03.03.2012

Keeper Hamers und Rottschäfer Ferndorfer Sieggaranten

hamersMit der letzten Parade des Spiels verhindert Max Hamers den Ausgleich des OHV Aurich. Die Torhüter waren an diesem Abend das Salz in der Suppe.Mit einem blauen Auge und dank überragender Torhüter-Leistungen von Kai Rottschäfer und Max Hamers kam der TuS Ferndorf am Samstagabend um das zweite Remis in Folge oder gar um eine Niederlage herum. Gegen den OHV Aurich zitterten sich die Nordsiegerländer Drittliga-Handballer zum 26:25 (16:14)-Sieg in der Sporthalle Stählerwiese.

Nichts für schwache Nerven - einmal mehr erlebten die mehr als 900 Zuschauer in Kreuztal einen Krimi. Diesmal mit Happy End, nicht wie eine Woche zuvor, als Bayer Uerdingen einen Punkt entführte. "Heute haben wir schlecht gespielt", grantelte TuS-Trainer Caslav Dincic.rottKai Rottschäfer stand seinem Partner zwischen den Pfosten in nichts nach. Hier baut er sich vor dem Auricher Renke de Buhr auf - kein Durchkommen für den Ball des Ostfriesen.

Er kritisierte vor allem seine erfahrenen Leute. "Die müssen in der Lage sein sich auf eine Abwehr-Umstellung des Gegners einzustellen und darauf zu reagieren." Als die Ostfriesen 20 Minuten vor Schluss ihre Deckung von 6:0 auf 5:1 umstellten, hatte der TuS 21:15 geführt - und irgendwie hatte man sich auf eher besinnliche letzte 20 Minuten des Handball-Abends eingestellt.

Doch Dincic' Trainer-Gegenüber Dusko Bilanovic, die beiden sind alte Freunde aus gemeinsamen Belgrader Zeiten, nahm in der Auszeit die taktischen Veränderung vor. Und der Vorsprung zerrann wie Butter in der Sonne.

Durch die Mitte ging so gut wie nichts mehr. Und das war an diesem Abend praktisch die eine von nur zwei möglichen Ferndorfer Variantions-Möglichkeiten. Denn auf Linksaußen standen diesmal nur "Statisten". Weder Julian Schneider noch Tim Hilger oder Michael Feldmann, die sich ort versuchten, sind "gelernte" Außenspieler. Nach den Verletzungen beider Sijaric-Brüder war dies eine echte Baustelle.fauleBärenstarke erste Halbzeit für Ferndorfs Jonas Faulenbach. In den ersten 30 Minuten gelangen dem künftigen Hüttenberger sechs Treffer. Auch hier bezwingt er OHV-Keeper Patrick Anders.

Mirza Sijaric hatte sich im Spiel gegen Uerdingen den Oberschenkel gezerrt, Bruder Alen folgte ihm am Donnerstagabend kurz vor Ende des Abschluss-Trainings: Außenbandriss im linken Knöchel. Keine guten Aussichten also für den Samtagabend gegen einen bekannt kampfstarken, nie aufsteckenden Gegner aus dem Norden.

Nun, der hatte auch sein Leid zu tragen, stand in Sachen verletzungsbedingter Ausfälle dem TuS in nichts nach. Die Ferndorfer schienen damit in der Tat besser klar zu kommen. Blieb es 20 Minuten lang "eng" in einer durchaus hochklassig zu nennenden Partie, so zog der TuS zwischen der 21. und 27. Minute bis auf 16:11 davon - vier Treffer gelangen den Gastgebern in Folge.

bruederMitfiebern statt mitspielen: Die verletzten Sijaric-Brüder Mirza (l.) und Alen können nur die Daumen drücken.Hatte sich bis zu dieser 21. Minute vor allem Jonas Faulenbach in der Mittelposition mit tollen Aktionen und sechs Treffern glänzend in Szene gesetzt, so waren in dieser Phase des Anwachsens des Vorsprungs auch die anderen mehr gefragt. Denn Faulenbach hatte fortan mit Problemen zu kämpfen, musste er doch nach einem Schlag aufs Schienbein immer wieder zum "Kühlen" auf die Bank.

Bis zur 29. Minute hielt der Vorsprung, dann kam Aurich zu drei Treffern innerhalb von zwei Minuten. Die stets ruhig kombinierenden Gäste ließen sich auch von einer Auszeit 40 Sekunden vor der Pausensirene nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Mit dem 16:14 deutete Renke de Buhr an, was an diesem Abend noch auf den TuS und seine Fans zukommen sollte.

Zunächst jedoch schien alles seinen Weg zu gehen. Als Dennis Aust in der 39. Minute das Resultat auf 21:15 stellte, war der Vorsprung aus der ersten Halbzeit sogar noch getoppt. Jetzt reagiert das serbische Pendant zu Caslav Dincic, der auf der Bank ein ebenso emotionaler Coach ist und zieht praktisch die Reißline vor dem drohenden freien Fall.

Mit Erfolg. In den folgenden zwölf Minuten bringen die Gäste den TuS vollends aus dem Rhythmus. Nichts gelingt mehr. Fehlwürfe, auch schon mal Pech mit Pfosten oder Latte, aber mehr und mehr gefühlte Hilflosigkeit in den Angriffsaktionen. Beim 23:20 in der 45. Minute lehnen sich die Besucher in der Halle noch gemütlich zurück, doch spätetsens, als der lange Henning Padeken per Siebnmeter auf 23:22 verkürzt (48.) war es um diese Beschaulichkeit geschehen.

Wieder Ballverust im Angriff, die Chance auf den Auricher Ausgleich. Max Hamers wird jetzt zum "Teufelskerl" zwischen den Pfosten. Ebenso wie über weite Strecken der Partie sein Partner Kai Rottschäfer ist es in der Folge auch Hamers, der den Bemühungen der Ostfriesen dieses Spiel zu kippen den Riegel vorschiebt. Padeken taucht Sekunden später frei vor ihm auf - gehalten.stelzSpektakulär wie immer, aber selten in Szene gesetzt: Christian Stelzenbach im "Würgegriff" der Auricher Abwehr.

Im Gegenzug gelingt dem für diese Partie reaktivierten Michael Lerscht ein ganz wichtiger Treffer zum 24:22. Eine Einzelaktion, an den Kreis durchgetankt - viel zu selten an diesem Abend erlebt. Doch war dieser Treffer nicht das Ende vom Lied. Hamers kann auf der Gegenseite den Ausgleich diesmal nach weiteren haarsträubenden Ballverlusten nicht verhindern.

Auf der anderen Seite treibt ein vergebener Siebenmeter von Dennis Aust, der im siebten nach sechs erfolgrechen Versuchen von der Marke den viel zu kurzen Heber ansetzt, seinem Trainer die Zornesröte ins Gesicht. Ballbesitz Aurich, die Chance das Spiel zu kippen. Doch wieder steht Max Hamers diesem Vorhaben der Gäste im Weg. Frei taucht Malte Kress vor ihm auf - gehalten.

Drei Minuten zeigt die Uhr noch an. Die Ferndorfer haben das Glück, dass wenigstens die Unparteiischen richtig hinsehen und den TuS mit ihren Siebenmeter-Entscheidungen nicht im Stich lassen. Aus dem Spel heraus will es nicht klappen. Michael Feldmann darf nach Austs vergebener "Banane" in der fast angebrochenen Schlussminute ran. Drin - 25:24.

Kai Behrends lässt sich nicht beirren, findet die Lücke zum Ausgleich - es geht hin und her. Und wieder zeigen die Schiedsrichter auf den Punkt. Wieder Siebenmeter, wieder nimmt der Kapitän die Kugel - und wieder trifft er. 26:25 - 24 Sekunden noch zu spielen.

Wie vor einer Woche steht das Kreuztaler Publikum zwischen Hoffen und Bangen. Wird es diesmal was mit den zwei Punkten? Aus dem Rückraum versucht's Padeken, er bleibt hängen, de Buhr setzt nach - und irgendwie bekommt Hamers die Finger noch an den flach geworfenen Ball, der sich bedrohlich in Richtung Tor-Eck dreht. Aus - vorbei. Der TuS hat sich zum Sieg gezittert.

"Wir waren einfach körperlich fertig", nimmt Caslav Dincic die Mannschaft nach der ersten Aufregung in Schutz. Mit neun Mann hatte er im Laufe der Woche nur trainieren können. Neben Mirza Sijaric fehlte auch Christian Stelzenbach. Den Ärger über die taktischen Fehler hatte der Trainer indes nicht vergessen: "Das müssen erfahrene Spieler besser machen..."

Die Torhüter dagegen strahlten. "Wir haben uns in der letzten Saison oft ergänzt. Wenn der eine Schwächen zeigte, sprang der andere mit besserer Leistung ein. Dass wir beide mal auf einem so hohen Niveau spielen, besitzt Seltenheitswert", bemerkte Kai Rottschäfer am Ende.

"Nie waren sie so wertvoll wie heute" - etwas abgewandelt wurde so einst für einen "Gesundheitssaft" mit Melissengeist geworben. Die zwei Punkte kann der TuS getrost seinen Torhütern widmen.

TuS Ferndorf - OHV Aurich 26:25 (16:14).

Ferndorf: Rottschäfer, Hamers; Schneider (2), Faulenbach (7), Lerscht (1), Aust (8/6), Dettling (1), Hilger (1), Feldmann (3/2), Lange (2), Stelzenbach (1).

Aurich: Anders (Rigterink); Arends (4),Oldewurtel, de Buhr (2), Kress (1), Jan-Uwe Behrends (5/2), Brandt (2), Padeken (6/1), Kai Behrends (5).