23.04.2015

TuS Ferndorf: Abschied mit Bauchschmerzen

Ferndorf. Wenn es nach Erik Wudtke gegangen wäre, dann hätte der TuS Ferndorf die komplette Drittliga-Mannschaft dieser Saison behalten. „Im November hätten die Etatzahlen, die jetzt für das Lizenzierungsverfahren angegeben wurden, feststehen müssen, dann wären alle Spieler geblieben. Auf einer Position verstärkt und womöglich eine zusätzliche Ergänzung, damit hätten wir in Liga zwei bestehen können.“

Er selbst hätte in diesem Fall seinen Vertrag erfüllt, der ursprünglich bis zum 30. Juni 2016 gelaufen wäre. Aus den Worten des scheidenden Trainers spricht kein Frust oder gar Ärger. Dass er die Früchte seiner Arbeit gern mit seinem Team in der höheren Klasse geerntet hätte, verhehlt er indes nicht. Dass die Summe von 520 000 Euro zusammenkomen würde, war Ende des Jahres 2014 nicht absehbar und die Verhandlungen mit den Spielern stockten.

Das Ende vom Lied: Aus dem Erfolgs-Team verlassen sechs Mann das Aufstiegs-Schiff. Und nun eben auch noch der Trainer. Eine Entwicklung, die in dieser Form eher selten in der Sportlandschaft ist. „Bis Sonntag war ich davon ausgegangen, dass ich meinen Vertrag erfülle. Doch am Montag habe ich bei Ba­yer Dormagen unterschrieben.“ Beim Zweitligisten, der den Aufstiegs-Wettlauf im vergangenen Jahr gegen die Ferndorfer gewann, wird Erik Wudtke am dem 1. Juli Jugend-Koordinator. Bayer Dormagen wurde jüngst von der Handball-Bundesliga (HBL) das „Ausbildungs-Zertifikat mit Stern“ verliehen. Kein Zweitligist kann Ähnliches vorweisen. Nur der „Club der Großen“, ganz oben in Liga eins, spielt in Sachen Jugend in dieser Liga.

Bedenken
Eine Position, auf die Erik Wudtke sich im Januar beworben hat. Das Auswahlverfahren dauerte bis zum Beginn dieser Woche. In Ferndorf hatten Vorstand und Geschäftsführung im Januar damit begonnen, nach Lösungen zu suchen, finanziell günstigere Regelungen ins Auge zu fassen. Sparzwang. Ein Abschied vom Vorhaben zweite Liga zwei war kein Thema, der Sprung ins Haifischbecken der 21 Mannschaften, aus denen fünf Absteiger ermittelt werden, sollte auf jeden Fall gewagt werden. „Ich sage es ganz ehrlich: In der jetzigen Konstellation hatte ich Bauchschmerzen vor einem ungeheuren Absturz, der womöglich mit dem Abstieg aus Liga zwei nicht zu Ende gewesen wäre“, äußert Erik Wudtke Bedenken, was das Unternehmen zweite Liga angeht. Beispiele gibt es zur Genüge. Der GSV Baunatal hält mit gerade mal sechs Pünktchen die Rote Laterne in dieser Zweitliga-Saison. Und auch Aufsteiger Bayer Dormagen kämpft ums Überleben, rangiert auf einem Abstiegsplatz.

Eine Angst, die der TuS Ferndorf und die künftige sportliche Führung nicht teilt. Wie gestern berichtet, sind Michael Lerscht im Schulterschluss mit Routinier Alex Koke als Trainer und Co-Trainer und Mirza Sijaric als neuer sportlicher Leiter überzeugt, in den kommenden Wochen ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen, das konkurrenzfähig sind wird. Vorstand und Geschäftsführung wollen die neue „Rückenfreiheit“, die sich durch diese Konstealltion ergibt, nutzen, um Akquise zu betreiben, weitere Sponsorengespräche führen. Dem Handball-Dorf Ferndorf steht eine heiße Phase ins Haus. Erik Wudtke wird sich verabschieden. Er will hinterlässt ein gut bestelltes Feld.