17.11.2006

Erzgeschichte in einen Bogen gespannt

Klaus Fick fertigt und illuminiert ungewöhnliche Schwibbögen - Selten Krippenmotive

Ferndorf. (sane) An der Schnitzkunst aus dem Erzgebirge scheiden sich jedes Jahr die festlich aufgelegten Gemüter. Was für die einen stimmungsvolle traditionelle Handwerkskunst, ist für die anderen schlicht unerträglicher Kitsch. Vereint und mit staunenden Augen treffen sich aber die meisten der „gegnerischen Parteien" fasziniert vor den Werken des Ferndorfer Klaus Fick.

Denn er schafft in exakt jener Traditionshandwerksktmst individuelle Fensterbilder und vor allem Schwibbögen, die nur ganz selten etwas mit den klassischen und allzu bekannten Motiven zu tun haben. Dort wo gewöhnlich Krippenszenen dargestellt sind, Englein fliegen und Sternschnuppen vom Himmel fallen, da zeigt Fick Siegerländer Motive oder erzählt gar, ganze Geschichten wie „Vom Erz zum Eisen".

Als erste Vorlage diente tatsächlich ein Schwibbogen aus dem Erzgebirge. Doch der gebürtige Ferndorfer ist eben sehr mit seiner Siegerländer Heimat verbunden und so stand für ihn schnell fest, dass er seine Arbeiten selber entwirft, zeichnet, sägt und brennt. Angefangen hatte alles vor rund fünf Jahren, als der heute 69-Jährige sich auch im Rentenalter nicht zur Ruhe setzen, sondern sich kreativ betätigen wollte. Bis dahin war er als Dreher eigentlich ein „Mann des Eisens". Doch dann kam seine Frau und wünschte sich einen weihnachtlichen Schwibbogen. „Das machen wir selbst", beschloss Fick umgehend.

Kaum hatte er den Wunsch seiner Frau erfüllt, da war er auch schon Feuer und Flamme und zeichnete sein erstes Kunstwerk mit eigenen Motiven in deren Mittelpunkt die Ferndorfer Kirche stand. Es folgten Schwibbögen mit dem Kindelsbergturm, der Ginsburg, mit der Siegener Nikolaikirche, der Freudenberger Altstadt, Henner und Frieder. Sie erzählen von der Geschichte, der Kultur und der Entwicklung des Siegerlandes, von der Arbeit im Hauberg, am Kohlenmeiler, auf Feld und Hof oder in den Gruben und Hütten.

Rund vier Wochen, täglich zirka vier bis fünf Stunden arbeitet Fick an einem großen filigran ausgearbeiteten Schwibbogen. Dabei ist von der Zeichnung bis zur Beleuchtung eine sehr ruhige Hand gefragt: „Das entspannt mich". Und: „Geduld steht an oberster Stelle. 'Mach ich mal eben schnell noch', das geht gar nicht", berichtet er. Besonders stolz macht ihn, dass sein 17-jähriger Enkel Thomas Hein mittlerweile von der Arbeit mit dem Pappel beschichteten Sperrholz, der Dekupiersäge und dem Brenner (zur Farbgebung) begeistert ist. Fick: „Er ist auch schon infiziert und hat bereits eigene Arbeiten fertig gestellt".