26.12.2015

2. Handball-Bundesliga: Dormagen wieder der „Partykiller“

Kreuztal. TuS Ferndorf verspielt 20:13-Vorsprung und muss nach 28:28 gegen Bayer Dormagen mit nur einem Zähler in die Winterpause der 2. Handball-Bundesliga gehen

geo -  Als sich Florian Baumgärtner gegen Ende der 35. Minute hochschraubte und eines der Tore erzielte, die beim TuS Ferndorf ganz besonders viel Jubel auslösen, weil es immer so aussieht, als wolle er die Lampen an der Hallendecke auswechseln, da schwappte die Begeisterung bis in den letzten Winkel der ausverkauften Sporthalle Stählerwiese: 20:13 führte der TuS nach einem bis dahin begeisternden Spiel und hatte den Fünf-Tore-Vorsprung zur Pause sogar noch ausgebaut - Handball-Herz, was willst du mehr? Nun, am Ende einfach nur einen Sieg, Aber angesichts eines 24:26-Rückstandes in der 52. Minute musste man im Lager der Heimmannschaft sogar über einen Zähler froh sein, zumal Bayer Dormagen 20 Sekunden vor Schluss beim Stande von 28:28 einen Ferndorfer Ballverlust ergatterte und auf dem Weg zum Auswärtssieg war, den Ball dann aber auch leichtfertig „verdaddelte“. Unentschieden also. Kein neuer Heimsieg. Zu wenig. Zu wenig? Das wird der weitere Verlauf der Rückrunde zeigen, die für den immerhin auf einem Nichtabstiegsplatz überwinternden TuS am 6. Februar mit einem Auswärtsspiel ausgerechnet beim Tabellen-„Schlusslicht“ HF Springen weitergeht. Nein, langweilig wird es in der 2. Handball-Bundesliga auch 2016 nicht werden!

Manndeckung brachte Ferndorf aus dem Konzept

Doch zurück zum letzten Auftritt der Mannschaft Michael Lerschts in 2015 und zu den Gründen für den „Absturz“ in der Mitte der zweiten Spielhälfte, als Bayer Dormagen aus dem Nichts heraus erneut zum Partykiller am zweiten Weihnachtstag avancierte. Schon im Hinspiel hatte man Ferndorf beim 37:25 kalt erwischt. Bayer-Trainer Jörg Bohmann erkannte womöglich zwei Dinge. Zum einen, dass Alex Koke beim TuS einen gebrauchten Abend erwischte, denn dem Spielmacher und Kopf der TuS-Mannschaft gelang nicht viel. Eigentlich nahezu nichts. Deutlich dynamischer agierte Marijan Basic, der gleich nach der Pause seinen 5. Treffer markiert hatte - und klasse gespielt hatte.

Schleichend kippte die Parte

Den Ex-Dormagener ließ Bohmann nun manndecken. Und ohne seine beiden Spielmacher sah Ferndorf plötzlich alt aus. Dormagen, dass in der ersten Spielhälfte nervös agierte und vom TuS klar beherrscht wurde, deckte nun aggressiver. Daniel Mestrum, bis dahin erfolgreichster Torschütze, schoss zwei „Fahrkarten“, Miroslav Volentics vergab einen Siebenmeter, „Messi“ später auch noch einen. Ballverluste, ein paar unglückliche Schiedsrichter-Entscheidungen, irgendwann kapierten alle in der Halle, dass die Partie kippt, Ferndorf beinahe zu spät. „Wir haben eigentlich die Leute, um gegen eine offensive Deckung wie in der 2. Halbzeit etwas zu machen. Aber wir waren heute zu hektisch“, ärgerte sich Lucas Schneider nach dem Spiel. Nur eine Viertelstunde nach dem eingangs geschilderten 20:13 brachte Dormagens Finne Mikk Pinnonen die Gäste zum 25:24 in Führung, 100 Sekunden später erhöhte Bettin per Siebenmeter gar auf 26:24!

Baumgärtner und Puhl hielten Punkt fest

Jetzt stand die Heimmannschaft am Abgrund, angetrieben vom Publikum machte das Team aber noch Kräfte frei, Baumgärtners 5. Treffer in der 59. Minute rettete den Punkt. Auch Lucas Puhl, der sehr starke, aber auch ein paar nicht so starke Phasen hatte, hielt in dieser Phase zwei ganz, ganz wichtige Dinger, aber Ferndorf hatte nicht mehr selbst die Kraft zum „lucky punch“. Insgesamt muss man festhalten, dass Ferndorfs Überzahlspiel wieder solide, aber nicht überwältigend war, auch das Gegenstoß-Spiel hatte zähe Momente ebenso wie hinreißende Szenen. Die Erfahrung der ersten 21 Zweitliga-Spiele zeigte aber am Samstag wieder einmal, dass man als „kleiner Aufsteiger“ Spiele eben nur dann gewinnt, wenn nahezu alles stimmt. Das war diesmal nicht der Fall.