11.12.2012

Thyssen-Krupp: Blockstillstand ab Weihnachten

Eichen/Ferndorf. Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen bei Thyssen-Krupp Steel Europe (TKSE) hält der Siegerländer Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Otto wenig von jüngsten „Durchhalteparolen“ des Vorstands und seinen Ankündigungen, dass es im Konzern eine „neue Kultur“ geben werde. Vielmehr hat Otto „größte Bedenken – gerade für junge Menschen, die eine Perspektive suchen“. Die gravierenden Managementfehler werde „die Belegschaft ausbügeln“ müssen.

Die für vorigen Freitag anberaumte Betriebsversammlung für die Belegschaften in Eichen und Ferndorf wurde angesichts der Situation kurzfristig abgesagt: „Was sollen wir den Kollegen erzählen, was nicht schon in den Zeitungen stand?“, sagt Otto. Indessen herrscht einige Aktivität auf den Entscheidungsebenen: Otto hat am Montag an der Aufsichtsratssitzung teilgenommen, wo der Vorstand den Kontrolleuren des Unternehmens die Entlassung der drei Vorstände bestätigte. Am Dienstag war der Littfelder auf dem Weg zum Konzernbetriebsrat, um anschließend an einem Führungskräftetreffen teilzunehmen – all dies in einem Umfeld, das von einem Fünf-Milliarden-Verlust im abgelaufenen Geschäftsjahr geprägt ist.

Otto, der in diesem Jahr sein 65. Lebensjahr vollendet hat und dem Unternehmen noch bis zur nächsten Betriebsratswahl zur Verfügung steht, sieht nun auf die Mitarbeiter „immense Kostensparprogramme“ in den nächsten Jahren zukommen, die die Wirkung der ohnehin schlechten Auftragslage noch verstärken werden.

Seit August wird in beiden Werken kurzgearbeitet; ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Davon betroffen sind die meisten der rund 1200 Beschäftigten auf den Anlagen in Eichen und Ferndorf nun im fünften Monat. Am 20. und 21. Dezember werden die Aggregate auf Notbetrieb abgeschaltet: der so genannte Blockstillstand. Wahrscheinlich gibt es dann eine Pause für die Dauer der folgenden zwei Wochen, in der nur eine Notbelegschaft für die Aufrechterhaltung des Betriebs sorgt.

Maximale Dauer ausgereizt
Bitter für die Belegschaft am Vorzeige-Standort Siegerland mit seinen hochmodernen Verzinkungs- und Beschichtungs-, Spalt- und Wickelanlagen ist die Situation allemal. In einigen Bereichen wird die Kurzarbeit auf jeden Fall noch bis Februar andauern. Abgewickelt werden die Ausfälle zum Teil über noch bestehende Freizeitansprüche. Die maximal mögliche Ausweitung der Kurzarbeitsphasen wird schon in wenigen Wochen ihr Ende erreichen. Bei Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise zur Jahreswende 2008/09 hatte es eine Ausnahmeregelung gegeben.

Besonderer Stellenwert
Eichen und Ferndorf haben im TKSE-Konzern einen besonderen Stellenwert, weil in den beiden Betrieben mit ihren Verzinkungs- und Beschichtungsanlagen Endprodukte mit einer „tiefen Wertschöpfung“ (Otto) hergestellt werden.