09.04.2013

Bernhard-Weiss-Klinik: Angebot in Kredenbach wird weiter beschnitten

Kredenbach. Die Chirurgie am ev. Krankenhaus Kredenbach schließt zum Monatsende - betroffen ist davon auch die HNO-Abteilung, deren Belegarzt zum 1. Oktober gekündigt wurde.

js - Die Angebotspalette des ev. Krankenhauses Kredenbach wird im Laufe des Jahres deutlich verkleinert. Wie berichtet, lässt die Diakonie in Südwestfalen (DiS) die vollstationäre chirurgische Versorgung in der Bernhard-Weiss-Klinik zum Ende dieses Monats auslaufen. Fortan wird sich das chirurgische Angebot auf die ambulanten, zeitlich limitierten Möglichkeiten des Medizinischen Versorgungszentrums beschränken. Von diesem umstrittenen Einschnitt ist auch die Disziplin der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO) betroffen. Die DiS hat den Vertrag mit ihrem langjährigen HNO-Belegarzt, Dr. Wolf Jäger, über die Ostertage gekündigt: Ende September muss der Kreuztaler Facharzt seine Kredenbacher Betten räumen.

Dr. Wolf Jäger empört über VorgehensweiseJäger ist empört über die Vorgehensweise der DiS-Geschäftsführung, deren Kündigungsschreiben ihm in einer "formell fragwürdigen Form" zugestellt worden sei, und das zu einer Zeit, in der er sich bekanntermaßen im Urlaub befunden habe. Mehr noch ärgert den seit 1986 in Kredenbach tätigen und seit 1987 fest unter Vertrag stehenden Mediziner, dass er de facto bereits Ende April massiv in seiner Arbeit an der Dr.-Stellbrink-Straße behindert werde. "Ab dem 1. Mai fehlt das Personal für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung."

"Diakonie zerschlägt Strukturen"
Diese sei bislang in vorbildlicher Weise gegeben gewesen und habe dafür gesorgt, dass HNO-Eingriffe - etwa Mandel-Operationen - bisher ohne jegliches Risiko durchgeführt werden konnten. Mit der Schließung der Chirurgie fehle deren pflegerisches Personal, und auch Anästhesisten gebe es nicht mehr; sie alle seien aber auch für seine stationären Operations-Patienten wichtig, erklärte Dr. Jäger im Gespräch mit der Siegener Zeitung. "Die Diakonie zerschlägt die personellen Strukturen." Damit erfülle sie die vertraglich zugesicherten Voraussetzungen für die HNO-Abteilung nicht mehr. Dr. Jäger: "Ich überprüfe derzeit, ob die Kündigung rechtswirksam ist." Gleichzeitig begibt sich der Hals-Nasen-Ohren-Arzt auf die Suche nach einer neuen Belegstation, die er neben seiner Praxis betreiben kann. Wirtschaftliche Zwänge für die DiS-Marschrichtung sieht der Belegarzt nicht. "Im vergangenen Quartal hatten wir etwa 50 stationäre OP-Eingriffe", erklärte Jäger. Zuletzt habe er ein rundes Dutzend Patienten pro Woche in Kredenbach operiert, Tendenz steigend. Der nun unmittelbar bevorstehende strukturelle Einschnitt an der Bernhard-Weiss-Klinik entspreche keinesfalls dem nach wie vor bestehenden Bedarf. Abgesehen von seinen Zweifeln an den wirtschaftlichen Sachzwängen beim Handeln der Diakonie bezweifelt Wolf Jäger auch die Gemeinnützigkeit, die sich der Krankenhausträger eigentlich ganz groß auf die Fahnen geschrieben habe. "Hier wird keine christliche Medizin mehr gemacht, sondern ein Geschäft." 

Diakonie: Fristgerecht und vertragskonform
Aus Sicht der Diakonie ist die Vertragskündigung ein folgerichtiger Bestandteil ihrer Kredenbacher Umstrukturierung: "Wie bereits bekannt, wird die vollstationäre chirurgische Versorgung am Standort Kredenbach eingestellt", teilte Pressereferentin Christina Hoffmann auf SZ-Anfrage mit. "Demzufolge ist natürlich auch das operative Fach der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde betroffen. Herrn Dr. Jäger wurde deshalb fristgerecht zum 30. September 2013 gekündigt." Mit diesem Datum ende seine belegärztliche Tätigkeit am Standort Kredenbach. "Hierzu hat es seitens der Geschäftsführung bereits im Vorfeld mehrere persönliche und telefonische Gespräche mit Herrn Dr. Jäger gegeben. Herr Dr. Jäger kann seine Patienten im Bereich der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde im bisherigen Umfang bis zum 30. September 2013 vertragskonform weiterbehandeln." Genau dies sei Jäger am Montag in einem Telefonat verbindlich mitgeteilt worden, so die Diakonie-Sprecherin. 

Jäger soll selbst für Personal sorgen
Wolf Jäger hat nach eigener Aussage kein solches Telefongespräch geführt. Vielmehr habe er in einem Schreiben an die Diakonie-Geschäftsführung angemahnt, dass trotz der fristgerechten Kündigung zum 1. Oktober seine vertraglich zugesicherten Bedingungen schon ab dem 1. Mai wegfielen. Daraufhin sei ihm mitgeteilt worden, dass er keinen Anspruch auf die - bisher gegebene - personelle Ausstattung habe. Er müsse selbst dafür sorgen, dass seine stationären Patienten versorgt seien.