02.10.2013

Kreuztal - Alles auf Anfang bei Südumgehung Kreuztal?

Südumgehung ja, aber nur mit Tunnelvariante: Es war eindeutig, was der Rat der Stadt Kreuztal Anfang 1999 mit großer Mehrheit beschlossen hatte, als gegenüber dem damaligen Westfälischen Straßenneubauamt eine Stellungnahme abzugeben war. Acht Jahre später wurde diese Forderung aufgegeben. Angesichts der hohen Kosten, die ein Tunnel durch den Mühlenkopf verursacht, rückte der Rat von seiner vormaligen Haltung ab.

Jetzt ist (wie berichtet) alles wieder auf Anfang gestellt. Der neue Planungsauftrag für die B 508 neu, wie die innerörtliche Entlastungsstraße zwischen Buschhütten und Ferndorf offiziell heißt, beinhaltet wieder einen Tunnel. Wenige Wochen vor dem lang ersehnten Planfeststellungsbeschluss, der für das erste Quartal 2014 angekündigt ist, müssen die Planer von vorn anfangen. In den Reihen der Kreuztaler Kommunalpolitiker wird die neue Entwicklung mit Skepsis gesehen.

„Mal Hü und mal Hott“, bringt es der Fraktionsvorsitzende der CDU im Rat der Stadt Kreuztal auf einen Nenner. Arne Siebel sieht Kreuztal als „Spielball“ von Landes- und Bundespolitik. Die verkehrlichen Probleme der Stadt würden dadurch nicht gelöst. Viel schlimmer: Siebel sieht darin ein „Absterben auf Raten“. Es seien doch alle Untersuchungen gelaufen. Da nütze es nichts, „Varianten aus der Schublade zu ziehen, die gestorben sind, weil sie zu teuer waren“. Seiner Meinung nach werde die Region mit dem neuen Planungsauftrag für den Tunnel „an der Nase herumgeführt“. Dauerhaften Schaden trage die Bevölkerung davon, die in Kreuztal-Mitte und Ferndorf seit Jahren auf die Entlastung vom Durchgangsverkehr hofft.

Verzögerungen befürchtet
Auch SPD-Fraktionschef Karl-Heinz Schleifenbaum befürchtet, dass das Projekt Südumgehung nun zeitlich verzögert werde. Zwar sei die Tunnellösung nach wie vor erstrebenswert, aber nicht finanzierbar, wie es die Planer den Politikern vor acht Jahren vermittelten. „Ich gehe nicht davon aus, dass zusätzliche Millionen ausgegeben werden können“, meint Schleifenbaum, der die jüngste Entwicklung für „keine gute Nachricht“ hält.

Die Kreuztaler Grünen, eigentlich gegen eine Südumgehung, wohl aber Befürworter der Tunnellösung, hatten 2007 gegen die Abkehr von dieser Forderung gestimmt. Sie sehen nun allerdings „die Chance zu einer einvernehmlichen Lösung“, zumal der Tunnel eine alte Forderung aller Fraktionen sei. Ein Tunnel sei laut Fraktionssprecherin Anke Hoppe-Hoffmann „ein ernst zu nehmender Vorschlag“, weil dadurch die Trasse insgesamt abgesenkt und der Buschhüttener Bevölkerung ein dreistöckiges Brückenbauwerk bei der Überleitung von der HTS auf die Südumgehung erspart bleibe. Allerdings sehen die Grünen in einer Ortsumgehung für Kreuztal die Initialzündung, „um eine Ost-West-Verbindung durch Kreuztal durchzudrücken“.

Mitgewirkt hat an dem Jahrzehnte dauernden Entscheidungsfindungsprozess auch der SPD-Kreistagsabgeordnete und frühere Stadtverordnete Roland Abel aus Fellinghausen. Er zeigt sich „verwundert, dass in der Landesmeldung nach Berlin“ der Tunnel erwähnt wird. „Es ist klar, dass die Südumgehung ein wichtiger Bypass ist, um den Verkehr im Ferndorftal zu ordnen“, sagt Abel, der es „kontraproduktiv“ fände, wenn wegen des Tunnels ein neues Planfeststellungsverfahren begänne: „Das ist für Kreuztal schlecht.“

Bei der Bürgerinitiative gegen die Südumgehung in Buschhütten, wo allein über 300 Einwendungen eingereicht wurden, gibt es auf die neu ins Gespräch gebrachte Tunnellösung eine verhaltene Resonanz. Harold Becker, einer der Sprecher: „Damit könnten wir leben.“ Nur sieht er es als widersprüchlich an, diese Variante wieder ins Gespräch zu bringen, die einst wegen der hohen Kosten abgelehnt wurde.