07.11.2010

Das tapfere Schneiderlein!

Ich muss mich hier bei Julian für diese Überschrift entschuldigen, aber sie passt halt einfach gut und kommt einem rasch in den Sinn… Außerdem kann der Junge Spaß vertragen. Gemeint ist Julian Schneider, der A-Jugendliche des TuS Ferndorf, der beim 32:27-Derbysieg gegen Eintracht Hagen sein Debüt in der Drittligamannschaft feierte. “Tapfer” ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck. Unbeschwert, clever, abgezockt – das trifft es wohl eher. Der 18jährige wurde von Trainer Caslav Dincic beim Stand von 15:15 in der zweiten Halbzeit ins aber wirklich eiskalte Wasser geworfen. Derby, die Halle kocht, vorentscheidende Phase der Partie – viele würden wohl sagen: Da gibt es bessere Spiele, wo man den Jungen bringen kann. Eben nicht. Dincic machte genau das Richtige, zeigte Schneider damit “Junge, ich vertraue Dir, Du packst das”, setzte voll auf die Motivation und auch auf die Unterstützung der Zuschauer.

Und alles passte. Zwei Siebenmeter rausgeholt, zwei Zeitstrafen rausgeholt, kluge Pässe und obendrauf noch zwei Pöttchen selbst geworfen. Eigengewächs Julian Schneider war in Hälfte zwei gegen Hagen mit ein Faktor, warum der TuS das Spiel gewinnen konnte. Bis dahin hatte überwiegend der Gast geführt, vor allem in Hälfte eins. Gegen den starken Björn Minzlaff im Eintracht-Kasten war lange Zeit kein Kraut gewachsen, Ferndorf scheiterte entweder an Hagens Nummer Eins oder schoss selbst schwach. Das Positive: Die Chancen waren da, die Jungs um Kapitän Michael Feldmann kamen immer wieder zum Werfen, alleine die Tore fielen eben nicht. Gut, dass man in der Abwehr wieder gut zu Werke ging und dahinter mit Max Hamers einen starken Rückhalt hatte. Zitat Dincic:

“Wir waren nicht schlecht in der ersten Halbzeit, wir haben nur schwach geschossen und Hagen hatte einen starken Torwart. Max Hamers war heute gut, Minzlaff war Weltklasse. Aber ich habe den Spielern gesagt: “Macht so weiter!” Denn diese Leistung konnte der gegnerische Torhüter nicht 60 Minuten durchhalten. An Dennis Aust hat man gesehen, dass genau das geklappt hat.”

In der Tat, der Serbe traf es mal wieder auf den Punkt. Drei Fehlschüsse produzierte Dennis Aust vor dem Seitenwechsel, lang vorbei, auf den Keeper, nochmal vorbei. Und? Aust warf einfach weiter. Und wurde am Ende belohnt: 12 Tore! Davon alleine sechs von der Siebenmetermarke, wo der Rechtsaußen auch gegen Hagen einfach mal gar keine Nerven kannte. Alle drin. Egal ob gegen Minzlaff oder Tesch. Vier davon innerhalb von vier Minuten – das war mit die entscheidende Phase in Halbzeit zwei. Am Ende standen die begeisterten Zuschauer rund zwei Minuten vor der Schlusssirene auf, da war bei 31:25 der Käse gegessen.

Insgesamt genau die richtige Antwort der TuS-Spieler nach der Niederlage in Minden. Dettling mit gutem Spiel und sechs Toren, Rottschäfer hatte einige gute Paraden, Hamers stark, Stelzenbach viel gekämpft, Aust treffsicher und eben Julian Schneider mit einem glänzenden Einstand. Ein toller Handballabend bei toller Stimmung in Kreuztal. Das Spiel zum Nachlesen im Liveticker gibt es wie immer hier – online bei der Siegener Zeitung.