04.05.2015

TuS Ferndorf in die 2. Bundesliga!

Kreuztal. Der TuS Ferndorf hat sich  durch einen 37:39-Sieg über den VfL Gladbeck erneut die Westdeutsche Handball-Meistershcaft und den damit verbundenenen Direktaufstieg in die 2. Handball-Bundesliga gesichert.

ida -  Die letzten Minuten sie ertranken im Trubel. Karneval in Kreuztal. Sektduschen auf dem Parkett, Kai Rottschäfer als Zeremonienmeister im Publikum, 1100 im Glück schwelgende Fans. Der TuS Ferndorf ist Meister der 3. Handball-Liga! Ein Dorf standkopf, eine Mannschaft, die auseinander brechen wird, zeigte, dass sie nicht nur zusammen siegen sondern auch zusammen feiern kann. 37:29 (20:14) gewonnen gegen den VfL Gladbeck. Schon lange vor der Schlusssirene glich die Stählerwiese ein Tollhaus. Die Gäste aus dem Ruhrgebiet verzogen sich schnel, überließen den in frisch gedruckte Shirts gekleideten Ferndorfern die Bühne, die sich demnächst 2. Bundesliga nennt.

„Es ist unbeschreiblich“
„Es ist unbeschreiblich“, schrie David Breuer in den Block, verfolgt von Fernsehkamera und Radio-Siegen-Mikrofon, begleitet vom Krach auf den Rängen. Einfach toll, was hier passiert ist. Breuer dachte in diesem Moment auch an seinen eigenen Weg in diesem Jahr. Die Diagnose Krebs vor dem Saisonstart, die Rückkehr, das vorsichtige Herantasten an das Erfolgs-Team. „Bekommt man da nicht Lust, auch in die 2. Liga zu gehen?“ fragten wir. „Natürlich“, so Breuer, „ist das reizvoll. Gerade mit dieser Mannschaft, die es mir so leicht gemacht hat, diese schwere Zeit zu ertragen“. Als angehender Lehrer in Essen, der in Krefeld zu Hause ist, sei diese Belastung nicht zu stemmen. Sagte es und folgt seinen Kollegen in Richtung Bierrondell, wo vor der Halle Freigetränke warteten.

Wudtke holte über 100 Punkte
„Die Mannschaft hat es mir leicht gemacht“, meinte Trainer Erik Wudtke, mittlerweile auch klatschnass geworden. Immer kippte mal wieder einer seiner Akteure ein Glas Pils über seinen kurz geschorenen Schopf. Wudtke schüttelte sich kurz: „Heute können die mit mir machen, was sie wollen“, lachte er. 27 Siege hat er in dieser Saison in Serie gesehen, selten eine so verdiente Meisterschaft erlebt. „Es ist eigentlich meine erste richtige Zeit als Trainer einer Männer-Mannschaft. Es war hier ganz leicht“, ließ er zwei Jahre Revue passieren. „Nächste Woche noch die beiden Punkte gegen Wiesbaden, dann habe ich in diesen zwei Spielzeiten hier 103 Punkte geholt. Ganz falsch kann es also nicht gewesen sein, was hier passiert ist.“ Wudtke lobte aber auch seine Vorgänger im Ferndorfer Trainer-Amt. „Hier wurden wichtige Grundlagen gelegt“, so der Aachener, der in Dormagen künftig zurück zu den Wurzeln, zum Nachwuchs, wechselt.

Rottschäfer zum 4. Male Meister
Den Erfolg werden indes nur wenige aus diesem in rot und weiß gekleideten Haufen in der höheren Klasse auskosten. Moritz Barkow ist einer, der geht, der aber trotzdem in Liga 2 spielen wird. „Ich will jetzt nicht dran denken, ob es besser gewesen wäre, hier zu bleiben. Jetzt wollen wir feiern“, so der künftige Wilhelmshavener, der einen noch souveräneren Drittliga-Meister verstärken wird. Der Wilhelmshavener HV machte den Durchmarsch durch die Nord-Staffel ohne einen Verlustpunkt. Aber auch Kreisläufer Barkow, vor dem Spiel zum Torschützen des Monats März gekürt, schwärmt von diesem Ferndorfer Team, das eine selten erlebte Einheit gebildet hat, das gar nicht viel brauchte, um von Sieg zu Sieg zu eilen. Natürlich. Es brauchte den Willen, nach zwei Niederlagen zum Auftakt zu diesem lang gezogenen Endspurt anzusetzen. „Natürlich war es schwierig“, so Kai Rottschäfer, der Kapitän, der in zehn Jahren TuS Ferndorf schon zum 4. Mal mit dem Team eine Meisterschaft feiern durfte. Die dritte in der 3. Liga. „Dass dieser Umbruch so schnell gemeistert wurde, ist eine tolle Leistung“. Der Keeper erinnerte an die personellen Veränderungen vor dieser Spielzeit, als langjährige Leistungsträger gingen und eigentlich niemand so richtig daran geglaubt hat, dass zehn Monate später die neuen Meister-Hemdchen aus dem Karton geholt werden können. „Westdeutscher Meister 2015. Wir schon wieder...“ ist da zu lesen. Der TuS Ferndorf „kann“ diese Liga ohne Zweifel.

Lob für Wudtke und Koke
Hinter der Scheibe, im Foyer der Halle, schaute Harald Münker dem Treiben da draußen zu. Der Mann, der gerade 70 geworden war, dessen Leben der Handball mit bestimmt hat, freute sich mit den Jungs. Er zog den Hut. Symbolisch. Kai Rottschäfer stand bei ihm, der immer das Gespräch mit ihm sucht. Münker: „Ich weiß nicht, ob es die beste Mannschaft ist, die je für den TuS Ferndorf Hallenhandball gespielt hat. Aber ich weiß, dass dem Trainer und Alex Koke dieser Erfolg zum großen Teil zu verdanken ist.“ Was immer auch vorgefallen ist in der Vergangenheit: Das Herz von Harald Münker schlägt nach wie vor für den TuS.

Die Spielstatistik
TuS Ferndorf: Rottschäfer, Puhl; Keusgen (1/1), John (1), David Breuer (1), Koke (10/6), Simon Breuer (2), Thomas (4), Weis, Johnen (5), Bettig (1), Barkow (5), Schneider (3), Mestrum (4).