18.10.2015

TuS Ferndorf: Verdienter Punktgewinn

Ferndorf. Der TuS Ferndorf hat auch ohne Julian Schneider seinen Heimnimbus gewahrt, rang dem EHV Aue beim 24:24 einen verdienten Punkt ab und bleibt in dieser Saison in eigener Halle ungeschlagen.

Es ist die finale Szene einer aufregenden, hektischen Schlussphase: Der Freiwurf von Dadi Sigtryggur Runarsson fliegt am Ferndorfer Sechserblock vorbei und streift die Latte des TuS-Tores. Es bleibt beim 24:24 – ein Ergebnis zwischen dem TuS Ferndorf und dem EHV Aue, das beiden Seiten und auch den knapp 900 Zuschauern gefiel. Denn: Zum einen hielt die Heimserie des Aufsteigers (jetzt 9:1-Punkte), zum anderen waren die Sachsen die ersten, die einen Punkt aus der „Kreuztaler Hölle“ entführten. Ferndorfs Co-Trainer Alexander Koke fasste es treffend zusammen: „Dieses Spiel hatte keinen Verlierer verdient.“

Es war zwar kein Leckerbissen, der diesmal an der Stählerwiese aufgetischt wurde, aber eine vor Kraft strotzende Partie voller Rasse, voller Emotionen, voller Leidenschaft zweier Teams, die sich auch sportlich auf Augenhöhe begegneten und das Spiel deshalb zu einem hochspannenden Handball-Krimi machten.

In „Spiel eins“ nach der Schock-Diagnose für Julian Schneider und dem bis Februar verlängerten Verzicht auf Patrick Bettig besetzte Trainer Michael Lerscht den Rückraum mit Lucas Schneider (rechts), Alexander Koke (mitte) und Uros Paladin (links), während er im Deckungszentrum auf Andreas Heyme setzte, der seine Sache glänzend machte wie überhaupt die Abwehr mal wieder eine sichere Bank war. Dahinter begann Lucas Puhl im TuS-Tor überragend, und so legte Ferndorf nach dem 0:2-Fehlstart ein 4:2 vor und blieb bis zum 8:7 (22.) durch das bereits vierte Tor Paladins leicht im Vorteil. Dennoch: Mit Julian Schneider fehlte jemand, der die Auer 5:1-Deckung noch mehr hätte aufbrechen können, tat sich Ferndorf bei jedem Angriff schwer, durchzukommen. Und die Ferndorfer Aufregung über vermeintliche Fehlentscheidungen der Schiedsrichter Fratczak/Ribeiro – kein Siebenmeter nach klarem Foul an Koke, übertriebene Zeitstrafe für Lucas Schneider – nutzte eher den Gästen. Die blieben cool und gingen mit einer 12:10-Führung in die Kabine, in die die Referees mit Ordnerschutz geleitet wurden. Und das beim Handball. Um es vorweg zu nehmen: Die Referees fanden nach der Pause zu einer faireren Linie.

Rauf und runter
Rauf und runter, auf und ab, mal Rückstand, mal Führung – in den zweiten 30 Minuten nahmen die Teams die Zuschauer mit auf eine Achterbahnfahrt. Mehrfach verpassten es die meist vorne liegenden Erzgebirgler, sich auf drei Tore abzusetzen. Die Chancen dazu waren da, wurden aber entweder verdaddelt oder von der nach wie vor enorm lauffreudigen und zweikampfstarken TuS-Deckung vereitelt. Obwohl der bis dahin mit ungewohnt hoher Fehlerquote spielende Koke („Ich habe eine schlechte Leistung gezeigt“) gerade rechtzeitig zur üblichen Form fand, mit drei Toren in Folge zum 20:19 die Führung für sein Team holte und die Fans nun endgültig der „achte Mann“ waren, schlug Aue zurück. Bjarki Mar Gunnarsson und Kevin Roch per Gegenstoß trafen zum 23:21, es drohte die erste Ferndorfer Heimniederlage seit dem 6. September 2014.

Doch dagegen stemmten sich die Roten mit allem, was noch zur Verfügung stand. Mit dem ersten Zweitliga-Tor seiner Karriere verkürzte der nach überstandener Verletzung debütierende Tim Kolb 22:23. Die Halle stand Kopf, als L. Schneider und Heyme nach Zucker-Pass von Kolb die Überzahl zum 24:23 nutzten. Postwendend glich Goalgetter Eric Meinhardt zum 24:24 aus und läutete die turbulente Schlussminute ein. Arni Sigtryggsson sah nach einem Ellenbogencheck und anschließendem Tumult in Höhe der TuS-Bank die Rote Karte, Meinhardt scheiterte mit dem Siebenmeter am nach 47 Minuten eingewechselten Kai Rottschäfer, sein Gegenüber Erik Töpfer wehrte Schneiders Wurf ab, ehe Aue die letzte Siegoption in diesem Aufreger nicht nutzte.