08.12.2012

Gut gekämpft - aber keine Punkte

Es hat nicht sollen sein: Gegen den TV Bittenfeld zeigten die Handballer des TuS Ferndorf in ihrem Heimspiel am Samstag eine couragierte Leistung, mussten sich dem Tabellenvierten letzten Endes aber 24:28 (11:13) geschlagen geben. Den Siegerländern war anzumerken, dass sie sich nach der Rekord-Schlappe beim HC Empor Rostock vor eigenem Publikum besser präsentieren wollten. Sowohl die Spielanlage als auch der Kampfgeist der Gastgeber war zufriedenstellend, es haperte lediglich an der Chancenverwertung gegen den Favoriten.

Dincic: "Haben uns gut präsentiert"
„Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir haben uns gut präsentiert, mit so einer Leistung holen wir noch unsere Punkte“, sagte Trainer Caslav Dincic nach dem Abpfiff, der Bittenfeld als den verdienten Sieger ausmachte. „Bei uns war Heider Thomas heute der einzige torgefährliche Spieler von neun Metern. Von sechs Metern haben wir zu viele Chancen vergeben, das waren 12, 13 Bälle.“

Zu viele vergebene "Freie"
Es spricht für die verbesserte Spielanlage der Ferndorfer, dass der TuS so viele freie Möglichkeiten vom Sechsmeter-Kreis bekam. Aber entweder war Bittenfelds starker Torhüter Jürgen Müller zur Stelle, der etliche Paraden auf seinem Konto verzeichnete – oder Ferndorf scheiterte an den eigenen Nerven. So schlossen sowohl Dennis Aust als auch Tim Hilger in der letzten Viertelstunde mit Würfen neben das Gehäuse beziehungsweise an die Latte ab. Entsprechend ärgerlich war Aust auch nach der Partie. „Ich finde, wir waren heute die spielerisch bessere Mannschaft, wir haben nur unsere Chancen nicht gut genug genutzt.“

heider_thomasHeider Thomas spielte mit seiner Wadenprellung fast durch.Botschaft der Fans kam an
Die 950 Ferndorfer Zuschauer skandierten bereits vor Anpfiff der Partie „Wir wollen euch kämpfen sehen“. Das hatten sich die Spieler offenbar zu Herzen genommen, das Spiel begann vielversprechend für den TuS. Nach dem 0:1 durch Schimmelbauer legte Ferndorf über Alen Sijaric, Carsten Lange und Bennet Johnen auf 3:1 (6. Min.) vor. Die Gästeantwort ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Zwei Minuten später hatte der starke Lars Friedrich zum 3:3 ausgeglichen, nach dem 4:3 durch Heider Thomas übernahm der TV endgültig die Führungen. Schimmelbauer (2), Weiß und erneut zwei Mal Friedrich trafen in Serie zum Bittenfelder 8:4 nach einer Viertelstunde, beim 5:9 nahm Dincic die Auszeit-Karte zur Hand.

Auszeit zeigte Wirkung: Ferndorf ab dem 9:9 auf Augenhöhe
Die Minute Pause fruchtete bestens. Ferndorf legte in der Deckung eine Schippe drauf, erhöhte das Tempo nach vorne und kehrte mit einem Treffer durch Bennet Johnen auf 9:9 zurück. Und es wäre noch mehr drin gewesen. Der TuS war nun absolut ebenbürtig, und war nach Zeitstrafen gegen Schimmelbauer und Baumgarten für eine Minute in doppelter Überzahl. Dieses Spiel gegen dezimierte Bittenfelder verloren die Hausherren 0:1, ein Unterarmwurf von Friedrich markierte das 11:12. Und mit der Pausensirene traf zu allem Überfluss Weiß zum 11:13; Ferndorf hatte Möglichkeiten zur Halbzeitführung gehabt, nun musste man einen Rückstand mit in die Kabine nehmen.

Migräne-Ausfall in der Kabine
In der Kabine musste Dincic dann einen Ausfall hinnehmen. Eigentlich hätte Patrick Bettig den angeschlagenen Heider Thomas entlasten und seine Einsatzzeiten im linken Rückraum bekommen sollen. Den Nachwuchs-Schützen hatte im Laufe der ersten Hälfte eine Migräne erwischt, mit Sichtweiten von einem Meter war der Einsatz entsprechend nicht möglich. So musste Thomas trotz seiner Wadenprellung auf die Zähne beißen, fast 60 Minuten in Angriff und Abwehr durchspielen. Das schlauchte und machte sich auch in den Zweikämpfen bemerkbar.

Fünf-Tore-Zwischenspurt zum 23:17 war vorentscheidend
Nach seinem Anschlusstor zum 12:13 nach der Pause bekam Thomas etwa eine Zeitstrafe, weil er gegen seinen Gegenspieler schlicht einen Schritt zu spät kam. In der Unterzahl bewies Ferndorf Moral, Mittelmann Simon Breuer übernahm Verantwortung und hielt sein Team mit zwei Treffern zum 14:15 im Spiel. Wie viele Chancen vergeben wurden, bewies eine Szenenabfolge nach dem 14:17. Zunächst spielte Carsten Lange einen Fehlpass in die Hände von Dominik Weiß, der scheiterte im Konter am guten Max Hamers, dessen eingeleiteter Einleitung zum Gegenzug von Mirza Sijaric an die Latte gesetzt wurde. Nach einer kuriosen Zeitstrafe für Bittenfelds Torwart Müller verkürzten die Siegerländer nochmals bis auf 17:18 – beim 17:23 durch Michael Schweikardt schien das Spiel aber gelaufen zu sein. Immerhin zwangen die Ferndorfer Bittenfeld nochmals zur Auszeit, nachdem Alen Sijaric auf 19:23 verkürzt hatte.

Erster erfolgreicher Kempa-Trick der Saison
Spätestens, als Hilger von sechs Metern scheiterte und Jungwirth auf der Gegenseite zum 25:19 (51.) traf, war die Entscheidung aber gefallen. „Wir haben unseren Stiefel gespielt und verdient gewonnen“, befand TV-Trainer Günter Schweikardt. Mit dem letzten Angriff feierte der TuS zumindest noch eine Premiere: Alen Sijaric verwandelte den ersten erfolgreichen Ferndorfer Kempa-Trick in der zweiten Bundesliga zum 24:28-Endstand. Durch den 25:24-Sieg des SV Henstedt-Ulzburg gegen den HC Erlangen sind die Ferndorfer nach 15 Spieltagen alleiniges Schlusslicht der Zweitliga-Tabelle.

Statistik:
TuS: Rottschäfer, Hamers – Thomas (5/1), Breuer, Lange, A. Sijaric (je 4), Hilger, Johnen (je 2), Aust, Barkow, M. Sijaric (je 1), L. Schneider, Bettig (n.e.).
TV: Müller, Sdunek – Friedrich (7), M. Schweikardt (5/2), Weiß (5), Schimmelbauer (3), Baumgarten (2), Wehner (1), Kienzle, Schöbinger, J. Schweikardt, Seiz, Szczesny.