Bei steigendem Druck wird oft der Trainer hinterfragt. Auch in Ferndorf?
Wir Vertrauen unserem Trainer und dem Team. Caslav Dincic steht nicht zur Debatte, wir wollen mit ihm die Klasse halten.
Was haben die anderen Aufsteiger bzw. Mannschaften im Tabellenkeller in der Hinrunde besser gemacht?
Caslav hat zwischenzeitlich mal gesagt, dass Aue zum Beispiel kein klassischer Aufsteiger ist. Dort wurde in den vergangenen 20 Jahren ein Jahr lang nicht in der zweiten Liga gespielt, auch in der dritten Liga hatten sie ein Umfeld auf ZweitligaNiveau. Vergleichen können wir uns mit Leutershausen und Henstedt. Leutershausen setzt noch stärker auf junge Spieler als wir und stößt da grade an die Grenzen, sie werden ähnlich stark wie wir um den Klassenverbleib kämpfen. Uns nützt es in diesem Zusammenhang nichts, nur einen zweitligaerfahrenen Simon Breuer zu haben, auch wenn er sich in der Rückrunde steigern wird. Generell braucht man eine breitere Basis an Erfahrung.
Das drängt die Frage nach möglichen Verstärkungen natürlich auf. Wie realistisch ist denn ein personeller Zuwachs mittlerweile?
Vor einigen Wochen war noch der Stand, dass wir den Markt sondieren, aber eben nur im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten Dinge unternehmen. Wir haben aktuell diesen Rahmen etwas erweitern können, so dass wir sehr konkret Verstärkungen suchen. Wir haben einige Spieler im In- und Ausland auf unserer Liste und hoffen, dass wir in zwei Wochen eine, hoffentlich sogar zwei Verstärkungen präsentieren können.
Kann man die Positionen schon eingrenzen?
Vorzugsweise wollen wir uns auf der rechten Rückraumposition verstärken, Caslav Dincic kann sich aber auch einen Allrounder vorstellen. Ich denke, ein Rückraumspieler mit Erst- oder Zweitliga-Erfahrung wird uns weiterhelfen. Eine weitere Option wäre ein Torhüter.
Sie haben als Sportlicher Leiter vor der Saison, angelehnt an Vereine wie Hüttenberg, den „Ferndorfer Weg“ ausgerufen. Das bezieht sich insbesondere auch auf die Förderung eigener Jugendspieler. Ist der TuS auf Kurs, was das angeht?
Wir hatten unser Projekt den „Ferndorfer Weg nach Hüttenberger Modell“ benannt. Ich finde es interessant, wie die Hüttenberger seit vielen Jahren ihren Weg mit jungen Spielern aus der Region gehen. Ein Verein wie der TuS Ferndorf, der in einer finanzstarken Region zu Hause ist, aber ohne große Weltunternehmen auf dem Trikot auskommt, muss etwas über die eigenen Jugendlichen aufbauen und diese in die eigene erste Mannschaft integrieren. Der Stand in der eigenen Jugend stellt uns diesbezüglich zurzeit zwar zufrieden, aber es geht noch einiges mehr. Kurzfristig ist das Ziel, mit der A-Jugend Bundesliga zu spielen.
Wenn man in der Jugend-Bundesliga spielen will, muss man sich mit den großen Vereinen in Handball-Deutschland vergleichen. Das in der 2. Liga vorgeschriebene Jugendzertifikat hat Ferndorf kurzfristig nicht erfüllen können. Woran ist noch zu arbeiten, um den Jugendbereich auf Hochleistungsniveau zu bringen?
Ich glaube, generell ist das eine langfristig angelegte Maßnahme. Man muss eine Tradition und ein gewisses Selbstverständnis haben sowie im Umfeld und bei Nachbarvereinen Akzeptanz besitzen. Wir müssen bessere Hallenkapazitäten haben und für auswärtige Trainer interessant sein. Das sind viele Baustellen, an denen wir weiter arbeiten wollen. Gezielte mittelfristige Maßnahmen sind etwa verstärkte Kooperationen mit den Schulen. Wir sind eine starke Fußballregion, da müssen wir aktiver werden.
Wie fällt das Hinrundenfazit bezogen auf die anderen Teams des Vereins aus?
In der A-Jugend arbeiten wir mit dem überwiegend jüngeren Jahrgang auf die nächste Saison hin. Mit der Unterstützung der 1994er im Kader stehen wir auf dem zweiten Platz in der Oberliga, mit der Entwicklung der Spieler sind wir zufrieden. Bei der zweiten Mannschaft sind wir von der Platzierung her auch zufrieden. Hätte man in jedem Spiel die optimale Aufstellung gehabt, ständen wir wohl noch zwei, drei Plätze höher und es wäre mehr Ruhe in der Mannschaft gewesen. Im Moment soll die Reserve noch nicht zwingend aufsteigen, sondern eine Plattform für die jüngeren Spieler bieten, in der sie Verantwortung übernehmen müssen.
Sie haben als Sportlicher Leiter die Tätigkeit des Jugendkoordinators und des A-Jugend-Trainers abgegeben. Fehlt einem manchmal die Trainerarbeit mit dem Nachwuchs in der Halle?
Auf jeden Fall. Zeit, die man in den Nachwuchs investiert, ist nie vergeudete Zeit. Aber ich habe als Sportlicher Leiter im Moment auch alle Hände voll zu tun.
Wagen wir mal einen Ausblick: Wo und wie sehen Sie den TuS Ferndorf in fünf Jahren?
Den TuS Ferndorf sähe ich in fünf Jahren gerne auch in der zweiten Bundesliga. Das Umfeld ist geeignet, aus der Wirtschaft erhielten wir diesbezüglich positive Signale. Ich sehe den TuS in fünf Jahren im Jugendbereich gestärkt und eine zweite Mannschaft, die auch den Sprung in die Oberliga geschafft hat.