentrum“. Maschinenring und Betriebshilfsdienst, Naturschutzverbände und die Biologische Station Siegen-Wittgenstein werden ebenfalls dort einziehen.

Weil die Wände des zweigeschossigen Bürogebäudes in der Ferndorfer Zitzenbach seit dem Baubeginn vor drei Wochen fast wie im Zeitraffer wachsen, sprach Henner Brach am Montag von einer „Grundsteinlegung für Fortgeschrittene“. Länger als der Bau, der im nächsten Frühjahr bezugsfertig werden soll, habe die Debatte unter den rund 2200 Mitgliedern der Verbände gedauert, räumte der Siegen-Wittgen­steiner Kreisverbandsvorsitzende ein. „Wir bekennen uns zur Präsenz in der Fläche“, sagte Braach, „aber wir brauchen Strukturen, die zumindest auf mittlere Sicht zukunftsfähig sind.“

Siegen-Wittgenstein hatte sein „grünes“ Haus bisher in der Erndtebrücker Pulvermühle – vor allem auch, weil dort bis zu ihrem Rückzug nach Meschede auch die Landwirtschaftskammer ihre eigene Dienststelle hatte. „Die fehlt uns eigentlich“, sagte Braachs Olper Kollege Josef Geuecke, der kein Geheimnis aus der Stimmung in seinem Kreisverband machte. Der Neubau für rund eine Million Euro im Siegerland sei „schwierig zu diskutieren“ gewesen. „Wir freuen uns, dass wenigstens eine Firma aus dem Kreis Olpe hier baut.“

24 Mitarbeiter werden am Ortsrand von Ferndorf für die Landwirte da sein, gut die Hälfte bei der BSB, die anderen in der von Martin Voß geführten Geschäftsstelle der landwirtschaftlichen und der Waldbauernverbände. Wie viel von ihnen erwartet wird, machte gerade der Sprecher der Olper Landwirte deutlich, die ihre erst 1978 neu gebaute und 1986 erweiterte Anlaufstelle in der Kreisstadt verlieren: „Das muss einen Aufbruch geben.“

„Die Leistungsfähigkeit erhalten und erhöhen“: Dieses Ziel nennt Georg Jung, der das Bauvorhaben bei den Verbänden koordiniert. Dass beides nötig ist, macht Henner Braach am Beispiel deutlich: Wenn ein Landwirt seinen Betrieb umstellt und die Milchviehhaltung aufgibt, entspinnt sich ein Problemkatalog, der bei Ansprüchen von künftigen Erben beginnt und beim Verbleib der EU-Milchquote längst noch nicht aufhört. „Die Fragestellungen werden immer komplexer und tiefgehender.“ Dass auch in Zukunft mancher Haupterwerbsbetrieb nur noch im Nebenerwerb weiterbestehen wird, ändert daran nichts, sagt Martin Voß: „Der Beratungsbedarf unterscheidet sich nicht.“