03.07.2009

Einmaliges Ambiente bewahrt

Müsen. Seit 30 Jahren bemühen sich Bergbaufreunde, den Stahlberger Erbstollen für Besucher offen zu halten. Bereits im Jahr der Stilllegung der Grube Stahlberg dachten Bergleute über einen Besucherstollen nach.

Im Stahlberger Erbstollen gibt es auch nach 30 Jahren 
immer wieder etwas Neues zu entdecken. Foto: matz

matz ♦ Das Jahr 1931 war ein bedeutendes in der Geschichte Müsens. 
Am 31. März wurde die berühmte Grube Stahlberg stillgelegt. Doch bereits vor der Stilllegung hatte der letzte Grubendirektor Hermann Fuhr den Plan, die Geschichte der Grube für die Nachwelt erlebbar zu gestalten. Der Plan konnte damals nicht realisiert werden. Erst am 23. Juni 1979 wurde das Besucherbergwerk Stahlberger Erbstollen eröffnet. Am kommenden Sonntag, 5. Juli, begeht der Verein Altenberg und Stahlberg das 30-jährige Bestehen im Rahmen der Veranstaltung „Tatort Technik“.

„Als die Grube geschlossen wurde, existierte das Museum im Bethaus schon sieben Jahre“, blätterte der stellv. Vereinsvorsitzende Rolf Golze mit der SZ in den Annalen. Dank Hermann Fuhr. 1934 machte er gemeinsam mit arbeitslosen Bergleuten den Stollen wieder auf 1000 Metern befahrbar. Die ersten Besucher kamen. Doch die laut Golze kaum existente Unterstützung der Gemeinde Müsen und die Erkrankung Fuhrs Ende der 30er Jahre ließen das Projekt einschlafen.

1943 wurde der Stollen wiederbelebt – als Luftschutzbunker. „Etwa bis in den Bereich des heutigen Besucherbergwerks auf 380 Metern“, berichtete Golze. In den 50er Jahren hatte sich Günter Nockemann, übrigens Rolf Golzes Großvater, auf die Fahnen geschrieben, die Strecke wieder befahrbar zu machen. Vergeblich. Auch dieses Mal spielte die Gemeinde nicht mit. 1966 schließlich wurde das Ende des Stollens eingeläutet: „Um Bergschäden zu vermeiden, wurde die Strecke vom Mundloch bis zum Fürsteneingang mit 400 m3 Hüttensand verblasen“, so Golze.

Ein Status quo, mit dem sich Günter Nockemann nicht zufrieden geben wollte. 1972, die Gemeinde Müsen war Geschichte und war nunmehr Teil der Stadt Hilchenbach, bemühte er sich um einen Ausbau. Mit Erfolg. Fortan trieben die Müsener in Zusammenarbeit mit dem Bergamt in Siegen, der Barbara Rohstoffbetriebe – bis heute Eigentümer der Grube – sowie der Stadt Hilchenbach die Öffnung des Stollens auf 380 Metern voran. Golze: „Besonders die Stadt war sehr kooperativ.“

Am 16. März 1974 folgte schließlich der erste Arbeitseinsatz. Gemeinsam mit dem THW und ehrenamtlichen Helfern aus dem ganzen Siegerland. Die seit 1966 verschlossenen Eingänge wurden wieder geöffnet, der Sand wurde zunächst „mit dem italienischen Handbagger, d. h. mit einer Eimerkette“, wie die SZ am 9. Mai 1975 schrieb, später mit Schubkarren aus dem Stollen entfernt.

Das Entfernen des Sandes dauerte bis zum 26. Januar 1979. „Bis dahin wurde jegliches Material für den Besucherstollen, Elektrik, Laufbohlen, die neuen Röschenabdeckungen, jeder einzelne Eimer Beton, über den Fürsteneingang an der Hauptstraße 62 Stufen runter in den Stollen getragen.“ Schließlich war es soweit: „Nach tausenden schweißtreibender Arbeitsstunden und großer finanzieller Beteiligung der Stadt haben es die zahllosen Helfer so eben geschafft, den Besucherstollen zur 900-Jahr-Feier Müsens am 23. Juni 1979 fertig zu stellen.“

Zunächst betreute der Heimatverein Müsen den Stahlberger Erbstollen, seit 1981 der Verein Altenberg und Stahlberg. Eng wurde es laut Golze noch einmal Anfang der 80er Jahre, nach dem Tod Günter Nockemanns. „Damals haben sich die ehrenamtlichen Stollenführer Günter Flender, Hans Schmidt und Martin Kleb sehr für das Projekt eingesetzt. Sonst wäre es womöglich wieder eingeschlafen.“ Glücklicherweise exisitiert der Besucherstollen dank der Anstrengungen von „etwa zehn bis zwölf der 70 Vereinsmitglieder“ weiter. Daher kein Wunder: „Wir sind immer auf der Suche nach Stollenführern“, die die jährlich etwa 2000 Besucher in die Bergbaugeschichte eintauchen lassen. Auf ehrenamtlicher Basis, versteht sich. Ihr Lohn besteht darin, auf „einer der eindrucksvollsten Anlagen“ zu arbeiten, „die den Erzbergbau des 19. Jahrhunderts demonstriert“. Golze ist sich sicher: „Solch ein Ambiente mit dem alten Bethaus und der Stollenhalde ist einmalig.“