17.12.2014

Museumsreifes WC

F E R N D 0 R F Heimatmuseum zudem nicht barrierefrei / Außenaufzug wäre ein Traum.

Pfiflige Idee: lm Sommer brachte-Eckhard Dippel einige Exponate in die Seniorenwohnanlage der
Stiftung Dia/coniestation.

nja R Sie ist in die Jahre gekommen, zählt aber nicht zu den Exponaten im Heimatmuseum Ferndorf: Die sanitäre Anlage sei „nicht mehr zeitgemäß und auch zu klein", befand jüngst die Kreuztaler CDU-Fraktion: „Getrennte Toiletten für Frauen und Männer sind nicht vorhanden, ebenso ist das ganze Objekt nicht behindertengerecht ausgestattet." Diese (nicht ganz neue) Erkenntnis mündete in einen Antrag zum Haupt- und Finanzausschuss: Bei einem Ortstermin sollen „die aktuelle Situation in Bezug auf eine behindertengerechte Ausstattung fachkundig” gesichtet und „die Möglichkeiten von baulichen Veränderungen” geprüft werden, es solle die Finanzierbarkeit geklärt und die Recherche nach Fördermitteln aufgenommen werden. Nun wird sich wohl zunächst der Fachausschuss für Kultur und Tourismus des Themas annehmen. Bürgermeister Walter Kiß hatte in der Sitzung an die im Ältestenrat getroffene Vereinbarung erinnert, zu Beginn des kommenden Jahres die Verteilung der freiwilligen Leistungen an die Vereine neu zu ordnen. Daher schlug er vor, den CDU-Antrag mit in diese Beratungen einfließen zu lassen. CDU-Fraktionsvorsitzender Arne Siebel bezweifelte indes, dass die vom Heimatmuseum gewünschten Veränderungen damit zu stemmen seien. Zusätzliche Mittel würden wohl benötigt, damit „Grund reinkommt”, das Heimatmuseum zukunftsfähig aufgestellt werde, die Präsentation der heimatgeschichtlichen Exponate einen vernünftigen Rahmen erhalte: „Wir haben nicht besonders viele Einrichtungen, die sich mit Kulturgütern der Region beschäftigen." Im Museum stecke viel freiwillige Arbeit. Jochen Schreiber (SPD) berichtete, er habe sich mit Museumsleiter Eckhard Dippel ins Benehmen gesetzt; der Ausschuss für Kultur und Tourismus werde sich im kommenden Jahr vor Ort umschauen.

Die SZ ist regelmäßig in dem Baudenkmal an der Ferndorfer Straße zu Gast- die Bandbreite der Ausstellungsstücke ist nicht nur einen Besuch, sondern immer wieder auch einen Bericht wert. Die Sanitäranlage rückte nun aber erstmals in den Fokus und war auch rasch „abgehandelt': Das innen liegende Räumchen ohne Fenster und Belüftung lädt nicht zum Verweilen ein, und ein Blick genügt, um Dippels Berichten auch über gelegentliche olfaktorische Auswirkungen auf die Restetage sogleich uneingeschränkt Glauben zu schenken. Zum Museumsfest habe zudem ein Dixi-WC aufgestellt werden müssen, berichtete er: „Wie sieht das denn aus!"

Noch bedeutender aber scheint unter dem Stichwort „Zukunftsfähigkeit“ der Wunsch nach der Barrierefreiheit zu sein. Zwar besuchen auch Schulklassen und Wandergruppen das Museum, doch im „normalen“ Alltagsbetrieb sind es laut Dippel ,zunehmend ältere Bürgerinnen und Bürger, die sich für die Exponate interessieren. Und schon für das Erreichen des Erdgeschosses rnuss die Außentreppe überwunden werden. Ein Rampe könnte hier sicherlich hilfreich sein - doch dann bleibt immer noch die stufenreiche Treppe im Inneren. Ein Treppenlift sei mit Blick auf den Brandschutz nicht genehmigungsfähig. so der ehrenamtliche Museumsleiter. Bleibe also nur die Installation eines Außenaufzugs. Er habe es schon erlebt, dass potenzielle Besucher unverrichteter Dinge wieder abgereist seien angesichts der unüberwindbaren Hindernisse - keine schönen Momente des ehrenamtlichen Engagements. Herbert Perl, der sich in Kreuztal für Senioren engagiert, habe ihm auch schon signalisiert, er könne jede Woche einen Bus voller interessierter Besucher bringen - aber angesichts der Treppen sei dies nicht zielführend.

Eckhard Dippel realisierte im Sommer, während der Schließungsmonate des Museums, eine pfiffige Idee: Um Senioren die Exponate näher zu bringen, die den Weg in das Baudenkmal nicht zurück legen können, wurde rrıit Hilfe von Dietmar und Patricia Braun eine stattliche Anzahl Ausstellungsstücke in die Seniorenwohnanlage der Stiftung Diakoniestation Kreuztal an der Ernsdorfstraße gebracht - vom alten Bügeleisen bis hin zu landwirtschaftlichen Gerätschaften. Eine schöne Idee! Dippel erinnerte in diesem Zusammenhang an das Projekt des Wilnsdorfer Museums: Es bietet mindestens einmal im Monat Führungen für Demenzpatienten an.

Der Ferndorfer hegt noch einen weiteren Wunsch, den er der SZ verriet: „Es wäre schön, wenn die Stadt Kreuztal mit ins Boot käme, das Museum unter ihre Fittiche nähme" und, ähnlich wie beim Naturbad Krombach, ein Förderverein sich weiterhin kümmerte, z. B. um Führungen und die Aufsicht. Zur Erinnerung: Der SGV Ferndorf-Kreuztal ist seit 1967 Träger des Museums, das ursprünglich eine Heimatstube war, dann aber sukzessive expandierte. In komnıunaler Trägerschaft, so erläuterte Dippel, gebe es zahlreichere Fördermöglichkeiten, z. B. aus Töpfen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL).