07.10.2012

Ferndorfer besiegen den SV Post Schwerin

Die Handballer des TuS Ferndorf haben die lange Busfahrt nach Mecklenburg-Vorpommern nicht umsonst absolviert: Beim insolventen SV Post Schwerin nahm sich der TuS mit einem 34:27(14:15)-Erfolg den Sieg und zumindest etwas Selbstvertrauen mit auf die Nachtfahrt zurück gen Heimat.

Halle nur zu einem Fünftel gefüllt
Das Spiel in der Schweriner Sport- und Kongresshalle wurde von dem Schiedsrichtergespann Fratczak/Ribeiro mit etwas mehr als 40 Minuten (!) Verspätung angepfiffen, die Ferndorfer Mannschaft hatte im Stau festgesteckt. Knapp 100 Fans der Gastgeber hatten am Samstagnachmittag in der Schweriner Innenstadt demonstriert, um seitens der Politik vielleicht noch eine Wunder-Rettung für „ihre Post“ zu bekommen. So richtig daran glauben scheinen die meisten aber nicht mehr zu können, die Enttäuschung in der Landeshauptstadt überwiegt. Und so war die 5000 Zuschauer fassende Halle grade mal zu einem Fünftel (offiziell 1216 Zuschauer) gefüllt – ein trostloses Szenario für einen möglichen letzten Auftritt im Handball-Oberhaus.

Drohender letzter Platz motivierte zusätzlich
Das Gefühl, dass an diesem Tag irgendwie alles egal zu sein schien, war mit dem Anpfiff aber vorüber. Nach einer Gedenkminute für den kürzlich verstorbenen Erhard Wunderlich legten die Ferndorfer schnell vor, gingen zur Freude der rund 20 mitgereisten Siegerländer Fans mit einem Doppelpack von Heider Thomas 2:0 in Führung. Die Gäste starteten hochmotiviert, immerhin drohte angesichts der Tabellensituation (Schwerin als Tabellenschlusslicht im Ferndorfer Nacken) bei einer Niederlage das Abrutschen auf den letzten Platz. Die Gastgeber glichen durch Moritz Weltgen beim 4:4 (7.) erstmals aus, danach wechselten die Führungen. Ab dem 9:8, der ersten Schweriner Führung durch den starken von Gruchalla, legte bis zum Pausenpfiff nur noch die Post vor.

Hälfte zwei: Gesteigerte Ferndorfer Leistung, schwindende Schweriner Kraftreserven
Nach dem Seitenwechsel änderten sich die Kräfteverhältnisse dann aber schnell, immerhin fehlten den Schwerinern mittlerweile schon einige Alternativen. Allerdings legte der TuS jetzt auch einen deutlichen Zahn zu und zeigte in den zweiten 30 Minuten eine starke Leistung. Julian Schneider eröffnete mit seinem Tor zum 18:17 für Ferndorf einen TuS-Zwischenspurt, der bis zur 42. Minute für ein deutliches 24:18 der Siegerländer sorgte. Beim 19:26 (46.) nahm Schwerins Trainer Christian Prokop die Auszeit, versuchte seine Mannschaft noch einmal für die letzte Viertelstunde zu motivieren. Die versuchten noch einmal, alles für einen positiven Heimspiel-Abschluss zu geben, spielten sich bis auf 24:28 (51.) heran. Als Ferndorfs Kreisläufer Moritz Barkow zum 29:24 antwortete und SV-Kapitän Stephan Riediger kurz darauf eine Zeitstrafe sah, war das aber die Vorentscheidung.

Julian Schneider überragte auf Linksaußen
Zwar kassierte auch Barkow (55.) kurz darauf zwei Minuten „Bankpause“, in Unterzahl traf aber Heider Thomas. Kurz später sah Tim Hilger (57.) die Zeitstrafe, der gut aufgelegte Julian Schneider beantwortete aber auch diese Ferndorfer Dezimierung mit dem nächsten Treffer. Der gelernte Mittelmann erfüllte seine ungewohnte Rolle auf der linken Außenposition an diesem Tag mit Bravour, markierte mit einem Dreierpack zum 34:27-Endstand die letzten drei Treffer der Begegnung und trug sich insgesamt acht Mal in die Torschützenliste ein.

Sieg hebt Ferndorf über die "Marke"
Ob das Spiel wie angekündigt endgültig der letzte Schweriner Auftritt war, ist derweil noch nicht entschieden. Laut Geschäftsführer Friedrich Diestel wird der Spielbetrieb aber zu „80 Prozent noch in diesem Jahr eingestellt“. Das Insolvenzausfallgeld reicht noch bis Ende Oktober. Durch den Auswärtssieg klettern die Ferndorfer in der Tabelle wieder auf einen Nichtabstiegsplatz und beschließt den sechsten Spieltag vor Schwerin, Erlangen, Leutershausen und Henstedt-Ulzburg auf Tabellenplatz 16. Gut fürs Selbstvertrauen des TuS, vor der „Marke“ zu stehen – auch, wenn die Punkte gegen Schwerin am Ende der Saison wohl wieder gestrichen werden. Am kommenden Wochenende empfangen die Ferndorfer zur „normalen Zeit“ (Samstag, 19.30 Uhr) den VfL Bad Schwartau.

Statistik:
TuS: Hamers, Rottschäfer – J. Schneider (8), Thomas (7), Breuer (6/2), Aust (6), Barkow, Hilger, Johnen (je 2), L. Schneider (1), Lange, A. Sijaric, M. Sijaric, Bettig.

SV: Wetzel, Levshin – von Gruchalla (9), Weltgen (5), Murawski, Piske, Riediger (je 3), Prothmann, Rauch (je 2), Finkenstein, Larisch, Tovornik.

Caslav Dincic zum Spiel:
"Das war heute ein verdienter Sieg für uns, auch in der Höhe verdient. Wir haben vor allem in der Viertelstunde nach der Pause gut in der Abwehr gespielt, Max Hamers hat gut gehalten. Im Angriff hat Julian Schneider sehr gut geworfen, bis auf einen Fehlwurf von Außen hat er glaube ich alles getroffen. Schwerin war motiviert, die Spieler wollten gewinnen, aber wir waren besser heute. Ob wir einen Schritt weiter sind, muss das nächste Spiel zeigen. Wir waren auch schon in Aue einen Schritt weiter und haben im Heimspiel gegen Leutershausen wieder einen Schritt zurück gemacht. Auswärts haben wir bisher besser gespielt, die Spieler sollten auch zu Hause lockerer aufspielen und sich nicht so viel Druck machen. Dann können wir guten Handball spielen."