07.09.2015

2. Handball-Bundesliga:TuS „kratzte“ an Sensation

Minden. Der TuS Ferndorf verlor sein Auswärtsspiel der 2. Handball-Bundesliga bei GWD Minden mit 25:28, verkaufte seine Haut aber teuer.

geo -  Als es am Sonntag in der nur halb gefüllten, riesigen Kampa-Halle in Minden 10:4 für den Bundesliga-Absteiger aus Ostwestfalen stand, musste man vielleicht das Schlimmste befürchten. Aber die Mannschaft des Aufsteigers TuS Ferndorf hat klar gelernt: gelernt, nicht den Kopf hängen zu lassen, wenn es mal nicht läuft. Gelernt auch, dass in jedem Spiel mehr steckt als „nur“ eine Niederlage. „Wir wollen kein Lob, wir wollen Punkte“, umschrieb dies Trainer Michael Lerscht nach der 25:28 (12:16)-Niederlage seines Teams beim haushohen Favoriten GWD Minden, wobei genau dieses „haushoch“ gestern Abend auf „schreibtisch-klein“ schrumpfte. Und auch Kapitän Kai Rottschäfer beließ es nach dem Spiel nicht bei den üblichen Belobigungen, sondern schwor seine Mitspieler ein: „Bildet Euch nichts ein – hier war mehr drin!“

Chance zum 25:26 leichtfertig vertan
Hä? Mehr drin beim „Gefühlt-immer-noch-Bundesligisten“ aus Minden? Oh ja. Die Hallenuhr wies noch 360 Sekunden Spielzeit, als Ferndorf beim Stande von 26:24 für Minden in eigener Überzahl zu einer Konterchance gelangte. Minden war hochnervös geworden, weil die Siegerländer „Gallier“ alles machten – nur nicht aufgeben. Hypothetisch, was geschehen wäre, wenn der TuS bis auf einen Treffer heran gekommen wäre. So aber „kratzte“ man nur an der Sensation, denn Uros Paladin unterlief bei genau diesem Konter ein leichter technischer Fehler. Überhaupt merkte man die kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen einem großen Club wie Minden und einem kleinen Aufbegehrer wie dem TuS Ferndorf immer in diesen Phasen, als das verblüffende Gefühl aufkam: Hier geht ja was!

Große Fairplay-Geste von Volentics
Am Ende ging dann zwar doch nichts mehr, aber die TuS-Delegation durfte neben dem Respekt der ostwestfälischen Handball-Öffentlichkeit auch einen Dank an TuS-Spieler Miroslav Volentics mitnehmen, der sich in der 48. Minute neben seinen acht Treffern mit einer bemerkenswerten Fairplay-Geste Respekt erwarb: Im eigenen Angriff entschieden die Schiedsrichter auf Einwurf für Ferndorf, aber der kleine Slowake signalisierte, was kaum einer gesehen hatte: „Ich war noch dran!“ Michael Lerscht: „Zuerst habe ich ganz kurz gezuckt, aber dann muss ich sagen: überragender Sportsgeist, tolle Aktion von Miro!“ Neben dem treffsicheren Volentics, der auch vier Siebenmeter sicher unterbrachte, überragte auch „Teil II“ der Ferndorfer Flügelzange. Daniel Mestrum kommt immer besser in Form, erzielte ebenfalls acht Tore, mehrere dabei aus schier unmöglichen Winkeln. Das kompensierte indes, dass den Nordsiegerländern gegen die hünenhafte und vom schwedischen Alt-internationalen Magnus Jernemyr angeführte Innenverteidigung kein Tor vom Kreis gelang. Und auch der Rückraum kam nur zu wenigen Treffern, Fehlschüsse inbegriffen.

Puhl: „Wir sind auf dem richtigen Weg“
Torhüter Lucas Puhl, der zwei Siebenmeter hielt und den „Grünhemden“ mit elf gehaltenen Bällen mehrere Zähne zog, brach indes eine Lanze: „Wir sind eine zusammengewürfelte Truppe, aber wir wachsen von Woche zu Woche weiter zusammen. Alle müssen sich finden, aber man hat heute gesehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Diesen beschritt das Team mit einer sehr starken, offensiven Abwehrleistung, wodurch Minden der anfängliche Spielfluss genommen wurde. Nach dem 7:14-Rückstand – dem höchsten im Spiel – schaffte es das Lerscht-Team, das durch Volentics sogar 1:0 in Führung gegangen war, bis zur Pause den Rückstand zu verringern (12:16).

„Teilerfolg“ in 2. Halbzeit: 13:12
Nach dem Seitenwechsel geriet man zwar erneut mit 13:19 erneut in Rückstand, doch niemand steckte auf. Verbissen stemmte man sich den Gastgebern entgegen, deren Spielfluss nun endgültig ins Stocken geriet, nachdem der Montenegriner Aleksandar Svitlica seinen sieben Treffern aus der 1. Halbzeit nichts mehr viel hinzuzufügen hatte. Ab dem 17:20 durch Volentics (41.) blieb es fast konstant bei diesem Rückstand, so dass Ferndorf die 2. Halbzeit sogar 13:12 gewann.