11.03.2012

Neues Müsli für die Torhüter?

Neues Müsli für die Torhüter?

Julian Schneider vom TuS Ferndorf setzt sich gekonnt in Szene. Foto: Horst Schaumann

TuS Ferndorf – OSC Rheinhausen 25:23 (15:12). TuS Ferndorf – OSC Rheinhausen 25:23 (15:12).Auf die Frage, ob er und Max Hamers seit zwei Wochen ein neues Müsli konsumieren oder sonst etwas in ihrem Ablauf geändert hätten, musste Kai Rottschäfer ein wenig grinsen.

Auf die Frage, ob er und Max Hamers seit zwei Wochen ein neues Müsli konsumieren oder sonst etwas in ihrem Ablauf geändert hätten, musste Kai Rottschäfer ein wenig grinsen. Wie bereits beim Heimsieg gegen Aurich waren die beiden Ferndorfer Torhüter ein entscheidender Faktor dafür, dass der TuS am Ende beide Punkte in eigener Halle behielt.

Mit dem Unterschied, dass gegen Aurich ein starker Rottschäfer in der Schlussphase von einem überragenden Hamers abgelöst worden war. „Warum nicht einfach mal umgekehrt?“, schienen sich die beiden gedacht zu haben. So fing zunächst Hamers zwischen den Pfosten an und sorgte mit seinem Rückhalt für einen Ferndorfer Blitz-Start. Nach acht Minuten und 47 Sekunden hatte OSC-Trainer Jörg Förderer die Schnauze voll und knallte die Auszeit-Karte auf den Tisch.

Nichts deutete auf den spannenden Spielverlauf hin

Zwischenstand vor 1000 begeisterten Zuschauern: 6:0 für Ferndorf. Nichts deutete auf den knappen, spannenden Spielverlauf der letzten Viertelstunde hin, in der Rottschäfer noch zum Faktor wurde. „Ich hab eigentlich nur gedacht ‚Bitte nicht mehr’“, gestand der Schlussmann, der bis zur 51. Minute mit Erkältung auf der Bank gesessen hatte. Die erste Parade gegen den OSC-Außen habe ihm in die Karten gespielt, dann sei das Adrenalin gekommen. Die Konsequenz: Einige ganz wichtige Paraden, die den Gastgebern ermöglichten, von 20:21 auf 25:22 davonzuziehen. Daran, dass die Torhüter einmal mehr „Matchwinner“ wurden, waren ihre Vorderleute allerdings zum Teil selbst schuld – denn nach der überragenden Startphase, in der Carsten Lange mit seinem dritten Tor das 8:1 nach 12 Minuten markierte, hätte eigentlich schon nichts mehr anbrennen müssen. Nach der ersten Viertelstunde ließ Rheinhausens Spielmacher Gentges den Ball säubern, um zur Bank zu laufen und sich bei seinem Trainer Rat zu suchen.

Die Spielzüge der Gäste griffen nicht, weil die Abwehr der Ferndorfer zu Beginn vorbildlich arbeitete und die wenigen guten Wurfmöglichkeiten durch Hamers zunichte gemacht wurden. Der beim OSC nach 12 Minuten ins Tor gewechselte Jens Bothe verhalf seinen Vorderleuten dann aber zunehmend für mehr Stabilität in der eigenen Defensive, dem TuS gelang im Angriff nur noch wenig. So stand es nach 20 Minuten nur noch 9:6: Obwohl Rheinhausens Linksaußen Wernicke da grade mit der dritten Zeitstrafe vom Platz geflogen war, waren die Gäste im Aufwind. Der gut aufgelegte Julian Schneider und Peter Dettling erhöhten nochmals auf 12:7, zur Pause hatte Rheinhausen aber bis auf drei Treffer verkürzt.

Durch die Verletzten im Ferndorfer Kader (Mirza und Alen Sijaric, Allendörfer, Schöttler) waren mit Michel Sorg, Florian Diehl und Fabian Schneider gleich drei A-Jugendliche auf die Bank gerückt, Sorg durfte nach knapp 26 Minuten seine Premiere in der 3. Liga West auf der linken Außenbahn geben. Der 18-Jährige spielte vor allem in der Deckung solide, konnte allerdings auch nicht verhindern, dass die Gastgeber sich nach der Pause von Minute zu Minute schwerer taten.

Beide Teamsleisteten sich Fehlerwie am Fließband

Die Phase Mitte der zweiten Hälfte darf man wohl getrost unter dem Begriff „Antihandball“ fassen, beide Teams produzierten Fehler wie am Fließband. Der TuS Ferndorf hatte in dieser Phase des Spiels gleich zwei Seuchen: Eine „Pfosten- und Latten-Seuche“ im Angriff (besagte Torbestandteile wurden regelmäßig abgeworfen), eine „Abprallerseuche“ in der Abwehr (diese landeten jetzt grundsätzlich beim OSC).

In der 51. Minute erzielte Rheinhausens Ranftler per Gegenstoß mit seinem einzigen Tor die erste Gästeführung (19:20). Das folgende 20:21 sollte dank Rottschäfer die letzte gewesen sein. Im Angriff erlöste Jonas Faulenbach die Ferndorfer mit zwei Stemmwurftoren, Kapitän Michael Feldmann besorgte per Gegenstoß die endgültige Entscheidung.

Statistik:
TuS Ferndorf: Hamers, Rottschäfer – Faulenbach, J. Schneider (je 7), Lange (4), Feldmann (3/2), Aust (2), Dettling, Stelzenbach (je 1), Hilger, Sorg, Diehl (n.e.), F. Schneider(n.e.)

OSC Rheinhausen: Reckzeh, Bothe – Bochwitz (6/3), Loschinski (5), Gentges (4), Szymanowicz (4/1), Backhaus (2), Ranftler, Wernicke (je 1), Dickel, Schneider, Schürmann.

Stimmen zum Spiel:
Caslav Dincic (Trainer TuS Ferndorf):„Wir haben in den ersten 10, 15 Minuten hoch geführt, das lag allerdings auch an Max Hamers, der viele gute Würfe pariert hat. Hinterher bekommt Kai Rottschäfer dann nur noch ein Gegentor in acht Minuten, unsere Torleute waren wieder die Sieggaranten. In der Abwehr hat Tim Hilger heute sehr gut gegen die Kreisläufer gearbeitet, im Angriff hat mir Julian Schneider gut gefallen, teilweise auch Jonas Faulenbach. Außerdem ein Lob an Michael Feldmann, der trotz Grippe gespielt und sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Wir haben heute verdient gewonnen. Warum der OSC allerdings so tief in der Tabelle steht, ist mir unbegreiflich, sie haben einen sehr guten Kader.“

Jörg Förderer (Trainer OSC Rheinhausen): „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment zollen, sie hat sich gut ins Spiel zurückgekämpft. Wir hatten mehrmals die Möglichkeit, in Führung zu gehen, haben das aber nicht gut genug genutzt. Aus meiner Sicht gab es fünf, sechs Szenen, wo das Glück nicht auf unserer Seite ist. Der Sieg für Ferndorf geht durch die ersten zehn Minuten aber in Ordnung.“

Michael Feldmann (Kapitän TuS Ferndorf): „Bis zur Pause haben wir es verpasst, die klare Führung zu verteidigen, deshalb ist es hinten raus noch so spannend geworden.“

Jonas Faulenbach (Spieler TuS Ferndorf): „Natürlich wünscht man sich nach der Startphase, dass es so weitergeht, aber man darf eben nie abschalten. Rheinhausen hat heute einfach lange gebraucht, um ins Spiel zu kommen.“

Michel Sorg (Spieler TuS Ferndorf): „Natürlich ist es ärgerlich, dass ich kein Tor gemacht habe. Der Trainer hat mir gesagt ‚schieß lang’, der Ball ist jedoch zu lange kleben geblieben, so geht er kurz vorbei. Aber ich kann hier nur an Erfahrung gewinnen und hab mich über meine Spielzeit gefreut.“