17.08.2012

Krankenhaus Kredenbach: Bürgerforum formiert sich gegen die Diakonie

Kredenbach. Kreuztals früherer Bürgermeister Rudolf Biermann ist Moderator und Leiter des neuen Bürgerforums, das für den Erhalt des Kredenbacher Krankenhauses als Akutklinik eintritt. Rund 250 Menschen haben an der ersten Zusammenkunft des Forums teilgenommen, die von dem Grünen-Politiker Dr. Peter Neuhaus und dem früheren Chefarzt Dr. Günter Brand initiiert wurde.

Er stehe „für eine solch wichtige Aufgabe selbstverständlich zur Verfügung“, ließ Biermann von seinem Urlaubsdomizil am Gardasee aus wissen. Dr. Neuhaus freut sich über die Zusage: Biermann, der bis 2009 zehn Jahre lang Verwaltungschef im Kreuztaler Rathaus war und Vorstandsmitglied im Förderverein des Krankenhauses ist, „genießt überparteilich hohe Autorität“. Nach Biermanns Rückkehr werde ein Lenkungskreis für das Forum gebildet, der ein Arbeitsprogramm „für die nächsten Wochen und Monate“ erarbeiten werde.

So schnell, davon geht Dr. Neuhaus offenkundig aus, wird der Konflikt um das Krankenhaus nicht gelöst. „Öffentliche Angelegenheiten müssen auf einem öffentlichen Platz behandelt werden“, erklärt Dr. Neuhaus die Forums-Idee, „die Meinungsäußerungen aus der Bevölkerung können nicht nur über Leserbriefe laufen.“ Die Diakonie möchte Kredenbach in ein Zentrum für Altersmedizin umwandeln. Dies soll durch Aufstockung der Geriatrie, Neueinrichtung einer Neurologie und die Reduzierung der Chirurgie auf eine „operative Tagesklinik“ umgesetzt werden.

„Dieses Verfahren ist ziemlich komplex und kann bis zu zwei Jahren dauern“, sagt Dr. Neuhaus. „Alle Mitspieler der Region müssen das gesamte Paket neu schnüren“ — erst dann kann es über die Bezirksregierung zur Genehmigung an das NRW-Gesundheitsministerium weitergeleitet werden.

Konzept nicht durchdacht
Dr. Brand bezeichnete das Konzept für Kredenbach als „nicht durchdacht“. Die verbleibende Chirurgie werde den Anforderungen eines Akutkrankenhauses, rund um die Uhr einsatzbereit zu sein, nicht gerecht. Zur Erweiterung der Geriatrie um 20 Betten wies der frühere Chefarzt darauf hin, dass schon die jetzt vorhandenen 30 Betten nur zu 61 Prozent ausgelastet seien. Den Initiatoren der Protests gegen die Diakonie-Pläne sind zudem Hinweise zugegangen, dass bei den gewünschten 40 Neurologie-Betten weder Kredenbach noch das Kreisklinikum zum Zuge kommen, die bei diesem Angebot zusammenarbeiten wollen, sondern dass eher Bad Berleburg den Zuschlag erhalten könnte.

Am 22. August findet die Verhandlung des Kirchengerichts in Münster statt, das die Diakonie-Geschäftsführung in ihrer Aus­einandersetzung mit Harald Afholderbach, dem Vorsitzenden der Mitarbeitervertretung, angerufen hat. Die an eine erfolglose Schlichtung anschließende Verhandlung ist öffentlich — das Bürgerforum möchte dort mit einer stattlichen Delegation Präsenz zeigen (siehe auch Infobox).

Einen Tag später will Dr. Josef Rosenbauer, Geschäftsführer der Diakonie Südwestfalen, mit Bürgerinnen und Bürgern diskutieren, die sich in Leserbriefen zu dem Kredenbach-Thema geäußert haben. Ebenfalls einen Platz im Terminkalender des Bürgerforums finden sollen die weiteren Gespräche zwischen der SMS Siemag, die das Krankenhaus kaufen will, und der Diakonie, die einen solchen Verkauf weiterhin ablehnt – nur wann, das ist zumindest den Akteuren des Forums noch nicht bekannt.