01.12.2012

Ferndorfer erkämpfen sich gegen "Eulen" einen Punkt

jubelLaola-Welle für den Punkt: Die Ferndorfer Spieler feierten das Remis gegen Friesenheim wie einen Sieg. Fotos: SommerDie Handballer des TuS Ferndorf haben gegen die TSG Ludwigshafen-Friesenheim mit einem 28:28(14:18) einen verdienten Punktgewinn verzeichnen können. Dass an der "Stählerwiese", die sich auch ohne Trommler als Hexenkessel präsentierte, nicht sogar zwei Punkte möglich waren, lag am überragenden Kevin Klier im Tor der Badener. Ferndorf spielte sich nach 14:18-Pausenrückstand unter Regie des starken Tim Hilger auf 20:20 zurück, durch die Paraden von Klier schien Friesenheim aber lange auf der Siegerstraße.

Heimspiel ohne Trommler
Es hatte nicht vielversprechend in der Sporthalle an der "Stählerwiese" begonnen. Beim Vorlesen der Mannschaftsaufstellungen durch Pressesprecher Roger Becker ging ein Murmeln über die Tribüne - denn das gewohnte Trommeln nach dem Vorlesen jedes Namens blieb aus. Der Fanclub der "Ferndorfer Füchse" war nicht da. Auch das Licht wollte vor dem Anpfiff nicht so recht, was die Ferndorfer wollten - und die TSG schien auch nicht mitspielen zu wollen, was einen positiven Abendverlauf aus Sicht des TuS anging.

kevin_klierStarker Rückhalt der Friesenheimer: TSG-Torwart Kevin KlierKlier im Friesenheimer Tor überragend
Ferndorf spielte im Angriff anfangs viel zu behäbig, fand kaum eine Lücke. Die TSG dagegen agierte von Beginn an mit jeder Menge Tempo, ging nach acht Minuten mit 6:2 in Führung. Die Möglichkeiten der Hausherren entschärfte Kevin Klier regelmäßig, in vielen Situationen deuteten auch dessen Vorderleute ihre Möglichkeiten an. Geführt vom starken Andrej Kogut zeigten die "Eulen" so manchen schönen Kracher aus dem Rückraum. Die fehlende Routine ewa eines Stephan Just war den Gästen aber ebenfalls anzumerken.

"Man sieht, dass uns ein erfahrener Mann wie 'Apollo' (Just, Anm. d. Red.) fehlt. Wir haben in der Abwehr zu keiner Phase ins Spiel gefunden, dass wir zur Pause vorne lagen, lag an Kevin Klier", bilanzierte Friesenheims Trainer Thomas König. So wirkten die Badener zwar ungemein überlegen - als der gut aufgelegte Ale Sijaric in der 14. Minute einen Gegenstoß verwandelte, stand es aber dennoch "nur" 7:9. Der TuS war noch nicht im Spiel, aber auch Tuchfühlung.

Hilger sorgte für Belebung des Angrifffspiels
Nach knapp 18 Minuten nahm Caslav Dincic den bis dahin blassen Simon Breuer vom Feld, brachte Tim Hilger für die Mittelposition."Simon hat das Spiel von Anfang an langsam gemacht, das war nicht gut heute", bilanzierte Dincic. Der eingewechselte Hilger vergab zwar den ersten Angriff per Heber aufs Tornetz, sorgte aber danach für eine erheblichere Steigerung der Angriffsleistung. Auch die Umstellung der Ferndorfer Abwehr von 6:0- auf 3:2:1-Deckung mit Alen Sijaric auf der Spitze brachte eine sichtbare Verbesserung.

Ärgerliches "Ei" vor dem Pausenpfiff
Dass damit aber noch nicht alles rund lief, bewies die letzte Aktion vor der Pause. Bei 29 Minuten und 56 Sekunden hatte König die Grüne Karte gelegt, Friesenheim besprach in einer Auszeit den letzten Freiwurf. "Ich habe den Jungs gesagt, dass Kogut per Stemmwurf abschließen wird und wir einen Zwei-Mann-Block gegen ihn stellen", ärgerte sich Dincic im Rückblick auf die Szene. Denn es kam, wie der Trainer prophezeit hatte, der Block blieb aber nicht zusammen; Stemmwurf Kogut durch die Ferndorfer Arme - Tor. Ein deprimierender Treffer zum 13:17, der für den Weg in die Kabine zu Knabbern gab.

heider_thomasHeider Thomas steuerte sechs Treffer für den TuS bei

Schiedsrichter weckten die Tribüne auf
Dass Ferndorf nach dem Seitenwechsel trotzdem Aufwind bekam, lag an zwei Faktoren. Die Schiedsrichter brachten mit ihren Pfiffen die Halle gegen sich auf - und die Halle wurde dadurch deutlich lauter. Was vor der Pause ohne die gewohnten Trommeln phasenweise dem Besuch einer Oper geglichen hatte, wurde nun zusehends zu dem gefürchteten "Hexenkessel", den eine Mannschaft im unteren Drittel der Tabelle bei Heimspielen benötigt. "Die Schiedsrichter haben die Tribüne geweckt, und unsere Zuschauer haben uns dann sehr gut unterstützt", zeigte sich Dincic mit dem Rückhalt von den Rängen zufrieden.

Mit Kampf und Überzeugung zurück ins Spiel
Die Angriffe der Friesenheimer, die sich einem permanenten Pfeifkonzert ausgesetzt sahen, wurden nun zusehends fahriger, Ferndorf mit dem Rückhalt von Kai Rottschäfer und der immer besseren Regier von Tim Hilger von Minute zu Minute spielstärker. Bereits nach 39 Minuten gelang dem TuS durch Dennis Aust der erste Ausgleich, ab diesem Zeitpunkt blieb es ein enges, umkämpftes Duell auf Augenhöhe zwischen beiden Teams. "Wir haben die meiste Zeit hinten gelegen", blickte Dennis Aust nach Abpfiff auf das Spiel zurück. "Aber wir haben an uns geglaubt." Und Glaube kann bekanntermaßen Berge versetzen - und Torhüter überwinden. So leitete ausgerechnet Mirza Sijaric, der vorher fünf Mal an Klier gescheitert war, mit seinem ersten Treffer zum 23:25 (50.) die Schlussphase ein.

Spannende Schlussphase mit ganz wichtigem Unterzahl-Tor
Die letzten zehn Minuten waren an Spannung kaum zu überbieten. In den Mittelpunkt spielte sich Schiedsrichtergespann Fratczak/Ribeiro, das den Gastgebern in der 52. Minute gleich zwei unnötige Zeitstrafen aufbrummte. In der doppelten Unterzahl traf Dennis Aust dincicNach kurzem Ärger insgesamt zufrieden: Ferndorfs Trainer Caslav Dincicallerdings zum 25:26. Hätte Klier einen Wurf von Heider Thomas beim Zeitspiel nicht glänzend pariert, die Phase in zweifacher Unterzahl wäre mit 2:0 für Ferndorf beendet worden. Trotzdem: Der TuS hatte jetzt Aufwind, Aust traf in der 55. Minute per Gegenstoß zum 26:26-Ausgleich. Der war mittlerweile verdient - Ferndorf bot von den Fans angepeitscht eine kämpferische Top-Leistung. Und es hätte noch mehr herausspringen können, erzielte Kreisläufer Bennet Johnen nach 59 Minuten doch das 28:27. Nach dem Ausgleich durch Sigtryggsson gelang den Gastgebern in den letzten 40 Sekunden allerdings kein Treffer mehr.

Dincic: "Die Punkteteilung ist korrekt"
"Ich denke, die Punkteteilung ist korrekt"; sagte Dincic, der sich direkt nach dem Spiel während des Jubels seiner Spieler über den erkämpften Punkt noch ein wenig über das Auslassen der Möglichkeit zum Sieg geärgert hatte. "Friesenheim hat 58 MInuten geführt und besser gespielt. Entscheidend ist aber, wer in den letzten Sekunden vorne liegt. Wir haben kurz vor Schluss verpasst, den zweiten Punkt zu holen. Aber immerhin haben wir gegen ein etabliertes Zweitligateam einen Punkt geholt", zog Dincic sein Fazit. Durch das Remis bleiben die Siegerländer in der Tabelle auf Platz 17, punktgleich mit der SG Leutershausen (16.) und dem nächsten Gegner, dem HC Empor Rostock (18.).

Statistik:
TuS:
Hamers, Rottschäfer - A. Sijaric (6), Thomas (6/1), Lange (4), Aust, Barkow (je 3), Breuer, Hilger (je 2), Johnen, M. Sijaric (je 1), J. Schneider, L. Schneider, Bettig.
TSG: Klier, Bender - Kogut (8/1), Hauk, Sigtryggsson (je 5), Grimm (5/3), Claussen (2), Klimek, Kossler, Maas (je 1), Diehl, Klee, Schmidt.