22.06.2008

Radtour zu den Denkmälern

SPD-Ortsverein Kreuztal/Ferndorf zeigte schützenswerte Bausubstanz

Eine Radtour des SPD Ortsvereines Kreuztal/Ferndorf sollte den Blick der Bürger für die Schönheit und Vielfalt der schützenswerten Bausubstanz Kreuztals schärfen und Informationen über die besuchten Denkmale vermitteln. Heribert Schneider, pensionierter Denkmalexperte der Stadt Kreuztal und Kulturausschussvorsitzender Jochen Schreiber, führten die Teilnehmer.

Die Exkursion begann am ehemaligen Schulgebäude in der Roonstraße, in dem heute die Fraktionen ihre Büros haben. Das Gebäude hat im Laufe seines Bestehens viele verschiedene Schultypen beherbergt und wurde vor geraumer Zeit umfangreich durch die Stadt renoviert. Danach hielt die Gruppe an dem um 1865 erbauten Stollen- oder Bethaus gegenüber dem Kronprinz-Friedrich-Wilhelm-Erbstollen, in dem sich die Bergleute vor Beginn ihrer Schicht versammelten, ehe sie in den 5.145 Meter langen Stollen nach Müsen einfuhren. Über 50 Jahre wurde an diesem Stollen gebaut, der den Müsener Stahlberg entwässern (erben) sollte und der dann nur 54 Jahre lang in Betrieb war. Vorbei am Gasthof Peter Ernst, dem ehemaligen Feuerwehrgerätehaus ging die Tour zur Ecke Ernsdorfstraße / Ferndorfer Straße, wo gleich vier Häuser unter Schutz stehen, die die Gegebenheiten im Kern des früheren Ortes Ernsdorf bis ins Jahr 1780 zurück dokumentieren.

Nächster Halt war die spätromanische Laurentiuskirche in Ferndorf aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Christoph Meier-Kabelitz, als Presbyter bestens mit der Geschichte der Kirche vertraut, informierte eindrücklich über die baulichen Besonderheiten der Kirche vor und nach der Kirchenerweiterung von 1887 sowie die großen Anstrengungen der Kirchengemeinde, dieses ortsbildprägende Bauwerk im Bestand zu erhalten. Nach einem Blick auf „Achebachs Haus", schon 1835 verzeichnet, und das evangelische Pfarrhaus von 1906, ging es weiter zu der um 1893 erbauten ehemaligen Volksschule, die seit 1967 das sehenswerte Heimatmuseum des SGV beherbergt. Die Splitterschäden in der Fassade dokumentieren schrecklichen Kriegsgeschehnisse und am Sockel des Gebäudes kann man noch heute eine Aussparung im Mauerwerk sehen, in der die kleine Schulglocke stand, die ein Schüler am Ende der Pause läuten musste.

Vielfältige Eindrücke für den Betrachter
Hier informierte Helmut Nölling, Vorsitzender des Heimatvereines, über die Schilderaktion seines Vereines, die bisher 82 Objekte in Ferndorf mit kleinen Plexiglasschildern ausgestattet hat, die dem Betrachter vielfältige Informationen über das Haus, seine Besitzer und seinen Verwendungszweck geben. Jahrelange Fleißarbeit war der Aktion vorausgegangen, Holzproben mussten genommen werden um die Bauzeit zu ermitteln, uralte Karten wurden ausgewertet, aber nun ist sicher, dass 45 Gebäude Ferndorfs aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen und die ältesten Gebäude aus den Jahren 1524 und 1581 stammen.

Es wäre wünschenswert, so fanden die Teilnehmer, wenn alle 154 eingetragenen Denkmale im Stadtgebiet Kreuztals mit solchen Informationschildern versehen würden. Einige Pedaltritte weiter konnten die Radler die Gebäudeanordnung des ehemaligen Feldhofes studieren und wurden überraschend eingeladen, die alte Schusterwerkstatt im Hause Rethagen zu besichtigen. Am Straßenstern im Ortskern Ferndorfs gab es nun Erläuterungen zur Entstehung und zur Anordnung der Gebäude des erstmals 1470 erwähnten „Fröhlichshofs". Hier wurde deutlich wie wichtig es ist, ganze Gebäudegruppen als Denkmale einzutragen, um die Vergangenheit erlebbar zu machen.

Jetzt stand ein besonders gelungenes Objekt der Denkmalpflege, das Wohnhaus Bergstraße 3, auf dem Tourprogramm. Knapp 100 Jahre alt und vor ca. 80 Jahren umfangreich umgebaut, lässt das mit Liebe restaurierte Haus den Baustil der 30-er Jahre wieder erstehen. Der harmonisch angepasste neuzeitliche Anbau verdeutlicht, dass Denkmalschutz für den Besitzer Veränderungsmöglichkeiten zulässt.

 

Erfassung fortsetzen
Die Teilnehmer der Denkmalstour sprachen sich dafür aus, dass die Stadt Kreuztal ihre erfolgreichen Bemühungen in der Erfassung und Unterschutzstellung von Denkmalen unbedingt weiter fortsetzen soll. Kulturausschussvorsitzender Schreiber versprach das Thema Denkmalschutz in Kreuztal auf der Agenda zu halten.