07.11.2014

Archäologie: Geschichte wird neu geschrieben

Hilchenbach. Ein halbes Jahr ist das her, seit die Archäologen in Littfeld den ältesten Silberstollen des Müsener Reviers erkundet haben. Eine Woche Zeit hatten sie den Eigentümern abgetrotzt, für eine „Rettungsgrabung“. Denn, so Dr. Manuel Zeiler, Referent bei der Archäologie des Landschaftsverbandes, es war „Gefahr im Verzug“. Unbefugte hatten sich bereits dort, in 60 Metern Tiefe, zu schaffen gemacht. „Schöner wäre es gewesen, wenn wir dort heute noch hätten graben können.“

Im Hilchenbacher Ratssaal berichtet Dr. Zeiler Mitgliedern und Gästen des Geschichtsvereins und des Altenberg- und Stahlbergvereins: Wie die Archäologen das Alter der Holzes bestimmt haben, mit dem Bergleute schon im 13. Jahrhundert das Gestein mit dem Silbererz erwärmt haben. Und dass diese Grabung ein Baustein von mehreren ist, der zu „einer Fülle neuer Erkenntnisse“ geführt habe: „Das ist Forschung — es geht immer weiter.“ Geschichtsvereins-Vorsitzender Dr. Hans Christhard Mahrenholz zieht sein Fazit: „Hier muss tatsächlich einiges neu geschrieben werden.“ Nichts weniger als die Geschichte der Region.

1. Müsen gehört zum Bergrevier der Eisenzeit
„Seit einem Jahr ist alles neu“, sagt der Archäologe, „Müsen gehört genauso zur eisenzeitlichen Montanlandschaft wie das westliche Siegerland.“ Auf der Landkarte der Eisenzeit, um 400 vor Christus, ist das Siegerländer Bergbaugebiet nun doppelt so groß. Hinweise darauf habe es schon früher gegeben. Gisela Achenbach und ihre Mitstreiter waren 1969 in Ferndorf fündig geworden; der Schlackenplatz gehöre „definitiv“ in die Eisenzeit“, sagt Dr. Zeiler. Otto Krasa war 1959 verspottet worden, als er Schlacke aus der Eisenzeit dort fand, wo gerade ein Wohnhaus ausgeschachtet wurde. Blei war es zwar nicht, wie Krasa vermutete, aber vielleicht Kupfer. „Man hätte ihn besser ernst nehmen sollen.“

2. Ohne starke Amateure sind Archäologen schwach
Die Amateure: Ohne sie, betont der hauptberufliche Wissenschaftler, könnten die Archäologen mit ihrem minimalen Etat wenig stemmen. „Es sind die Menschen in der Region, denen wir verdanken, dass wir so viel wissen.“ Menschen wie die im Altenberg- und Stahlbergverein. Was man denn tun könne, um die Archäologen zu unterstützen, fragt Dr. Rolf Müller, Vorsitzender des Altenberg- und Stahlbergvereins. „Mit den Leuten reden und sie sensibilisieren“, antwortet Dr. Manuel Zeiler. Oder einen Windpark bauen. Dann dürften die Archäologen zur Rettungsgrabung ausrücken. Wie in den 1970er Jahren, als dort die Autobahn von Köln nach Kassel geplant wurde: Bei dieser Gelegenheit wurde der mittelalterliche Silberbergbau auf dem Altenberg ausgegraben.