06.08.2015

Einkaufszentren: Aldi-Krieg im oberen Ferndorftal

Kreuztal/Hilchenbach. Den Eindruck, dass der Haussegen zwischen den beiden Nachbarstädten im oberen Ferndorftal wieder — wie seit langem nicht mehr – schief hängt, möchte Kreuztals Bürgermeister Walter Kiß auf jeden Fall vermeiden.

„Wir sind ständig in Kontakt und stimmen uns ab“, antwortet Kiß auf die Frage nach der Post aus dem Hilchenbacher Rathaus. Und: „Wir wollen den Hilchenbachern die Butter nicht vom Brot nehmen.“ Sein Amtskollege Hans-Peter Hasenstab sieht das anders: Er wirft der Stadt Kreuztal vor, Absprachen zu brechen. In seinem Brief soll Hasenstab, der zurzeit in Urlaub ist, deutliche Worte gewählt haben. Sogar von einer Beschädigung des Vertrauensverhältnisses zwischen beiden Bürgermeistern ist die Rede.
Alles läuft auf Kredenbach zu

Es geht um den Aldi-Markt — den Hilchenbacher, den es anscheinend dort in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird. Im Ältestenrat hat Hasenstab die Spitzen der Hilchenbacher Fraktionen damit konfrontiert, dass der Investor aus Korbach für sein Projekt auf dem ehemaligen USH-Gelände nicht mehr mit Aldi plant. Der Discounter, derzeit noch im Gerberpark zu Hause, konzentriert sich offenkundig auf das Kredenbacher Einkaufs­zentrum. „Eine Entwicklung, die wir nicht beeinflussen können“, beteuert Walter Kiß. Die Stadt Kreuztal wolle die Ausweitung dieses Einzelhandelsstandorts an der Stadtgrenze eigentlich vermeiden. Tatsache sei allerdings, dass die Eigentümer nach der Kressner/Adler-Schließung den Komplex abreißen und neu bauen wollen. „Über den Umfang wird im Moment noch verhandelt“, berichtet der Kreuztaler Bürgermeister. Derzeit untersuchen Gutachter, welche Verkaufsflächen zugelassen werden dürfen, ohne den Handel in der Innenstadt zu gefährden.

Im Hilchenbacher Gerberpark hat Aldi 600, in Kredenbach 550 Quadratmeter Verkaufsfläche. 1200 Quadratmeter hat Hilchenbach in der Herrenwiese im Angebot — Kredenbach könnte, so die Hilchenbacher Befürchtung, bei einem Neubau gleichziehen. Der Politik des Discounters, seit einigen Jahren im Umland zu besichtigen, spielt das in die Hände: Nicht in den Zentren, sondern an der Peripherie sind die neuen, großen Märkte entstanden: in Buschhütten und Krombach, in Deuz und Dreis-Tiefenbach. Dass die Kredenbacher Entwicklung auch den Aldi-Standort in Kreuztal-Mitte treffen könnte, kann Bürgermeister Kiß gelassen abwarten. Im Zentrum teilen sich demnächst Dornseifer, Rewe und Kaufland das Geschäft. „Und mit Discountern sind wir gut ausgestattet.“ Ein Luxus, von dem der Amtskollege in Hilchenbach nicht einmal träumt.