29.04.2013

Ferndorf am Boden: Fairness wird im Abstiegskampf nicht belohnt

Hildesheim. Es hätte der versöhnliche Abschluss des Auswärts-Dreierpacks werden sollen, ja, werden müssen. Am Ende hielten die Ferndorfer aber weder die zwei Punkte noch einen Punkt, sondern lediglich wieder ein Fleißkärtchen in der Hand. Eintracht Hildesheim siegte mit 27:26 (12:8) gegen den TuS in der 2. Handball-Bundesliga.

Hätten die Siegerländer dieses Kärtchen nicht nur metaphorisch erhalten, es würde wohl so etwas wie „gut gekämpft, weiter so“ auf der Karte notiert sein. Denn zumindest die Ferndorfer Moral in der Hildesheimer Sparkassen-Arena war vorbildlich. Am Anfang hatte es im Kellerduell mit dem Bundesliga-Absteiger nämlich mehr als bitter für den Tabellenletzten aus dem Siegerland ausgesehen, die DJK führte nach 19 Minuten mit 11:3. Nach der Pause hatte Ferndorf in der 49. Minute das 22:22 erzielt, danach selbst vorgelegt und nach einem Treffer von Kapitän Dennis Aust mit 26:24 geführt. In den letzten drei Minuten ließ DJK-Torwart Patrick Schulz aber keinen Tor mehr ins Netz, und deshalb hieß am Ende der Sieger eben doch Eintracht Hildesheim. Ein Spiel wie eine Achterbahn, Punkte, die wie Sand zwischen den Händen hindurch fließen – man könnte viele Bilder für die Ferndorfer Niederlage heraufbeschwören, man kann es aber auch auf eine einfache Formel bringen, die immer wieder ihre Anwendung im Sport findet: „Stehst du unten, hast du Pech.“

Vor 1500 Zuschauern, darunter 20 mitgereiste Nordsiegerländer, machten sich für die Ferndorfer erstmals nach langem wieder 14 Spieler warm, Bennet Johnen allerdings lediglich pro forma. Gut für Dincic allerdings, dass sowohl Hamers als auch Lange nach Krankheit unter der Woche wieder mit an Bord waren – zwar ohne viele Einheiten, aber immerhin dabei. Somit fehlten lediglich Davorin Prskalo (Daumen ausgekugelt) und Lucas Schneider (mit der A-Jugend unterwegs). Das Spiel begann ausgeglichen, die ersten Treffer der Partie markierten Hildesheims Robin John und Ferndorfs Heider Thomas mit je einem Doppelpack. In der Folge ließ der TuS aber mehrere klarste Chancen liegen, kassierte zudem drei ärgerliche Zeitstrafen (darunter ein Wechselfehler).

Und die Hausherren schlugen ihren Profit daraus, erhöhten vom 2:2 binnen 15 Minuten auf 11:3. Dincic stellte die anfängliche 5:1-Deckung auf eine 4:2-Formation um und brachte Marijan Basic auf die Mitte, beide Maßnahmen zeigten Wirkung. In der Deckung stellte der TuS die Hildesheimer nun vor große Probleme, der DJK gelang in den elf Minuten bis zur Pause nur noch ein Treffer. Beim Gang in die Kabinen hatte sich der TuS auf 12:8 herangekämpft, mit zwei Basic-Treffern direkt nach der Pause verkürzte Ferndorf auf 12:10.

Die Gäste zeigten nun die anfangs fehlende Aggressivität in der Deckung, bissen sich regelrecht ins Spiel hinein und ließen sich auch vom kurz darauf wieder bestehenden Vier-Tore-Abstand (18:14) nicht abschrecken. Beim Stand von 22:21 für Hildesheim verhinderte der eingewechselte Max Hamers zwei Mal den nächsten DJK-Treffer, im Gegenzug traf Alen Sijaric zum 22:22-Ausgleich. Das zu Beginn schon verloren geglaubte Spiel war mit einem Mal wieder offen, und die Vorteile lagen nun bei Ferndorf. Nun waren es die Gäste, die immer ein Tor vorlegten, bis Hamers beim 25:24 einen Siebenmeter gegen Meschke parierte und Aust im nächsten Ferndorfer Angriff das 26:24 markierte.

Dann aber stellte Ferndorf sich nach Dincic „dumm an“. In Unterzahl (Hilger hatte beim Siebenmeterpfiff für Hildesheim kurz zuvor eine Zeitstrafe bekommen) nahm sich Basic einen Fehlwurf von Linksaußen, den die Gastgeber zum Kontern nutzten. Nach dem 26:26-Ausgleich war Ferndorf im Angriff, als die Schiedsrichter Zeitspiel pfiffen. Heider Thomas zeigte sich regelkonform, hielt den Ball nicht fest oder warf ihn weg, sondern ließ ihn fallen. Konsequenz: Gegenstoßpass, Tor mit der Schlusssirene. Fairness wird im Abstiegskampf nicht immer belohnt. „Es ist schade, wir hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt“, sagte Dincic, der Sonderlob an Basic, Thomas, Hilger und Alen Sijaric verteilte. „Aber das nächste Spiel ist ein neues Spiel.“