30.06.2007

Beliebte Freizeitoase, eingebettet in die Natur

Badeweiher Zitzenbach wurde vor 80 Jahren eröffnet / Feier mit historischer Modenschau geplant

sz/nja Ferndorf. 80 Jahre ist es nunmehr her, dass im Wald oberhalb von Ferndorf ein Naturfreibad eröffnet wurde, das seither Sommer für Sommer Anziehungspunkt für junge und alte Menschen, Sportler und Sonnenanbeter ist: Das Freibad Zitzenbach kommt ohne Chlor und Superrutsche aus, besticht (nicht nur) mit seiner Lage inmitten der Natur Das hohe Alter sieht man dieser Freizeitstätte nicht an, die überdies jedermann kostenfrei zur Verfügung steht - im Sommer selbstverständlich, wenn das Wetter und vor allem die Wassertemperatur entsprechend mitspielen.

Dass ein Jubiläum anstand, war vor fünf Jahren, zum 75-Jährigen, irgendwie "untergegangen". Daher möchte der Verein zur Pflege der Dorfgemeinschaft in Ferndorf nun, zum 80. Geburtstag, Versäumtes nachholen. In diesem Jahr, der Termin steht noch nicht genau fest, soll fröhlich gefeiert werden; in Vorbereitung ist u. a. eine Modenschau mit historischer Badebekleidung. Hierfür werden noch Mitwirkende gesucht; Helmut Nölling aus Ferndorf freut sich über jede Anmeldung.

Wie aber kam es anno 1928 zum Bau des Naturbads, und wie hat sich diese Freizeiteinrichtung im Laufe der Jahrzehnte entwickelt? Auf diese Frage gibt die Ferndorfer Dorfchronik Antwort. Professor Mathias Döring lässt darin die Geschichte Revue passieren. Katrin Stein vom Verein zur Pflege der Dorfgemeinschaft in Ferndorf ergänzte dessen Ausführungen.

Von einer Badeanstalt im Zitzenbachtal war erstmals 1920 die Rede, als der Ferndorfer Schulrektor Robert Flender (auch Leiter der Jugendvereinigung) die Körperertüchtigung der Jugend fördern wollte", ist so zu erfahren. "1924 beschloss der Gemeinderat, den kleinen, bereits seit etwa 1900 vorhandenen, Weiher von Arbeitslosen um- und ausbauen zu lassen. Die Arbeiten wurden jedoch mangels Geld nach kurzer Zeit wieder eingestellt."

1927 wurde der Badeweiher dann aber doch fertiggestellt. "Die ehemalige Baubude wurde zur Umkleidehütte umfunktioniert und sechs hölzerne Treppen führten an verschiedenen Stellen ins Wasser. Im Nichtschwimmerteil, der gegen den tieferen Bereich durch drei Holzpfähle abgegrenzt war, gab es einen Barfußweg aus Zementplatten. Da diese Platten jedoch immer wieder ihre Lage veränderten, führte dies zu manch' eingeklemmtem Zeh."

Um 1950 schwammen mindestens zwei der Holztreppen im Wasser und wurden von den Kindern als Flöße benutzt. "Die übrigen waren von Algen überzogen und manchmal so glatt, dass man kaum ins Wasser kommen konnte. Der mittlere Holzpfahl im Nichtschwimmerteil wurde ebenfalls immer wieder abgetrieben und wurde von besorgten Vätern neu eingesteckt. 1960, als die Wittgensteiner Straße verbreitert wurde, befestigte man die Ufer des Badeweihers mit den ausgebauten Bordsteinen. Die hölzernen Treppen wurden durch verzinkte Stahltreppen ersetzt. 1986 wurde der Nichtschwimmerteil betoniert und durch eine Kette abgetrennt. Die Liegewiese wurde geebnet und das Bademeisterhäuschen mit Umkleidekabinen und Toiletten gebaut. Für diese Baumaßnahme wurde der Bach verrohrt, was bereits zu Überschwemmungen der Liegewiese mit größeren Kiesablagerungen und zur Überflutung des Staudamms geführt hat."

Mitte bis Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bildete sich um die Bademeister Oppermann und Meier aus Kredenbach eine Jugendschwimmschule, in der auch für die DLRG-Prüfung trainiert wurde, heißt es weiter. In Wintern, wenn das Freibad zugefroren war, konnte bzw. kann man heute noch immer dort und auf dem Fischeweiher unterhalb prima Schlittschuh-Laufen und Eishockey-Spielen. Im Sommer sieht man gelegentlich Modellboote über die Wasserfläche schippern. Unterhalb der Badeanstalt fließt das Wasser seit dem Umbau 1988 durch einen offenen Kanal. Wegen der hohen Fließgeschwindigkeit an dieser Stelle endet hier bis heute der natürliche Fischaufstieg in der Zitzenbach." Seit 1989 wird das Freibad von der Stadt Kreuztal verwaltet. Im Frühjahr wird das Wasser abgelassen und eine Generalreinigung durchgeführt. Von 2004 bis 2007 wurden die Dammkrone und die Einfassung des Nichtschwimmerbereichs saniert. Zuletzt wurde auch das Sprungbrett erneuert. Bedauerlicherweise müssen fast täglich Scherben und Abfälle entsorgt werden, und es werden auch immer wieder Bänke und andere Dinge mutwillig zerstört. Auch können einige Hundebesitzer nicht verstehen, dass Hundeschwimmen weder gewünscht ist noch erlaubt."

In trockenen Sommern verringere sich der natürliche Zufluss oft sehr stark. Die Zitzenbach führe dann nur noch wenig Wasser, da durch den Kronprinz-Friedrich-Wilhelm-Erbstollen und verschiedene Klüfte oberhalb das Wasser zuvor unterirdisch abgeleitet werde. Zur Verbesserung der Wasserqualität wirbelt die Freiwillige Feuerwehr Ferndorf das Wasser dann mit ihren Geräten auf."