19.04.2012

Friedrich Hahn: Abenteuer eines Müllerjungen

Netphen-Nenkersdorf. Wer Nenkes treffen will, braucht Glück. Oft streicht der Kerl im blauen Overall und weißer Schürze durch die Wälder rund um Nenkersdorf. oder er drückt sich bei der alten Mühle herum.

Man kann aber auch einfach bei Friedrich Hahn (Anm. d. Red.: aus Ferndorf) vorbeischauen. Der 67-Jährige hat die Abenteuer des kleinen Kameraden, der immer einen Mühlstein und einen Sack voller Mehl dabei zu haben scheint, aufgeschrieben und zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Der Nenkes ist zwar weitestgehend ein Produkt von Friedrich Hahns Fantasie. Die Geschichten jedoch sind es keineswegs – zumindest nicht ausschließlich.

„Alles beruht auf wahren Begebenheiten“, sagt der ehemalige Küchenmeister. Oft waren eigene Erlebnisse Inspiration für Nenkes insgesamt 49 Abenteuer. Etwa der Piks einer Wespe in die Lippe beim Kartoffellesen. Nenkes – und möglicherweise auch Friedrich Hahn – hatte sich so sehr auf leckeren Kuchen als Belohnung gefreut. Damit war es nach der schwarz-gelben Attacke allerdings Essig.

Nenkes geht zurück auf das 700-jährige Bestehen des Dorfs im vergangenen Jahr. Die Nenkersdorfer wollten eine Figur schaffen, die Wiedererkennungswert hat, erläutert Friedrich Hahn: „Sechs Exemplare gab es, wir haben uns für den Müllerjungen entschieden.“ Aus gutem Grund. Steht doch unweit des Hahnschen Hauses die Nenkersdorfer Mühle. Sie ist auf der Denkmalliste aufgeführt und die einzige funktionsfähige Wassermühle im Kreis. Das breite Publikum kennt das Wahrzeichen des Dorfs spätestens, seit der Künstler Ulrich Langenbach ein 15-minütiges Filmporträt über Friedhelm Weber, Müller und Milchmann, drehte.

Das Buch ist nicht das einzig Ungewöhnliche, mit dem sich der gebürtige Ferndorfer beschäftigt. Interessante Neuigkeiten bringt der 67-Jährige persönlich unters Volk. „Besondere Geschichten schellen wir noch aus“, schildert seine Tochter, Corie Sting.

Unterstützung ausden Nachbardörfern
Die Vorsitzende des örtlichen „Dorfgemeinschafts-, Kultur- und Sportförderungsvereins“ fand gemeinsam mit ihrem Vater irgendwann eine alte Glocke. Im vergangenen Jahr zog Friedrich Hahn zum ersten Mal mit großem Gebimmel durchs Dorf. Seitdem setzt er die Nenkersdorfer zusammen mit einem Freund immer wieder über aktuelle Geschehnisse ins Bild.

Nenkes ist im Buch nicht allein unterwegs. In vielen Geschichten stehen ihm Grissie und Walpes zur Seite. Die stammen – möglicherweise zufällig? – aus den Nachbardörfern Grissenbach und Walpersdorf. Die allerdings hat man bisher ebenso selten wie Nenkes selbst zu Gesicht bekommen.