22.02.2013

Breuer zur Weiss-Klinik: Kehrtwende in Kredenbach "unrealistisch"

Kreuztal/Kredenbach. Landrat Paul Breuer diskutierte mit Kreuztalern über die Zukunft des Kredenbacher Krankenhauses.

js - "Sie müssen nicht mit mir kämpfen!" Landrat Paul Breuer spürte am Dienstagabend schnell die gereizte Stimmung, mit der ihm einige seiner Diskussionspartner bei seiner Wanderveranstaltung "Landrat vor Ort" im Kreuztaler Kulturbahnhof begegneten. Er selbst hatte dazu aufgerufen, auch die Zukunft der Bernhard-Weiss-Klinik aufs Tapet zu bringen, limitierte die Redezeit zum Reizthema aber auf 20 Minuten. Die wurden eingehalten, ermöglichten jedoch durchaus den Austausch der Standpunkte.

"Spezialitäten" wichtig
Paul Breuer erinnerte daran, dass ein Gutachten das Kredenbacher Krankenhaus vor einem Jahrzehnt als verzichtbar eingestuft hatte. Daraufhin habe man sich daran gesetzt, eine regionale Krankenhausentwicklungplanung zu konzipieren, die besonders den Erhalt der ländlichen Klinikstandorte im Siegerland - also Freudenberg und Kredenbach - sicherstellen sollte. Damals habe man erkannt, dass dies nur dann realistisch sei, wenn man "Spezialitäten" entwickle. Daher sei die Geriatrie für Kredenbach ins Spiel gekommen. "Die Altersmedizin ist kein besseres Altenheim." Vielmehr sei sie ein Bereich, der "deutschlandweit am meisten hochgefahren werden" müsse. Er habe sich enorm für die Sicherung der Weiss-Klinik durch Spezialisierung eingesetzt . "Dass daraus nicht viel geworden ist, verantworte nicht ich."

"Knäuel von Missverständnissen"
Was die schmerzhaften Diskussionen des vergangenen Jahres angeht, so sprach Breuer von "großen kommunikativen Fehlern" seitens der Diakonie in Südwestfalen (DiS). Allerdings werde er keine Dinge fordern, die seiner Überzeugung nach nicht erreichbar seien. "Ein frommer Wunsch ist keine Planungsstrategie", meinte Breuer, der den 17 000 Unterzeichnern des vom Bürgerforum formulierten Votums zum Erhalt des vollwertigen Akut-Krankenhauses explizit Respekt zollte. Selbst wenn das SMS-Angebot, Geld für den Erhalt der Chirurgie zur Verfügung zu stellen, "eine besondere Lage" darstelle, so halte er es "nicht für realistisch", dass die chirurgische Abteilung in Kredenbach zu halten sei. "Ich wünsche mir, dass man versucht, aus dem Knäuel von Missverständnissen herauszukommen." Das werde derzeit in nichtöffentlichen Gesprächen versucht.

Bürgermeister Kiß: "Menschen in massiver Weise beschädigt"
Rudolf Biermann, Sprecher des Bürgerforums, betonte, dass es sich bei dem Kooperationsangebot von SMS Siemag nicht um ein Hirngespinst handele. "Die Rückfinanzierung wäre möglich gewesen, wenn die DiS in irgendeiner Form entgegenkommend gewesen wäre." Bürgermeister Walter Kiß sagte, er habe den Eindruck gehabt, dass es nie eine Chance gegeben habe, das Angebot ergebnisoffen zu diskutieren. "Wie da ausgebremst wurde, hat mich sehr betroffen gemacht." Kiß appellierte an die Diakonie, "aus der Verweigerungshaltung herauszukommen" und keine formalen Gründe vorzuschieben. Ohnehin wünschte sich der Bürgermeister ein vernünftiges Ende der Debatte, "in der Menschen in massiver Weise persönlich beschädigt worden seien" - und zwar auf allen Seiten.

Paul Breuer: "Wenn es so einfach wäre"
Klaus Vitt vom Bürgerforum versuchte, dem Landrat das Versprechen zu entlocken, mit SMS Siemag und DiS nach Düsseldorf zu fahren und dort "Wege zu öffnen". Er könne sich vorstellen, dass man über eine Fünf-Jahres-Frist die vom Anlagenbauer vorgeschlagene Zusammenarbeit erprobe und sich anschließend ansehe, wie sich diese entwickelt habe. "Ich wäre bereit, wenn es so einfach wäre", entgegnete Paul Breuer. Er habe aber schon mehrfach in dieser Angelegenheit mit Düsseldorf gesprochen. Das von Vitt gewünschte Gespräch sei aber erst dann möglich, wenn das Planungsverfahren viel weiter sei. Die Wahrscheinlichkeit, da etwas auszurichten, sei nach seiner Einschätzung "gleich Null".