06.11.2012

Thyssen-Krupp: Kurzarbeit geht bis ins neue Jahr

 

Kurzarbeit geht bis ins neue Jahr
Thyssen Krupp Stahl EichenFoto: VOELKEL, Alexander

Eichen/Ferndorf. Die Feuerverzinkungs- und Beschichtungsanlagen in Eichen und Ferndorf fahren nun im vierten Monat in Folge Kurzarbeit. Ein Ende ist nicht in Sicht.

„Die Stahlindustrie bekommt immer als erste die Auswirkungen einer wirtschaftlichen Krise zu spüren“, sagt der Betriebsratsvorsitzende von Thyssen-Krupp Steel Europe (TKSE), Wolfgang Otto, im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Feuerverzinkungs- und Beschichtungsanlagen in Eichen und Ferndorf fahren nun im vierten Monat in Folge Kurzarbeit. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Konnte der Betriebsrat für Oktober (wie berichtet) noch abwenden, dass trotz Auftragsmangels Leiharbeitnehmer verpflichtet werden, sind für den Rest des Jahres weiterhin wochenlange Stillstände der Anlagen und damit Ausfall von Schichten angekündigt.

Komplette Stilllegung

Denn eine mehrtägige oder sogar wochenweise Ausschaltung der Aggregate ist dabei noch die kostengünstigere Lösung, als diese mit immensem Energieeinsatz immer wieder hochzufahren. In den zehn Tagen vor und nach Weihnachten ist sogar die komplette Stilllegung in Eichen und Ferndorf angedacht. Und im Januar werde „voraussichtlich“ auch kurzgearbeitet.

Danach läuft die halbjährige Frist aus, in der von der Arbeitsagentur Kurzarbeitergeld gezahlt wird. Gespräche mit dem Bundeswirtschaftsministeriums über eine Verlängerung der Zahlungen, wie sie vor vier Jahren während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise eingeräumt wurde, haben laut Wolfgang Otto bislang noch zu keinem Ergebnis geführt: „Für eine Neuauflage sind die Aussichten schlecht.“

Konzerne wie TKSE haben zwar einen langen Atem. Aber Überbrückungsmaßnahmen wie eine zusätzliche „Qualifizierungskampagne“, die bei gleichbleibender Auftragslage etwa ab Februar greifen könnte, sind ausschließlich auf eigene Kosten möglich. Ob es dazu kommen wird, ist derzeit noch ungewiss. Denn wenn in Stellungnahmen von Branchenkennern bereits von Erholung der Konjunktur im nächsten Jahr die Rede ist, kann der Betriebsratsvorsitzende von TKSE dies „nicht so sehen“.

In der Beschäftigungslage des mit 1200 Mitarbeitern größten industriellen Arbeitgebers in Kreuztal spiegelt sich die Situation der gesamten stahlerzeugenden und verarbeitenden Branche wider: Wolfgang Otto spricht von zehn Prozent weniger Zulassungen an Pkw und gar „über 50 Prozent“ weniger Nachfrage nach Nutzfahrzeugen. Weil verzinkte und beschichtete Produkte der Veredelungsanlagen von TKSE in Eichen und Ferndorf außer von der Hausgeräteindustrie zu einem ganz wesentlichen Anteil auch von Autozulieferern abgenommen werden, wirkt sich dies folglich unmittelbar auf das Unternehmen aus.