23.03.2013

"Löwen" eine Nummer zu groß für den TuS

Die Ferndorfer Handballer haben den nächsten Favoritensturz an der „Stählerwiese“ verpasst. Gegen die konzentriert aufspielende Mannschaft des Bergischen HC unterlag der TuS vor toller Kulisse letzten Endes leistungsgerecht mit 28:32(14:17). Im ersten Durchgang hatte Ferndorf bis zum 12:10 geführt, in Überzahl aber beim 12:13 den Rückstand hinnehmen müssen. Beste Werfer bei den Siegerländern waren Basic und Hilger, beim BHC überzeugte aus dem starken Kollektiv der nach Wiederanpfiff überragende Torwart Mario Huhnstock.

Dass das Spiel gegen den Bergischen HC ein Besonderes werden würde, war im Vorfeld der Partie allen Besuchern in der Sporthalle an der „Stählerwiese“ bewusst. Vor den Augen von HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann war es immerhin die erste Liga-Aufgabe nach „Tag X“, an dem der TuS den Abschied von Trainer Caslav Dincic nach Saisonenede verkündet hatte. Als der Übungsleiter gegen viertel nach sieben beim Aufwärmen der

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Wurde mit Sprechchören in der Halle empfangen: Ferndorfs Trainer Caslav Dincic. Foto: Micha Sommer

Mannschaft die Halle betrat, wurde er mit Sprechchören empfangen, die „Ferndorfer Füchse“ entrollten ein Plakat. „Ohne Dincic geht es bergab. Die Fans stehen hinter Dincic“ lautete die Botschaft als Reaktion auf die Zeitungsberichte der vergangenen Tage. Ähnlich viel Applaus wie der Trainer erhielt Ferndorfs Mittelmann Marijan Basic, der von HBL-Justiziar Andreas Thiel offiziell mit der Trophäe für das „Tor des Monats“ Februar ausgezeichnet wurde. Im Hintergrund sangen und trommelten sich de Fans des Bergischen HC warm, die im Vorverkauf angeblich bereits 150 Karten für sich proklamiert hatten. Einige Zuschauer schafften es gar nicht erst in die Halle; das Spiel wurde im Foyer auf den Fernsehern übertragen, auch das lautstark begleitete Einlaufen der Gästemannschaft. Das erfolgte indes mit Verspätung, denn die „Löwen“ verpennten den Start ihres Einlauflieds.

Auch die ersten Minuten auf dem Feld gelangen den Gastgebern besser. Mit Toren von Barkow, Aust, Thomas (2) und Prskalo legte der TuS binnen fünf Minuten auf 5:2 vor, ein Traumstart. Mit einem Blick auf die Ferndorfer Bank konnte man dabei den Eindruck gewinnen, dass ihr Trainer die Tore dabei zu Beginn ein wenig extrovertierter feierte als sonst. Nach 10 Minute traf BHC-Linksaußen Christian Hoße mit seinem dritten Treffer per Gegenstoß zum zwischenzeitlichen 7:7, bis zum 12:10 durch den angeschlagen spielenden Heider Thomas (18.) blieb der TuS am Drücker. Der Einsatz stimmte dabei in vorbildlicher Weise, so sprintete Mittelmann Marijan Basic nach einem Ballverlust im Angriff pfeilschnell zurück, um den Gegenstoßpass des BHC zum möglichen 9:11 abzufangen. Der starke Berggren hatte vorher die Führung für die „Löwen“ markiert, der TuS danach mit viel Kampf einen eigenen Vorsprung von zwei Toren zurückerobert.

Als Tim Hilger dann eine Zeitstrafe kassierte, nutzte der BHC die Überzahl eiskalt zu zwei Treffern, erzielte anschließend in eigener Unterzahl das 12:13 aus Sicht der Gastgeber. Es waren diese kleinen Dingen, die den großen Unterschied machten zwischen beiden Mannschaften und letzten Endes dafür sorgte, dass der TuS nicht mehr für den Sieg infrage kam: Spiel in Unter- und Überzahl, das Sichern von Abprallern und die Anzahl der unnötigen Fehlpässe, in diesen Punkten waren die Löwen vorne. „Wir waren in den entscheidenden Situationen nicht clever genug“, bilanzierte TuS-Rechtsaußen Dennis Aust entsprechend nach Abpfiff. Nachdem Jiri Vitek mit einem Dusel-Tor (unfreiwilliger „Doppelpass“ durch einen Ferndorfer Abwehrspieler) auf 14:12 erhöhte hatte und Szilagyi (erneut in Unterzahl) auf 15:12 erhöhte, waren es erstmals drei Tore Vorsprung für die Gäste.

Erst, nachdem Alexander Oelze per Siebenmeter auf 16:12 erhöht hatte, gelang den Gastgebern wieder ein Treffer, der TuS hatte bis zum 13:16 durch Simon Breuer knapp neun Minuten keinen Treffer erzielen können. Das lag freilich nicht an der Abwehr des BHC; gegen die verschobene 5:1-Deckung vor der Pause fand der TuS viele gute Lösungen. Es waren unnötige Ballverluste und resultierende Gegenstöße, die den Pausenrückstand bedeuteten. Nach Wiederanpfiff wollten es die Hausherren mit einem erneut starken Start noch einmal wissen. Binnen fünf Minuten glich der TuS ein 14:18 zum 18:18 aus, die Halle stand kopf.

Doch dann schlichen sich wieder Fehler ins Spiel. So warf der eingewechselte Lange zwei Pässe ins Aus, der sonst starke Hilger setzte einen freien Wurf neben das Tor.Und der BHC zeigte sich weiter konzentriert, zog wieder von 21:20 auf 26:20 davon. Diesem Rückstand lief Ferndorf in der Folge hinterher, sechs Treffer Differenz gegen diese Spitzenmannschaft konnten die Gastgeber nicht mehr kontern, auch, wenn der ins TuS-Tor eingewechselte Max Hamers nun viele Bälle parierte. „Der BHC ist für mich die beste Mannschaft der Liga

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Die Ferndorfer Spieler im Kreis, im Hintergrund jubelnde BHC-Anhänger. Am Ende musste sich Ferndorf verdient mit 28:32 geschlagen geben. Foto: Micha Sommer

"Emsdetten war hier eine leichte Note schlechter. Gegen so ein Team fehlt uns dann die Qualität, über die volle Spielzeit mitzuhalten“, sagte der Ferndorfer Schlussmann. Ähnlich sah das Trainer Caslav Dincic, der sich bei den Fans für die Unterstützung bedankte. „Der Gegner hat verdient gewonnen.“ 

Nach dem 28:32 durch Hilger hatte der TuS noch die Chance über Alen Sijaric, per Gegenstoß auf drei Tore zu verkürzen, den Wurf mit der Schlusssirene parierte Huhnstock. Ob drei oder vier Tore Differenz: Die Leistung der Siegerländer gegen den Tabellenzweiten war eine ordentliche.Die nächste Punkte-Gelegenheit bietet sich am kommenden Wochenende beim nächsten Heimspiel: Dann empfängt der TuS den SV Henstedt-Ulzburg zum überlebenswichtigen „Kellerduell“.

Statistik:
TuS: Rottschäfer, Hamers – Basic, Hilger (je 6), Aust (3/1), Barkow, Prskalo, Thomas (je 3), A. Sijaric (2), Breuer, Schneider (je 1), Lange, Bettig (n.e.).

BHC: Stochl, Huhnstock – Berggren, Szilagyi (je 6), Hoße (5), Oelze (4/2), Nippes (3), Artmann, Hegemann, Wöss (je 2), Bohnert, Vitek (je 1), Gunnarsson.