02.03.2010

„Man muss jetzt Slalom laufen“

Kreuztal / Hilchenbach ♦ Hundekot „pflastert“ Wege / Besitzern droht Bußgeld

Besonders während der Schneeschmelze „stinken“ vielen Bürgern tierische Hinterlassenschaften.  

An der Breitenbachtalsperre bei Allenbach können Papiertüten für die Hinterlassenschaften der Vierbeiner kostenlos mitgenommen werden. Doch nicht alle Hundebesitzer nutzen dieses Angebot. Foto: nja

nja/js ♦ Eckhardt Dippel ist sauer. Der Leiter der Ferndorfer Heimatstube des SGV, der sich dort ehrenamtlich engagiert, sorgt sich nicht nur um eine ansprechende Ausstattung der heimatkundlichen Sammlung an der Ferndorfer Straße, sondern ist auch um ein einladendes Ambiente rund um das Haus bemüht. Doch Verunreinigungen in Form von Hundekot machen dem Ferndorfer immer wieder einen Strich durch die Rechnung.

Vorbeugend installierte Dippel daher schon vor geraumer Zeit ein Schild auf der Außenanlage, auf welchem er Besitzer der vierbeinigen Freunde dazu auffordert, ihre Hunde nicht an Ort und Stelle ihre Notdurft verrichten zu lassen. „Es ist das nunmehr dritte Schild in meiner Amtszeit als Museumsleiter, das ich angebracht habe“, teilte er der SZ jetzt mit. „Die ersten Schilder wurden zerkratzt. Aus dem Satz: Hier ist kein Hundeklo, wurde: Hier ist ein Hundeklo.“

Immer wieder habe er mit Übermalen die Schrift ausgebessert, „bis dann das Schild nicht mehr lesbar war und erneuert werden musste“. Dann schließlich installierte Dippel ein Schild, das mit einer Plexiglasscheibe geschützt war. Doch all die Mühe war vergebens: Diese Hinweistafel wurde alsbald demontiert. Tage später entdeckte der Ferndorfer sie auf dem Dach der benachbarten Garage.

Eckhardt Dippel ist sich im Klaren darüber, dass das Heimatmuseum Ferndorf und der angrenzende Kinderspielplatz nicht allein und nicht am schlimmsten betroffen sind. „Es gibt zahlreiche Beispiele im Stadtgebiet, die im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stinken.“ Er jedenfalls dreht Tag für Tag seine Runde um das Heimatmuseum samt Spielplatz, um zumindest den weggeworfenen Müll in einem Eimerchen wegzutragen. Die angehäuften „Hinterlassenschaften“ der Vierbeiner aber packt er nicht an. Ausnahmsweise, wenn sie fest gefroren sind. Ansonsten setzt er auf das persönliche Gespräch – und bittet die Hundebesitzer, die Haufen doch selbst zu entsorgen. Ansonsten droht insbesondere den Mitarbeitern des städtischen Baubetriebshofes bald Ungemach. Dann, wenn die Mähsaison wieder beginnt...

Nicht nur Eckhardt Dippel hat mit den Hinterlassenschaften sein Problem; gerade in Zeiten der Schneeschmelze häuften sich jetzt die Beschwerden von Bürgern in der SZ-Redaktion. „Man muss jetzt auf den Wegen Slalom laufen“, äußerte sich eine – aufgemerkt: Hundebesitzerin – kritisch über die „Tretminen“.

„Das ist ein Problem, mit dem jede Kommune zu kämpfen hat“, sagte Wolfgang Münker vom Ordnungsamt der Stadt Kreuztal auf SZ-Anfrage. „Und es ist schwierig, es in den Griff zu bekommen.“ Hundehalter seien eigentlich verpflichtet, die Hinterlassenschaften der Vierbeiner mitzunehmen, zu entsorgen. Hierfür biete sich beim Spaziergang die Mitnahme eines Plastiktütchens an. Es sei aber nicht einfach, die Übeltäter – „das Problem ist der Hundehalter“ – zu ermitteln. Daher gebe es auch nicht viele Bußgeldverfahren. Das Ordnungsamt werde aber ab und an schon mal von Anwohnern informiert, die als Zeugen fungierten. Werde ein „Herrchen“ oder „Frauchen“ erwischt, drohe ein Verwarnungsgeld ab 25 Euro.

So genannte Hundestationen, an denen Hundebesitzer Papiertüten für die zu erwartenden Verdauungsrelikte ziehen könnten, seien natürlich nicht flächendeckend zu installieren. Sinn mache dies höchstens an neuralgischen Punkten, z. B. in Dreslers Park oder im Bereich der „Kurtchen-Brücke“ zwischen Ferndorf und Kreuztal.

An der Breitenbachtalsperre bei Allenbach und am Helberhäuser Wiesenweg stehen solche Hundestationen in der Nachbarkommune. Doch scheinen viele Hundebesitzer auf diesem Auge blind zu sein. So teilte Rolf Skale, Hilchenbachs Fachbereichsleiter Zentrale Dienste, gestern mit, dass auch über diese Strecken Beschwerden vorlägen. Ohnehin wird der für Ordnung und Sicherheit zuständige Mann im Rathaus zurzeit permanent auf die Hundekot-Problematik angesprochen, die im gesamten Stadtgebiet für Unmut sorge. Es mache jedoch keinen Sinn, Verbotsschilder anzubringen, reagiert Skale auf entsprechende Forderungen. „Wir können nur an die Vernunft der Hundehalter appellieren.“