08.08.2007

FELS - Fernverkehr soll draußen bleiben

Gegner der Verbindung Krombach-Hattenbach machen mobil / Lokale Lösungen bevorzugt

js Kreuztal/Hilchenbach/Kredenbach. Für die einen ist es der Traum von einer »West-Ost-Magistrale«, für die anderen der absolute Albtraum. Noch ist die Bundesfernstraße von der Krombacher Höhe bis zum Hattenbacher Dreieck lediglich Thema einer »Machbarkeitsstudie«. Dass aus dieser niemals Realität wird, ist nun oberstes Ziel einer Reihe von Bürgerinitiativen und Interessengemeinschaften, die sich in den kommenden Wochen vermehrt Gehör verschaffen möchten.

Im Kredenbacher Gasthof »Merje« hatten die Grünen-Stadtverbände Kreuztal und Hilchenbach am Mon-tagabend zu einer Informationsveranstaltung geladen. Die Resonanz war weitaus größer als erwartet – mehr als 100 Interessierte aus dem gesamten Siegerland hatten sich eingefunden. Zudem hatte die Internetseite der Partei am Wochenende Rekordzugriffe verzeichnet. Das Thema brennt offensichtlich auf den Nägeln.

Die Gastgeber verschafften den Zuhörern einen Überblick über all das, was in Sachen A4-Lückenschluss, »Ferndorf-Eder-Lahn-Straße« (»FELS«) und »B 62 neu« in den vergangenen Jahrzehnten aufs Tapet gekommen und mitunter wieder in den Schubladen der Planer verschwunden war. Die »grüne« Position gegenüber der in der »Machbarkeitsstudie« vorgestellten Verkehrsader überraschte niemanden: »Wir sind gegen diese Bundesfernstraße«, betonte die Kreuztaler Fraktionsvorsitzende Anke Hoppe-Hoffmann. »Sie zieht lediglich neuen Verkehr in unsere Region - uns selbst bringt sie jedoch keine Verbesserung!«

Die Rechnung der Grünen: Die Fernstraße, die in Buschhütten beginnen und über die Bergkuppen südlich des Ferndorftals, des Insbachtals, südlich von Lützel und quer durch das Wittgensteiner Land geführt werden könnte, sei womöglich überregional interessant. »Unsere Probleme vor Ort sind aber hausgemacht.« Zumeist handele es sich dabei um den so genannten Quell- und Zielverkehr. »Und der wird nicht auf eine solche Fernstraße ausweichen.« Schon an der spärlichen Anzahl der Anschlussstellen – in der »Machbarkeitsstudie« sind für den Bereich zwischen Buschhütten und Lützel gerade einmal drei solcher Zubringer dargestellt – sei klar zu erkennen: »Hier wird in anderen Dimensionen gedacht.« Kurzum: Die neue Straße könne keine Probleme lösen, dafür aber neue mit sich bringen. Vielmehr solle auf kleinere, lokale Lösungen gesetzt werden. »Auch wir sind dafür, die Anbindung der Wittgensteiner zu verbessern.«

»Ausweichstrecke für Mautpreller«

Rund 150 km lang ist die vorgeschlagene Trasse zwischen Krombach und Hattenbach. »Die heutige Autobahnstrecke über Gießen ist gerade einmal 175 km lang«, stellte Michael Poser, Sprecher der Kreuztaler Grünen, dem gegenüber. Je nach Anzahl der Fahrbahnen solle die Fernstraße 1,5 bis 2,5 Mrd. Euro kosten. »Und das, obwohl mit wenig Zeitersparnis zu rechnen ist.« Eine solche Bundesfernstraße verspreche vor allem als »Ausweichstrecke für Mautpreller« Erfolg.

Doch es gab auch Kritik am »grünen« Protest. Otto Schäfer aus Afholderbach versprach sich durchaus Vorteile von einer solchen Fernstraße: »Wie sonst wollen Sie die Probleme in den Griff bekommen, die wir mit dem Lastwagenverkehr über die Kronprinzeneiche haben?« Eine Antwort darauf blieben die Gastgeber »mit Bedauern« schuldig. Hoppe-Hoffmann: »Sicher, für Orte wie Afholderbach könnte diese Straße Entlastung bringen.« Aber der Preis dafür sei einfach zu hoch.

Den nach aktuellem Stand bevorzugten Trassenverlauf warfen die Grünen als virtuellen »Google-Earth-Flug« an die Wand. »Startbahn« für die Fernstraße über die »FELS«-Trasse ist die Kreuztaler Südum-gehung durch das Mattenbachtal, die es in ihrer tunnelfreien Variante inzwischen in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans geschafft hat. Gegen diese hatte bereits die Bürgerinitiative Buschhütten gekämpft. Deren Sprecher Rüdiger Becker äußerte sich in Kredenbach sehr enttäuscht über das Abstimmungsverhalten im Kreuztaler Rat. Der hatte - wie berichtet - sein klares Nein zu einer Südumgehung ohne Tunnel zurückgezogen. Becker: »Schlimm, dass jetzt einige Politiker stolz darauf sind, durch diesen Beschluss eine solche Fernstraße auf den Weg gebracht zu haben.«

Für die Fernstraßengegner bestehe aber durchaus noch Hoffnung, betonte der »grüne« Landtags-abgeordnete Johannes Remmel. Noch gebe es etwa keine konkreten Planungen für Südumgehungen der Stadt Hilchenbach und der Gemeinde Erndtebrück. »Wir müssen uns nun ganz breit aufstellen«, pflichtete ihm Poser bei. »Wir haben schließlich gute Argumente.« Die Interessengemeinschaften und Bürger, die nun Widerstand leisten wollen, haben den Infoabend und auch Treffen im Vorfeld dazu genutzt, sich zu vernetzen. Mehr als die Hälfte der Zuhörer hinterließ in Kredenbach ihre Kontaktadressen. Auch Friedhelm Stötzel, Ortsvorsteher aus Ruckersfeld und langjähriger »FELS«-Gegner, kündigte laute Gegenstimmen aus seinem Dorf an. »Dabei möchten wir aber unabhängig bleiben von politischen Parteien.«