24.04.2015

„Fachmann alter Schule“: Werner Rother handelt seit 50 Jahren mit Lederwaren

nja Kreuztal. Seit einem halben Jahrhundert kennt er sich mit Ledererzeugnissen jedweder Art bestens aus – so lange schon ist Werner Rother (Anm. d. Red.: aus Ferndorf) im Geschäft: „Ich bin ein Fachmann alter Schule“, erzählte der Kaufmann gestern, als er wie gewohnt seinen Stand auf dem Kreuztaler Wochenmarkt bestückt hatte: Auch an seinem 75. (!) Geburtstag zeigte er Präsenz und wartete bei strahlendem Sonnenschein auf Kunden.

Begonnen habe er seinen Handel in Bad Kreuznach als Lieferant für Kaufhäuser, Märkte und Fachgeschäfte. Da sein Zuständigkeitsbereich sich damals von Frankfurt am Main bis hoch nach Flensburg erstreckt habe, suchte er alsbald nach einem neuen geografischen Mittelpunkt, den er im Siegerland fand. Genauer gesagt in Ferndorf, woher seine Ehefrau stammt und wo er noch heute mit ihr Zuhause ist.

Dann aber machten immer mehr Fachgeschäfte zu, so dass Rother sich gezwungen sah, sich neu zu orientieren: Und so stieg er selbst in das Marktgeschäft ein: „Das war der Dreh in die richtige Richtung“, blickte er im SZ-Gespräch zurück. Habe er früher drei Verkaufsanhänger sein Eigen genannt, als er noch regional und überregional Zwölf-Stunden-Tage auf den Märkten der Republik absolvierte, beschränkt er sich mittlerweile auf einen, mit dem er auch nur noch in Geisweid und Kreuztal anzutreffen ist.

Billigimporte aus China, das „sinkende Wertgefühl der Menschen“ und auch der Umstand, dass viele seiner früheren Stammkunden zum Sparen gezwungen seien, machten das Geschäft nicht einfacher. Er selbst setze auf Markenqualität aus Deutschland, betonte er mehrfach – insbesondere in Form von Handtaschen, Börsen aller Art und Reisegepäck.

An seinem 75. Geburtstag drängte sich gestern die Frage auf: Wie lange wird Werner Rother seinen Kunden noch die Treue halten? „Bis das Geld alle ist – und das dauert nicht mehr lange“, lautete die traurige und desillusionierte Antwort. Hoffnungen, dass sich das Geschäft noch einmal nachhaltig belebe, habe er keine mehr. Eigentlich hatte er gehofft, sein Sohn könne es einmal übernehmen. Doch diese Idee habe man leider gemeinsam begraben müssen.