21.04.2015

Bender ist nicht mehr zu retten

Ferndorf. Als am Samstag Post vom Insolvenzverwalter kam, in der die sofortige Freistellung mitgeteilt wurde, war den 72 Beschäftigten der Firma Bender klar: Das ist das Ende – der Schlusspunkt im Ringen um den 98 Jahre alten Traditionsbetrieb, der in Folge der globalen Marktbereinigung in der Röhrenherstellung in Schwierigkeiten geraten und wohl nicht mehr zu retten ist. Die Belegschaft ist gekündigt, zum 31. Mai wird der Betrieb eingestellt. Lediglich eine Handvoll Mitarbeiter wird bis dahin Restarbeiten erledigen, letzte Rohre verladen.

Niedergang begann vor einem Jahr
Montag verkündete der Vertreter des Insolvenzverwalters aus Hennef auf einer Betriebsversammlung die bittere Wahrheit. So hatten die Bender-Mitarbeiter doch bis zuletzt gehofft, dass sich ein Investor findet, der wenigstens einen Teil der Belegschaft übernimmt und weiterbeschäftigt. Mehrere Interessenten hatten sich seit Dezember gemeldet, als der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Siegen gestellt worden war. Doch keiner ließ Taten folgen.

Bis vor einem Jahr hatte sich der jetzt jäh beendete Niedergang nicht abgezeichnet. Da wurde noch in drei Schichten gearbeitet, um die aus aller Welt georderten Röhren — darunter Spezialanfertigungen von bis zu 180 Zentimeter Durchmesser und 33 Meter Länge – zu produzieren. Dann ging es auf zwei Schichten, schließlich auf eine Schicht zurück, bis plötzlich die Auszahlung der Löhne und Gehälter ins Stocken geriet. Erst vor wenigen Wochen wurden die letzten Rohre fertig. Betriebsratsvorsitzender Matthias Schneider („eine absolute Katastrophe“) ist mit seinen 51 Jahren selbst seit 30 Jahren bei Bender beschäftigt gewesen. Seit dem gestrigen Dienstag wird er in der Arbeitslosenstatistik geführt. Wie so viele seine künftigen Ex-Kolleginnen und -Kollegen hat er vorläufig nur eine bescheidene Perspektive auf dem Arbeitsmarkt, zumal Bender Ferndorf in der Region nicht das einzige Unternehmen der Branche ist, das aufgeben musste.

44 Jahre bereits ist der dienstälteste Kollege im Betrieb, näher an der Rente. Viele junge Familienväter sind dabei, auch eine Reihe ausländischer Arbeitnehmer, aber: keine Auszubildenden. IG-Metall-Sekretär Jürgen Groß, der ebenfalls am Montag dabei war, geht allerdings davon aus, dass sich im von geringer Arbeitslosigkeit geprägten Siegen-Wittgenstein für manchen Ex-Bender-Mitarbeiter neue Optionen ergeben werden. Die Agentur für Arbeit nutzte die Betriebsversammlung am Montag, um die betroffene Belegschaft, die seit Januar Insolvenzgeld in voller Höhe des früheren Lohnes und Gehalts bezog, auf die Phase der Nichtbeschäftigung vorzubereiten. Bereits für diesen Mittwoch wurden erste Termine mit den Gekündigten vereinbart. Deren Einkommen sinkt nun auf 60 Prozent vom letzten Netto-Gehalt. Etwas mehr gibt es, wenn Kinder da sind.

Das Kreuztaler Traditionsunternehmen Bender-Ferndorf Rohr GmbH wurde im Jahr 1917 gegründet und ist damit eine der ältesten Firmen in der Stadt Kreuztal. Im vorigen Sommer hatte Bergrohr in Siegen das Insolvenzverfahren beantragt; der Betrieb wurde von den Erndtebrücker Eisenwerken übernommen. Anfang März 2015 gab Röhren Flender (Siegen) seine Zahlungsunfähigkeit bekannt.