14.08.2015

Wie gefährlich ist Pokalgegner Ferndorf für die HSV-Handballer?

Kreuztal.  Es war wahrlich nicht das erste Mal, dass Michael Lerscht in seinem Leben einen Handball fing. Und doch war beim ersten Ballkontakt der Vorbereitung etwas anders. "Oh, da ist ja nun ein Ehering", scherzt der 31-jährige Trainer des TuS Ferndorf. Lerscht ist nicht nur frisch verheiratet, sondern auch mit der ersten Mannschaft des TuS Ferndorf seit Sommer neu verbunden, auf die die HSV-Handballer am Sonnabend in Lingen in der ersten Runde des DHB-Pokals treffen.

Doch was kann die für HSV-Trainer Michael Biegler unbekannte junge Mannschaft mit dem jungen Trainer aus dem Siegerland?

Pokalerfahrungen hat der Zweitliga-Aufsteiger jedenfalls schon einige gesammelt. Vor vier Jahren traf der TuS Ferndorf, der aus einem Teil der 30.000-Einwohner-Stadt Kreuztal kommt, als Drittligist auf den großen Nachbarn aus Gummersbach, damals gab es eine 20:29-Niederlage. Deutlicher verloren die Ferndorfer in der Saison 2012/13 (damals auch gerade in die Zweite Liga aufgestiegen) gegen die SG Flensburg-Handewitt mit 31:42. Nun soll im dritten Anlauf die Sensation gelingen. "Für uns ist das ein Riesenlos. Besser wäre nur der THW Kiel gewesen", sagt Mirza Sijaric, sportlicher Leiter beim TuS Ferndorf.

Ähnlich wie beim HSV hat sich der Handballzwerg aus Westdeutschland personell umstrukturiert. Trainer Lerscht musste nicht nur sich, sondern auch sieben neue Spieler in das Team integrieren.

Neuzugang und Hoffnungsträger Uros Paladin hat für seinen slowenischen Heimatverein RK Koper bereits im EHF-Pokal und der Champions League gespielt. "Es wird ein schweres Spiel, aber wir haben nichts zu verlieren und werden alles für eine Überraschung tun", sagt der zwei Meter große linke Rückraumspieler.

Die Ferndorfer dürfen zu ihrem Bedauern nicht in der eigenen Halle spielen. Erstmals wird die erste Runde des DHB-Pokals im Final-Four-Modus ausgetragen. In der von Ferndorf so wie von Hamburg etwa 240 Kilometer entfernten Emslandarena (knapp 5000 Plätze) in Lingen trifft daher zunächst der Gastgeber HSG Nordhorn-Lingen auf den HSV Hannover, ehe die Siegerländer gegen die Hanseaten randürfen.

Wer Michael Lerscht sieht, kann sich kaum vorstellen, dass der jung aussehende Trainer mit seiner neuen Mannschaft am Wochenende auf das Bundesliga-Urgestein Michael Biegler und den großen HSV trifft. Vielleicht tritt die Mannschaft aber auch so unerschrocken auf wie Trainer Lerscht beim Heiratsantrag. Den machte er seiner Frau, Schwimmerin Eva-Maria Pieck, bei den deutschen Kurzbahnmeisterschaften 2014 mit dem Hallenmikrofon. Mit so viel Courage könnte es eng werden für den HSV.