30.08.2012

Interview mit Breuer und Barkow vor Zweitliga-Start

tus-ferndorfSimon Breuer (29) und Moritz Barkow (24) bringen als Zugänge Zweitliga-Erfahrung zum Aufsteiger TuS Ferndorf. Was den Ausschlag für das Siegerland gab und wie sie die Chancen für ihren neuen Klub in der kommenden Saison bewerten, beantworteten sie im Doppel-Interview.

expressi: Ihr habt zuletzt in Wilhelmshaven und Korschenbroich gespielt. Was hat den Ausschlag gegeben, eure Karriere in Ferndorf fortzusetzen?

Simon Breuer: Frank Wulfestieg (Sportlicher Leiter) hatte mich angerufen und mir das Angebot gemacht. Da unser Handball-Rheinland vergangene Saison ein bisschen hops gegangen ist und ich nach Möglichkeit nicht aus Aachen wegziehen wollte, bot sich Ferndorf als gute Alternative an.

Moritz Barkow: Ich kenne Caslav (Dincic, Trainer) und Harald Münker (ehem. Abteilungsleiter) schon seit fünf Jahren. Der Kontakt blieb auch bestehen, als ich nach Wilhelmshaven gewechselt bin. Ausschlaggebend war, dass ich nach drei Jahren wieder zurück in die Region kommen wollte, da hat mich das Angebot aus Ferndorf natürlich angesprochen. 

expressi: Der TuS Ferndorf hat sich auf die Fahnen geschrieben, in der zweiten Liga sein Image als Dorfverein zu wahren. Kann man sich als Außenstehender damit identifizieren? Und wie habt ihr den Verein kennen gelernt?
Barkow: Das Dorf-Image ist ja nicht auf die Führung des Vereins bezogen, sondern dass man eine Halle hat, in der die Zuschauer eng am Geschehen sind und mitfiebern, ihre Mannschaft unterstützen, auch wenn es mal schlecht stehen sollte.

breuerRückraumspieler Simon Breuer wechselte vom TV Korschenbroich zum TuS Ferndorf. Foto: Micha SommerBreuer: Grundsätzlich ist es ja so, dass Handball-Hochburgen ja viel auf dem Dorf zu finden sind, es gibt nur wenige große Städte, die erfolgreich sind. Ich habe den Verein hier als familiären Verein mit treuen Zuschauern kennengelernt, hier waren schon zu Oberliga-Zeiten 1000 Zuschauer in der Halle. Die Identifikation mit dem Verein funktioniert in Ferndorf also unabhängig von der Liga.

expressi: Ihr seid im aktuellen Kader die einzigen Spieler, die in jüngerer Vergangenheit Zweitliga-Erfahrung gesammelt haben. Worauf muss der TuS sich in der neuen Spielklasse einstellen?

Breuer: Ich denke, dass das Spiel in der zweiten Liga körperlicher ist, ein bisschen schneller, athletischer. Einige Vereine haben Profispieler, das merkt man. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die dritte Liga durch die Zusammenlegung der Spielklassen aufgeschlossen hat. Die zweite Liga hat meiner Meinung nach in der Breite zugelegt, nicht aber in der Spitze. Das heißt, die Spiele sind umkämpfter.

expressi: Woran muss der TuS aktuell noch arbeiten, um in der Liga bestehen zu können?

Barkow: Jeder Fehler wird in der zweiten Liga noch schneller bestraft als in der 3. Liga. Ich denke, wir müssen zusehen, dass wir unsere Fehler minimieren und die Chancen am Schopf packen, wenn wir ein Spiel gewinnen können. Uns muss bewusst werden, dass wir auch ein Zweitligist sind und wir keine Angst vorm Gewinnen haben dürfen. Die alte Ferndorfer Stärke ist das Tempospiel, da müssen wir aktuell noch zulegen. Wir haben natürlich nicht den größten, robusten oder erfahrensten Kader. Das müssen wir durch gutes Spiel und Frechheit im Spiel wett machen.

expressi: Stichwort fehlende Erfahrung: Vom 18-Mann-Kader haben sieben Spieler in den letzten Jahren in der Ferndorfer A-Jugend gespielt. Nimmt man da als „alter Hase“ eine Vorbild-Rolle ein?

Breuer: Ich bin natürlich jetzt einer der älteren Spieler und bringe die Erfahrung aus der eingleisigen zweiten Liga. Ob ich dadurch zu einem Vorbild werde, weiß ich nicht. Ich möchte mit zu denen gehören, die diese Mannschaft führen. Insgesamt haben wir aber glaube ich eine flache Hierarchie, man braucht sich gegenseitig.

expressi: Wir seid ihr in eurer neuen Mannschaft angekommen?barkowMoritz Barkow ist als Kreisläufer geholt worden. Er kam vom Wilhelmshavener HV zum TuS. Foto: Micha Sommer

Barkow: Ich kann da nur Positives berichten, wir Neuen sind alle gut aufgenommen worden.

Breuer: Ich glaube, dass man sich nach kurzer Zeit immer recht wohl fühlt in der neuen Umgebung. Man muss natürlich sehen, wie es dann unter Stresssituationen aussieht. Wenn man mal viele Spiele hintereinander verlieren sollte, ist das ein ganz wichtiger Punkt, da zeigt sich dann erst, wie gut man sich wirklich versteht. Das kennt die Mannschaft aus den vergangenen Jahren noch nicht, Ferndorf hat ja fast alles gewonnen.

expressi: Gibt es Mannschaften in der zweiten Liga, auf die ihr euch besonders freut?

Breuer: Ich finde es immer wieder schön, wenn man zum Beispiel in Schwartau vor 2000, 2500 Zuschauern spielt und tolle Stimmung und freundliche Atmosphäre in der Halle ist. Auf Leipzig bin ich auch gespannt, wenn die in eine andere Halle umziehen.

Barkow: Ich sehe das ähnlich. Gute Stimmung in der Halle ist immer ein Bonus. Außerdem freue ich mich, wenn ich gegen alte Mitspieler oder Freunde antrete. Und ich würde gerne in Rostock gewinnen, weil meine Freundin und die ganze Familie da herkommen und ich mir sonst einiges anhören müsste. (ms)