23.04.2013

Windkraft in Kreuztal: Kindelsberg soll tabu bleiben

Kreuztal. Der Kreuztaler Infrastruktur- und Umweltausschuss möchte keine Windräder am Kindelsberg stehen haben. Zudem sollen immer mindestens drei Anlagen gebaut werden.

nja - Kreuztal steht der Windenergie grundsätzlich positiv gegenüber. Das brachte der Rat im Herbst 2011 zum Ausdruck und ist nun ein Grund für eine intensivere Beschäftigung mit diesem Thema. Der Infrastruktur- und Umweltausschuss war gefragt, Stellung zu beziehen. Ein gesamtstädtisches Konzept für die Festlegung potenzieller Eignungsflächen für die spätere Ausweisung von Konzentrationszonen für Windenergieanlagen auf Basis der zwingenden rechtlichen Vorgaben und zusätzlichen städtischen Zielvorstellungen soll erstellt werden. Im Sommer, so die Planungen, könnte es vom Rat verabschiedet werden. Dann folgen weitere Untersuchungen, z.B. mit Blick auf den Artenschutz.

Am Montag ging es zunächst darum, in Frage kommende Areale zu benennen bzw. einzugrenzen. Laut Stadtplanerin Petra Kramer soll ein Mindestabstand von 1000 Metern zu Siedlungs- und Mischbaubereichen eingehalten werden. Andere Tabuzonen seien u.a. Biotope und die geringen Kreuztaler landwirtschaftlich genutzten Flächen. Kreuztals Täler seien zugebaut, "wir brauchen für die Naherholung freie Flächen mit freiem Blick". Im Wald seien die Anlagen weniger störend.

Der Ausschuss war sich schlussendlich einig: Der Kindelsberg, der Kreuztaler Hausberg mit dem Wahrzeichen, dem Kindelsbergturm, soll ebenfalls zum Tabu erklärt werden. Als potenzielle Areale zur Nutzung von Windenergie gelten laut Kramer ca. 107 "gut geeignete" Hektar im Anschluss an den "Ewigen Fuhrmann" bei Littfeld - dort haben Windkraftanlagen bekanntlich bereits die Arbeit aufgenommen, der Bereich Hoher Wald (ohne Senderanlage) sowie im Südwesten Kreuztals, bei Osthelden, zwei kleinere, jeweils rund 10 Hektar große Areale an der Grenze zur Gemeinde Wenden. Die potenziellen Eignungsflächen liegen alle im Wald.

Mit Blick auf das südwestliche Gebiet, auch dies war Konsens im Fachausschuss, soll die Stadt nun zunächst Gespräche mit Wenden und dem Kreis Olpe führen. Dabei soll geklärt werden, ob jenseits der Kreuztaler Grenze in diesem Bereich Windkraftanlagen möglich, erwünscht bzw. geplant sind. Dr. Bernhard Kraft (Grüne) hatte zunächst dafür plädiert, dieses Areal ebenfalls aus der Planung herauszunehmen und dabei vor einer "umfänglichen Kulissenbildung" gewarnt. Wenn Wenden dort Anlagen plane, sei auch für Kreuztal das Argument der Silhouetten-Bildung hinfällig, merkte Arne Siebel (CDU) an. Was war noch konsensfähig? Grundsätzlich sollen keine Solitäranlagen ermöglicht werden, sondern nur sogenannte Windfarmen mit mindestens drei Anlagen. Dabei könnten gegebenenfalls auch benachbarte Anlagen von anderen Kommunen hinzugerechnet werden. Eine Verspargelung der Landschaft ohne einen adäquaten Nutzen soll es nicht geben. Außerdem soll so gut wie möglich auf die Errichtung von Bürgerwindparks oder die Beteiligung der Bürgerschaft in anderer Form hingewirkt werden. So "profitieren diejenigen, welche die Anlagen in ihrem Blickfeld haben, und es ist auch wenigstens ein kleines Maß an kommunaler Wertschöpfung gegeben", nahm die Rathauscrew in ihre Planungsleitlinien mit auf. Und: "Es sollen nur dort Windenergieanlagen entstehen, wo sie besonders wirtschaftlich betrieben werden können." "Schelte kriegen wir von irgendeiner Seite ohnehin angesichts der vielen Betroffenen und Beteiligten. Für einen solchen Spagat reichen menschliche Beine nicht aus", wappnete Arne Siebel sich für kommende Diskussionen. 

Die Union hatte sich bereits in der vergangenen Woche gegen Windkraft am und um das Kreuztaler Wahrzeichen ausgesprochen. Markus Fuhrmann vom Naturschutzbund, er ist beratendes Ausschussmitglied, plädierte dafür, Windkraftanlagen im Wald sollten die Ausnahme bleiben. Es handele sich schließlich um großflächige Industrieanlagen. Petra Kramer hielt dagegen: Im Windenergieerlass sei der Wald keine Ausnahmezone mehr. Ansonsten müsse Kreuztal sich von den 1000 Metern Mindestabstand zur Wohnbebauung verabschieden; schließlich müsse der Windenergie "substanziell Raum" verschafft werden. Potenzielle Investoren scharren offensichtlich noch nicht mit den Füßen; Stadtbaurat Eberhard Vogel berichtete allerdings über "Anfragen von Waldbesitzern".