19.10.2009

Arbeitssieg gegen halbe A-Jugend

Vor 1100 Zuschauern überzeugt Ferndorfer Rückraum gegen Mindener Reserve

 Tim Hilger im Angriff. Foto: Horst Schaumann

Kreuztal-Ferndorf. Es war nicht das Spiel der Spiele, das die Handballer des TuS Ferndorf am Samstag zelebrierten – aber immerhin fuhr der TuS gegen GWD Minden II einen 39:34(17:14)-Heimsieg ein.

„Natürlich bin ich nicht zufrieden. Mir hat nicht gefallen, wie wir bei klarer Führung nachgelassen haben”, kritisierte Caslav Dincic nach der Partie. Sonderlob vom Serben bekam dagegen ein Spieler, den vor dem Spiel niemand so wirklich auf der Rechnung hatte. „David Wellen hat nach seiner Einwechslung sehr gut gespielt”, so Dincic.

David Wellen? Der Name war im Laufe der vergangenen Wochen fast in Vergessenheit geraten. Zu Beginn der Saison hatte sich Neuzugang Hilmar Gudmundsson zur Nummer eins im Tor gemacht; wenn der Isländer nicht gut aufgelegt war, kam Kai Rottschäfer zwischen die Pfosten. Auf der Bank immer dabei, aber nie eingewechselt: David Wellen, der in der vergangenen Saison mit seinen Paraden oft Punkte festgehalten hatte.

Über Außen und Kreis lief bei Ferndorf nichts
„Vor 14 Wochen war David mit Abstand der schlechteste Mann im Kader, diese Woche im Training war er der beste Torhüter”, erklärte Dincic seine Entscheidung, nach 36 Spielminuten zum Raunen des Publikums nicht Rottschäfer, sondern eben Wellen zu bringen. Dieser dankte es seinem Trainer mit einer starken Leistung, entschärfte zehn von 22 Würfen auf sein Tor und trug so seinen Teil zum Sieg bei.

Eine weitere Überraschung aus der Dincic-Wundertüte sollte die Wahl des Siebenmeterschützen sein. Doch der Reihe nach: Nach ausgeglichenem Start legten die favorisierten Ferndorfer über einen Viererpack von Carsten Lange und zwei Tore von Tim Hilger auf 6:4 vor. Die Mindener, bei denen neben den Torhütern Ernst und Dressrüsse unter anderem Leistungsträger Janis Helmdach fehlte, wirkten im Angriff zunächst überfordert mit der Ferndorfer 6:0-Deckung, bewegten sich fast immer am Rande des Zeitspiels.

Umso ärgerlicher für die Hausherren, dass sie die Bälle durch Unkonzentriertheiten direkt wieder abgaben. Ein Beispiel: Beim 6:4 (11. Min.) versemmelte der TuS bereits den zweiten Gegenstoßpass, Minden erzielte das 6:5: Statt einer Drei-Tore-Führung war die GWD wieder heran.

Die Gäste lieferten in der mit knapp 1100 Zuschauern gefüllten Kreuztaler Sporthalle übrigens eine Demonstration ihrer starken Jugendarbeit: Nachdem in Minute 21 Torwart Tristan Frerichs zu Jannik Oevermann und dem überragenden Sören Südmeier auf`s Feld gekommen war, waren drei Spieler auf dem Feld, die im aktuellen Kader der A-Jugend stehen. Und die „halbe A-Jugend” überzeugte: Beim 13:12-Anschluss hatte Südmeier wiederholt die halbrechte Seite der Ferndorfer Defensive ausgetanzt und souverän eingenetzt. Es war sein zweites von neun Toren in der Partie – fehlerfrei. Unmittelbar vor Südmeiers zweitem Treffer hatte es beim TuS eine Überraschung für die Zuschauer gegeben, als die Schiedsrichter Ferndorf einen Siebenmeter zugesprachen: Denn statt wie zuletzt Maik Pallach trat Timo Blanz zur Linie und ballerte den Ball zum 13:11 ins Netz. Vier weitere, sicher verwandelte Strafwürfe sollten folgen. In einer fairen Partie (die erste Zeitstrafe erhielt Minden nach 22 Minuten für einen Wechselfehler) waren neben Timo Blanz (9/5) und Carsten Lange (10) Alex Orlov und Tim Hilger die wichtigsten Torschützen der Gastgeber.

Die Außen- und Kreisspieler hatten dagegen nicht viel zu melden: Nur zwei Tore konnten die Sijaric-Brüder, Klatt und Pallach zusammen verbuchen – und eins davon erzielte Klatt per Gegenstoß. Ein deutlicher Beleg dafür, wie wichtig der fehlende Dennis Aust für Ferndorfs Außenbahn ist.

Nach der Pause nahm der TuS Mindens gefährlichste Angreifer, Kunisch und Südmeier, in Manndeckung. Das Angriffsspiel der Gäste kam nun ins Stocken, zumal David Wellen sich mit einigen Paraden einführte. Durch einige Treffer von Alex Orlov (erzielte sieben Tore nach der Pause) setzte sich der TuS nun auf 29:24 ab – die Vorentscheidung für die Hausherren, die diesen Vorsprung bis zum Schluss verwalten konnten.

Statistik 
TuS Ferndorf: Gudmundsson, Wellen, Rottschäfer (n.e.) - Lange (10), Blanz (9/5), Orlov (8), Hilger (7), Feldmann (2), Klatt, Hambloch, A. Sijaric (jeweils 1), M. Sijaric, Pallach, John (n.e.).

GWD Minden: Ernst, Frerichs - Kunisch (10/2), Südmeier (9/3), Boy (7), Lommel (4), Bagats (2/1), Auerswald, Schäfer (jeweils 1), Altvater, Camen, Hahne, Oevermann, Ziercke.

Stimmen zum Spiel 
Caslav Dincic (Trainer TuS Ferndorf): „Mit unserem Spiel heute bin ich nicht zufrieden. Mir gefällt nicht, wie wir bei eigener Führung nachgelassen haben. Dennis Aust fehlt uns, unsere Außen wurden heute aber auch zu selten vom Rückraum ins Spiel gebracht. Von Michael Feldmann erwarte ich noch mehr, er hat noch keine Bindung zum Team. Allerdings trainiert er im Moment nur einmal die Woche – wenn er voll trainiert, werden wir nochmal 20, 30 Prozent besser sein. Minden drücke ich die Daumen, dass sie die Klasse halten.”

Aaron Ziercke (Trainer GWD Minden): „Die Niederlage ist etwas ärgerlich für uns, weil wir immer drangeblieben sind. Wir wollten ein vernünftiges Spiel zeigen und das haben wir gemacht. Einer der Hauptfaktoren für unsere Niederlage war, dass wir das Torhüterduell heute verloren haben.”

David Wellen (Torwart TuS Ferndorf): „Es war etwas überraschend für mich, heute eingewechselt zu werden, Kai hat hat ja in den vergangenen Wochen gute Leistungen gezeigt. Wichtig war, dass unser Rückraum nach der Pause etwas druckvoller gespielt hat.”

Kai Rottschäfer (Torwart TuS Ferndorf): „Gewusst habe ich vorher nicht, dass David heute spielt – aber es war ja auch ganz gut so. Mir hat heute beim Aufwärmen schon irgendwie das Kribbeln gefehlt. In unserem Torwart-Trio funktioniert bisher aber sowieso alles prima, da kann ich nicht meckern, wenn ich mal nicht spiele.” miso