Anderthalb Tage früher als geplant ist der Erörterungstermin für die Planung der Südumgehung zu Ende gegangen. Am letzten Tag hatten die Rechtsanwälte und Gutachter der Bürgerinitiativen und Waldgenossenschaften ihre Plätze schon geräumt. Bis Mittwochmittag verlor sich nur noch ein gutes Dutzend Betroffener in der Kreuztaler Stadthalle. Es war ihre Stunde der letzten Worte.
„Bitte, überlegen Sie sich das noch einmal“, appellierte Ilse Doris Skambraks als Anwohnerin des in Buschhütten neu entstehenden Verkehrsknotens. „Sie sind den Einwendern in keinem Punkt auch nur ein Stück entgegengekommen“, warf Axel Maurer Vertretern des Landesbetriebs Straßenbau vor, „meine Hoffnung setze ich in die Bezirksregierung und die Gerichte, diesem Spuk ein Ende zu setzen.“ An diesem letzten Tag ging es noch einmal um Details. Und um das große Ganze.
Die Details....
Naherholung: „Fahren Sie doch mal ins Mattenbachtal“, forderte Karl Gumbinger die Behördenvertreter auf. Klaus Frettlöh, Projektleiter beim Landesbetrieb Straßenbau, hatte zuvor eingeräumt, dass das Interesse an dem Naherholungsgebiet mit dem Interesse kollidiert, Verkehr aus den Ortslagen des Ferndorftals herauszuholen . „Wir haben entschieden, dass die Straße gebaut werden soll.“
Lärm: Erst die HTS („auf der falschen Talseite“), davor schon die Siegener Verzinkerei, der Rangierbahnhof und das Otto-Werk, demnächst das Containerterminal, nun die Südumgehung: „Sie wissen offensichtlich nicht, was Sie den Bürgern antun“, sagte Axel Maurer, Anwohner der Liesewaldsiedlung. Marion Maurer wies auf das Freibad hin: „Nicht mal fünfzig Meter an der Liegewiese vorbei“ werde künftig die Straße verlaufen.
Gefahren: „Absolut notwendig“, so der Kredenbacher Klaus Thiel, sei bei einem Gefälle von sechs Prozent eine Notfallspur. „Unvorstellbar“ wären die Folgen, wenn dort ein Tanklastzug außer Kontrolle gerate. „Wenn das nicht geht, kann man diese Straße so nicht bauen.“
Radweg: Dr. Werner Mühlnickel von der Unglinghausener Bürgerinitiative fordert den Radweg am Knoten von alter B 508 und Südumgehung in Ferndorf — „das wird hochgefährlich.“ Klaus Frettlöh verweist auf die laufenden Planung zum B-508-Umbau: „Wir stellen sicher, dass die Radwegeverbindung berücksichtigt wird.“
... und das große Ganze
Irgendwann wird Klaus Thiel sauer, als er seine Berechnung für den Ferndorfer Knoten nicht vortragen darf: „Einen alten Mann kanzelt man ab wie einen dummen Jungen.“ Den Nachweis, dass das gesamte Projekt Südumgehung nicht funktioniert, suchen auch andere Teilnehmer. Einer stellt infrage, ob in den Häusern an der B 508 überhaupt noch Menschen wohnen – oder ob die nicht längst das Feld Büros, Läden und Praxen überlassen haben. „Es wäre vielleicht auch vernünftig gewesen, vorhandene Straßen zu optimieren“, wendet Günter Jochum, Chef der Grünen-Kreistagsfraktion, ein. Genau das habe der frühere Landrat Paul Breuer mit seinen weiträumigen Plänen vereitelt, findet Marion Maurer: „Deshalb mussten alle Lösungsvorschläge zur Entlastung des Ferndorftals in die Schublade.“
„Bewusst“, vermutet eine Bürgerin, sei die Brücke zum HTS-Anschluss in Kreuztal so schmal gebaut worden, dass sich dort der Verkehr staue. Das sei eine „temporäre Beeinträchtigung“, widerspricht Klaus Frettlöh. Der Anschluss in Kreuztal sei ausreichend dimensioniert — wenn erst einmal der Verkehr über die Südumgehung rollt.