25.01.2012

Ferndorfer Handball nach Münker-Rückzug am Scheideweg?

Prost_copyDie "Pflege" der Sponsoren, wie hier bei der jährlichen Mannschafts-Vorstellungen beim Trikotpartner Krombacher Brauerei mit dem Medienchef der Brauerei, Dr. Franz-Josef Weihrauch, hatte bei Harald Münker stets einen hohen Stellenwert. Als der TuS Ferndorf im Mai vergangenen Jahres vor der Entscheidung stand als Westdeutscher Meister die Zweite Handball-Bundesliga anzupacken oder nicht, gingen die Meinungen auseinander. Die sportliche Qualifikation für die Aufstiegsrunde war geschafft, das Abenteuer erschien aufgrund der wirtschaftlichen Gegebenheiten indes als zu groß. Der Verzicht war vorprogrammiert.

"Schon damals und eigentlich immer", so Harald Münker, "galt für mich die Maxime, dass Stillstand Rückschritt bedeutet." Er bedauerte seinerzeit, dass diese finanziellen Gegebenheiten mit den sportlichen Zielen nicht unter einen Hut gebracht werden konnten. "Damals hatten wir sechs Wochen Zeit diese Bedingungen zu verbessern. Das war natürlich sehr wenig."

Jetzt, etwas mehr als ein halbes Jahr danach, sieht der "Noch-Abteilungsleiter" und sportlich Verantwortliche in der vom Verein ausgegliederten Ferndorfer Handball-GmbH auf diesem Gebiet keine Fortschritte. Seine Konsequenz daraus: Rücktritt von allen Ämtern - wobei die Leitung der Abteilung im TuS getrennt von den Aufgaben als Sportlicher Leiter zu betrachten sind.

"Ganz klar", so Münker, der 13 Jahre dieses Amt bekleidet und auf der Abteilungs-Versammlung Ende Januar den Stab an den designierten Nachfolger Dirk Stenger übergeben wird, "Abteilungsleitung und Sportliche Leitung sind zwei verschiedene Paar Schuhe."TuS_Ferndorf_-_TuS_Wermelskirchen_2_113Mit kritischem Blick verfolgte der Manager stets von der Tribüne das Geschehen auf dem Spielfeld, hier gemeinsam mit Christian Stelzenbach.

Der leistungssportliche Gedanke der gegründeten Handball-GmbH erscheint Münker demnach in Frage gestellt zu sein. "Mein Ziel ist es immer gewesen, mit unserer Mannschaft mehr Siege zu erringen als die Konkurrenz. Das kann nicht immer gelingen. Doch wir haben das, wenn wir Aufstiege und Meisterschaften der letzten Jahre betrachten, oft geschafft. Ich habe das Gefühl, dass hier eine andere Denkweise vorherrscht, die mit meiner nicht vereinbar ist."

Das hat großen Aufwand erfordert. Trainer, Mannschaft, Sponsoren, die Zuschauer gingen jedoch mit dem stetig gestiegenen Interesse der Öffentlichkeit einher. All' dies hat Harald Münker Recht gegeben. "Und ich muss diesen Leuten, die uns dorthin gebracht haben, auch weiterhin guten Gewissens in die Augen sehen können und dafür sorgen, dass wir die auf den Weg gebrachten Grundlagen zu verbessern versuchen."

Und gerade hier scheinen sich die Geister zu scheiden. Und mehr noch. Münker: "Ich sehe diesen Fortschritt gefährdet und obendrein derzeit innerhalb des Vereins keine personelle Alternative." Denn die Arbeit im sportlichen Management erfordere Dauereinsatz, Arbeit praktisch rund um die Uhr. "Das ist keine Aufgabe für einen Nebenjob, dem man nach Feierabend oder in den Abendstunden gerecht wird."

Trainingsauftakt_TuS_Ferndorf_2011-12-2Das Einstimmen auf eine neue Saison beim Trainingsauftakt gehörte für Harald Münker zu den ersten Aufgaben einer Spielzeit. Fotos: anna Es sei stets für ihn "zwingend notwendig" gewesen dem Leistungsgedanken gerecht zu werden, die Mannschaft so zu verstärken, dass sich Ziele erreichen lassen. "Ich bin da immer vorne weg marschiert und war sicher auch nicht immer ein einfacher Partner. Aber ich denke, dass mir die Erfolge Recht geben."

Sicher erscheint zudem, dass mit einem Mann wie Caslav Dincic, mit dem sich der Verein einen Profi als Trainer gönnt, veränderte sportliche Ziele kaum verfolgen lassen. Zwar erscheint das Bestreben des TuS die eigene Nachwuchsarbeit voran zu treiben und das Gros der Mannschaft mehrheitlich aus eigenen Kräften zu bestücken, wirtschaftlich sinnvoll, die Rolle, die der TuS jetzt in der dritten Liga spielt, wird damit auf Dauer aber kaum aufrecht erhalten werden können.

Für Harald Münker bleibt trotz aller gegenteiligen Auffassungen die Hoffnung, dass die Mannschaft zusammen bleibt und die sportlichen Ziele, die er mitgeholfen habe auf den Weg zu bringen, nicht aus den Augen verloren werden. Dass der angekündigte Rücktritt des 66-Jährigen aber der Hinweis ist auf einen möglichen Scheideweg der Ferndorfer Handballer ist nicht von der Hand zu weisen. "Das tut schon richtig weh", gibt Münker einen Einblick in seine Gefühlslage.