06.09.2014

Drogen-Prozess: SEK-Einsatz: „Dann stürmten Männer mit Sturmhauben das Gelände“

Siegen. Der Prozess um den Rekord-Drogenfund in Ferndorf ist am Freitag fortgesetzt worden. Am 28. Februar waren drei Männer in Ferndorf festgenommen worden, als sie 2,7 Tonnen Marihuana in eine Lagerhalle in einem Industriegebiet abladen ließen.

Am zweiten Tag des Prozesses vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichtes sagten die Angeklagten weiterhin nichts zur Sache aus, kommunizierten allerdings umso eifriger mit ihren Verteidigern. Dafür schilderte am Freitag ein Zeuge den Ablauf des Zugriffes der Polizei. Der 46-Jährige ist Geschäftsführer eines Siegener Unternehmens, das dem Trio einen Gabelstapler vermietet hatte. Er brachte das Fahrzeug gegen Mittag selbst nach Ferndorf und übernahm dann auch das Abladen, „weil keiner von denen den Eindruck machte, sich darum zu reißen.“ Als er vier oder fünf Paletten in die ansonsten leerstehende Lagerhalle gebracht hatte, sei es plötzlich „tierisch laut“ geworden. Männer „mit Sturmhauben und Blitzlampen auf den Waffen“ stürmten auf das Gelände „und beförderten mich unsanft von meinem Gabelstapler“. Der Zeuge wurde auf den Boden gedrückt, bekam die Hände auf den Rücken gefesselt. „Später haben sich die Polizisten bei mir entschuldigt“, sagte er.

Bezahlt mit einem dicken Geldbündel
Am Tag zuvor hatte seine Angestellte eine telefonische Bestellung für einen Gabelstapler für die gleiche Ferndorfer Adresse angenommen. Auftraggeber war ein Bauunternehmen aus Berlin. Aus Vorsicht infolge schlechter Erfahrungen arbeite ihre Firma nur gegen Vorauskasse, sagten Angestellte und Chef. Als bis zum nächsten Morgen kein Geld auf dem Konto war, hätten sie den Auftrag abgehakt. Dann aber kam ein Anruf aus Ferndorf, vom Angeklagten C, der dringend einen Stapler gebraucht habe (38). Kurz darauf habe sein Mittäter B. (36) vor der Tür gestanden, mit einem weiteren Mann, den allerdings beide Zeugen nicht eindeutig identifizieren konnten. B. habe das Wort geführt und nur englisch gesprochen, was die Angestellte leidlich verstand. B. sei sehr nervös gewesen und hätte praktisch alles bezahlt, um sofort einen Stapler zu bekommen, erinnerten sich die Zeugen. Er würde auch eine Woche oder einen Monat mieten, notfalls kaufen. „Ich hab ihm dann 16 000 Euro als Kaufpreis genannt“, sagte der Geschäftsführer. Darauf habe B. abgewinkt, letztlich aber rund 500 Euro bar für einen Tag bezahlt. „Der holte ein dickes Geldbündel heraus“, erinnerte sich der Zeuge.

Schlechtes Personengedächtnis
Der ursprüngliche Anrufer aus Berlin habe sich am 1. März, also am Tag nach der Polizeiaktion, noch einmal beim zweiten Geschäftsführer des Stapler-Unternehmens gemeldet. Als sein Partner die Polizei erwähnte, sei das Gespräch abrupt beendet worden. Er und seine Angestellte konnten C. im Gericht identifizieren, den dritten Angeklagten M. (30) nicht. Der zweite Mann habe sich im Büro und später bei der Lagerhalle im Hintergrund gehalten. Diese Halle gehört einem Mann aus Birken, der sie Anfang Februar an die gleiche Berliner Firma vermietet hatte, die auch beim Stapler-Unternehmen genannt wurde. Dieser Zeuge hatte den C. bei der Polizei ebenfalls als „englischsprachigen Mann“ zumindest zu 70 bis 80 Prozent wiedererkannt. Gestern wollte er sich nicht festlegen, er habe ein schlechtes Personengedächtnis. Der Prozess wird am Freitag nächster Woche fortgesetzt.