21.11.2013

Schulpolitik: Ferndorfer Kindelsbergschule ohne Zukunft

Kreuztal. Allein ist die Kindelsberg-Förderschule in Ferndorf auf mittlere Sicht nicht überlebensfähig. Deshalb soll Kreuztal mit allen Kommunen im Kreisgebiet, die ebenfalls Förderschulen unterhalten, mögliche Kooperationsmodelle ausloten.

Diesen Auftrag hat der Schulausschuss jetzt der Verwaltung gegeben. Damit soll auf Dauer sichergestellt werden, dass Eltern auch nach flächendeckender Einführung der Inklusion, also des gemeinsamen Unterrichts von behinderten und nicht behinderten Kindern und Jugendlichen an allgemeinbildenden Schulen, noch eine Wahlmöglichkeit haben – wenn sie für ihr Kind eine Förderschule bevorzugen.

Kreisweite Kooperationsmodelle
Zuvor hatte Schulamtsdirektor Jürgen Maaß dargelegt, dass sonderpädagogische Förderung künftig an den allgemeinbildenden Schulen ab 1. und 5. Klasse obligatorisch sei. Der Besuch einer Förderschule erfolge nur noch auf Antrag der Eltern. Doch ob es in Zukunft noch vor Ort ein solches Angebot gibt, hängt davon ab, wie Kreuztal und Hilchenbach, die die Kindelsbergschule im Zweckverband betreiben, sich mit Nachbarn wie Freudenberg, Netphen oder Siegen einigen. Schon am nächsten Montag wird sich die Schulzweckverbandsversammlung damit beschäftigen, wie Schuldezernent Dieter Loske sagte. Dabei gehe es um eine kreisweite Lösung.

597 Schüler an Förderschulen im Kreisgebiet
Kreisweit gab es im Schuljahr 2012/13 nach einer Übersicht der Koordinationsstelle für Inklusion 597 Schüler an den Förderschulen in Siegen, Freudenberg, Kreuztal/Hilchenbach, Netphen, Bad Laasphe und Bad Berleburg. 337 Kinder zählten zum Primarbereich, von denen 263 den Förderschwerpunkt Lernen oder emotionale und soziale Entwicklung (LES) hatten. 260 Kinder wurden der Sekundarstufe 1 zugeordnet, davon 223 mit LES-Schwerpunkt.

Bei nur noch 80 Schülern hat die Kindelsbergschule die Mindestgröße von 144 längst unterschritten und wird weiter schrumpfen. Allein 72 Kinder und Jugendliche müssen angemeldet sein, um nur als Teilstandort eines Schulverbundes weiter zu existieren. Angesichts der absehbaren Entwicklung ist allerdings für Schulrat Jürgen Maaß ganz klar: „Die Kindelsbergschule hat keine Zukunftsfähigkeit mehr.“ So blieben nur die drei Möglichkeiten der Schließung, der jahrgangsweisen Auflösung oder der Kooperation.

Das werde auch Thema der nächsten Bürgermeisterkonferenz am 29. November sein, kündigte Maaß an. Denn die Unterschreitung der Mindestgröße wird fünf der sechs Förderschulen im Kreisgebiet treffen – bis auf die Siegener Lindenschule. Weiterhin zur Verfügung stehen aber die Geschwister-Scholl-Schule in Wenden und die LWL-Schulen in Olpe, die sich der Kinder mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen annehmen.

Philipp Krause (CDU) empfand den als Sachstandsbericht zur Inklusion angekündigten Vortrag des Schulamtsdirektors als „enttäuschend“ und machte den Vorschlag, kreisweite Kooperationsmodelle zu untersuchen. Heike Siebel (SPD) sprach sich dafür aus, dass Kreuztal auch künftig Standort einer Förderschule bleiben müsse, schon um die Wahlfreiheit der Eltern zu erhalten. Dabei sei es wichtig, dass ein solches Schulangebot in erreichbarer Nähe sei. Vorteil der Förderschule seien kleine Klassen. Auch könnten Kinder, die in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung gehandicapt sind, an allgemeinbildenden Schulen andere Schüler „in Stress-Situationen“ bringen.