04.03.2009

FELS: Sachliche Diskussion angemahnt

Siegen - »Dauerhaften Schaden« befürchtet

sz– Eine Versachlichung der Diskussion um das Straßenprojekt FELS im nördlichen Siegerland und in Wittgenstein mahnte jetzt Paul Breuer an. Unter anderem kündigte der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein im Rahmen der Veranstaltung »Landrat vor Ort« in Kreuztal an, dass sich die verschiedenen Gutachter der Machbarkeitsstudie zur Entwicklungsachse und der gesamtwirtschaftlichen Bewertung zur Diskussion in der Region zur Verfügung stellen werden.

»Wir brauchen Kompromisse. Fundamentaldiskussionen, gleich welcher Art, sind hier nicht nur fehl am Platz, sondern auch geeignet, einer Region wie Siegen-Wittgenstein, die sich jetzt der Krise stellen muss, dauerhaften Schaden zuzufügen«, so Breuer. Dies gelte auch für die Diskussion um FELS, die von zahlreichen Betrieben und auch den Gewerkschaften unterstützt werde. Die »FELS« sei keine Ersatz-Autobahn und schon gar nicht eine »Ost-West-Magistrale Paris-Moskau«. Tatsächlich sei das Ziel eine leistungsfähige dreispurige Straße. Das bedeute, dass sie fast durchgängig eine Breite von 15,5 Metern aufweise, also eine deutlich geringere Breite als etwa die Hüttentalstraße (HTS) mit 20 Metern. Eine dreispurige Bundesstraße könne sich von den Kurvenradien und Steigungs- bzw. Gefällstrecken her viel eher der Landschaft anpassen, als etwa eine Autobahn. Sie weise auch eine geringere Durchschnittsgeschwindigkeit auf. Von daher finde auch »keine totale Naturzerstörung« statt, betonte Breuer. »Die Machbarkeitsstudie hat klar gezeigt, dass die Straße unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten, insbesondere unter Berücksichtigung der FFH- und der Vogelschutzrichtlinie Natura 2000, möglich ist«, erklärte der Christdemokrat.

Der Landrat unterstrich zudem den politischen Willen der Region zur Verwirklichung der Entwicklungsachse Kreuztal-Hattenbach: Der Kreistag habe in den Jahren 2004 und 2007 mit deutlicher Mehrheit entsprechende Beschlüsse gefasst. Kreuztals Bürgermeister Rudolf Biermann betonte die Bedeutung der Kreuztaler Südumgehung und ihrer raschen Umsetzung: »Damit wird Kreuztal erheblich menschenfreundlicher.« Die Stadt sehe sich auch in der Verpflichtung, ihren Beitrag für die Gesamtregion zu erbringen und profitiere schließlich selbst davon, so Biermann weiter. Breuer wies darauf hin, dass auch die Städte und Gemeinden entlang des Trassenkorridors die Entwicklungsachse ausnahmslos befürworten. »Wer dennoch behauptet, hier würde an den Menschen vorbeigeplant, muss sich darüber im Klaren sein, dass der Großteil der Bevölkerung anders denkt!«

Die prognostizierten Verkehrsbelastungen, die jüngst durch das Ingenieurbüro IVV berechnet wurden, weisen 11000 Fahrzeuge am Tag in Erndtebrück und 18000 Fahrzeuge am Tag in Buschhütten auf. Wer hier von 55000 Fahrzeugen am Tag oder mehr spreche, der habe einfach den Faktor drei und andere politisch nicht gewollte Szenarien angesetzt, so der Landrat. Entweder, weil er es nicht besser wisse, oder, weil er bewusst Ängste schüren wolle. Den Anteil des Durchgangsverkehrs von Kreuztal bis Hattenbach schätzen Fachleute auf rund 7000 Fahrzeuge pro Tag, was wiederum bedeute, dass der restliche Verkehr aus der Region stamme, also an anderen Stellen – etwa durch Entlastungseffekte in Ortslagen wie dem Ferndorftal oder Netphen bzw. Dreis-Tiefenbach – wegfalle.